Mit dem blauen Band klappt das prima, und jetzt kommen dann auch die lauen Luefte hinzu. Mit allen Konsequenzen. Der Dugout taut. Der erste Robin sitzt im Baum. Robins sind hier wie Schwalben in Deutschland: Fruehlingsboten. Und wie das in Alberta so zu sein scheint, geht’s gleich im grossen Gang weiter. Schwaene fliegen ueber den Hof, Gaense auch, endlich, und vorgestern sogar ein Weisskopfseeadler. Mehr Robins entdeckte ich an der Strasse, und trotz Schnee flatterten gestern auch schon Schmetterlinge.
Dieser Schmetterling suchte Wasser bzw mineralstoffreiche Fluessigkeit (naemlich praktisch Jauche!) – und da zeigt sich die Kehrseite des blauen Bandes. Die praesentiert sich in Abstufungen der hier sehr beliebten „Neutrals“, ueberwiegend schlammfarben. Der bisher so schoene Schnee verwandelt sich im Rubbeldikadetz in Wasser, und das wiederum verwandelt ebenso schnell und durchgreifend den Hof in eine Plempe-Wueste. Mit Spitzhacke, Schaufel (der Chef) und kleinen Stoeckchen (ich, grosser Spass!) versuchen wir, es in gewollte Bahnen zu lenken. Gummistiefel sind Pflicht. Wo noch viel Schnee liegt, ist er so weich, dass man sich jeden Schritt gut ueberlegen muss, um nicht immer noch bis ueber die Knie einzusinken.
Um das Abtauen zu beschleunigen, graebt der Chef ein grosses, tiefes Loch auf der Nordseite hinterm Haus. Irgendwo am Grunde des Loches liegt naemlich das Geruest, das eigentlich schon letztes Jahr aufgebaut und von dem aus ein neues Fenster in die Nordwand eingebaut werden sollte. Jetzt soll es aber endlich werden!
Hugo hatte am Montag einen schlechten Tag: Er ist jetzt 8 Monate alt, mit dem Fruehling kommen die Hormone, und so habe ich ihn von seiner Mama getrennt. Seitdem ist er schlecht gelaunt, verstaendlich. Mama Alma findet diese Trennung glaube ich gar nicht schlecht, sie verbringt viel Zeit mit sozialer Fellpflege mit ihrer Schwester/Freundin Luise und faellt nur selten in Hugos wiederholtes Jammergeschrei ein. Zum Ausgleich – und eher widerwillig – lernt Hugo jetzt Manieren. Jeden Tag habe ich ihn angebunden, seine Fuesse aufgehoben, saubergemacht, den ganzen Hugo ein bisschen abgeschrubbelt, und ihm dann ein paar Leckerchen im Eimer serviert. Erst bei diesem letzten Teil wird er enthusiastisch… Sozialverhalten uebt er mit den Lamas, ob er will oder nicht. Man kann da sehr interessante Studien zur Koerpersprache unter Tieren machen. Lamas sind wunderbare Studienobjekte, ihre Koerpersprache ist sehr klar, selbst fuer grummelige kleine Esel.
Tja, und dann geht das Fruehlingsgedicht weiter. Auf laue Luefte reimen sich suesse Duefte, jedenfalls bei Herrn Moerike. Hier eher nicht. Ich sage nur: Mephitis mephitis!
Der kleine Hund kam gestern abend nach einer Bellorgie mit dem grossen Hund irgendwo im Wald zurueck und sah so aus.
Koennte Wasser sein – war es aber nicht. Es gibt kein Geruchsinternet, und da braucht ihr jetzt mal nicht traurig zu sein. Der herbeigerufene Chef zog das Naeschen kraus und erkannte sofort klar: Skunk!
Als wir anfangs in Kanada waren, galten Stinktiere hier im Norden als Seltenheit, doch das hat sich in den letzten Jahren geaendert. Ob das nun am Klimawandel oder an den schwindenden Waeldern und der fortschreitenden Erschliessung auch unserer Gegend liegt, habe ich nicht herausfinden koennen. Tatsache ist, dass sie da sind. Wir haben schon einige gesehen, auch in der Naehe, und die Nachbarn haben schon mehrere erlegt, denn: Was keine Kuh ist, ist der Feind! Aber Hinterland Who’s Who, wohin der zweite Link oben fuehrt, erklaert mir einleuchtend, dass Stinktiere auch sehr nuetzlich sind. Huebsch sind sie allemal, es ist eine Schande, dass sie nicht nur stinken, sondern auch Uebertraeger von Tollwut sind.
Der kleine Hund jedenfalls hat die Nacht im Exil vor der Haustuer verbracht, dort liegt er auch heute morgen noch und will den Kopf gar nicht heben, fast koennte man glauben, das Missgeschick sei ihm bewusst und er schaemt sich,. Angeblich hilft ein Bad in Tomatensaft…
Klar, es ist erst April, da hat es in Alberta immer noch Schnee… hatte ich schon fast verdrängt. Der April im Schwarzwald hingegen wir bisher sehr ungewöhnlich: trocken und mit Temperaturen bis 30 Grad. Die Natur hat’s gerade so hingenommen und ist „explodiert“. LG Sonja
Ach, liebe Sonja – wer will schon 30 Grad im April? 😉 Ich nicht, da waere ich voellig ueberfordert!