Das war in diesem Fall mal meins. Und ich war nicht zu faul zum Schreiben, nein, wirklich nicht. Ich hatte tatsaechlich so viel mit meinen Projekten zu tun, dass ich zu nicht viel anderem gekommen bin. Aber heute, heute ist es grau und verschneit, und ich habe das Wichtigste getan, alle Tiere sind versorgt, der Ofen heizt, und der Rest ist mir jetzt mal egal. Die Maenner, Gereon und sein Buddy Marvin, „spielen“ wieder im Wald, mit Marvins Pferdegespann.
Der Zaun, der die Esel auf dem Foto davon abhaelt, mal wieder den Hof zu erkunden und alles, was sie bewegen koennen – und das ist erschreckend viel – mal um 10 cm rauf, runter oder seitwaerts zu bewegen, gehoerte auch zu meinen Projekten. Die schweren Stahlgatter hat meine wunderbare Alma in der echten Landschaft von ganz hinten auf dem Foto nach ganz vorne in dem Foto gezogen. Ich hatte nach zweien aufgegeben, mir Alma „geschnappt“, Kummet umgehaengt, Ketten dran, Ortscheit dran, ein bisschen gerasselt und sie das Ortscheit durch den Schnee ziehen lassen, zum Gewoehnen, weil ich sie seit Monaten nicht mehr irgendwo vorgespannt hatte – und dann ging es los! Esel sind sooooo toll!
Was die anderen Projekte des vergangenen Jahres angeht, hatte ich die meisten ja schon ordentlich vorgestellt und damit angegeben. Das laengste Projekt ist ohne Frage das gesamte Kuh-Abenteuer. Hatte ich vor zwei Jahren, oder schon drei, also in 2018, noch gedacht, die Kuh wuerde mein letztes grosses Projekt, so musste ich dieses Konzept von Grund auf ueberdenken. Nachdem Brontë naemlich immer umgaenglicher wurde und wir, wie vor einigen Monaten beschrieben, im Milchsee schwammen, wurde mir dann doch wieder kontinuierlich meine Milchquote gesenkt. Beefy, ihr Soehnchen, wuchs natuerlich auch wie Unkraut bei der guten Versorgung und mit ihm wuchs sein Appetit. Brontë wurde zunehmend unwillig und geizig mit ihrer Milch, ohne natuerlich weniger zu essen. Der Milchkaffeepreis stieg bestimmt wieder in schwindelnde Hoehen, gut, dass darueber keiner wirklich Buch fuehrt. Die voellig logische Loesung des sich anbahnenden Problems: Eine zweite Kuh musste her! Mit versetzten Kalbungsterminen wuerde damit die Milchversorgung rund ums Jahr gesichert. Versteht doch jeder, oder? Ich meine, was sonst haette ich tun koennen??? Natuerlich wusste ich schon ziemlich genau, was bzw. wen ich wollte, und zu meinem Erstaunen war der Herr Hoe. auch einverstanden mit meiner Logik, soweit ich das erkennen konnte. Und so betraten Anfang September Tilda und ihr ganz frisches Kuhkaelbchen Tara die Buehne. Die beiden kamen – eigentlich auch logisch – von unseren „Lieferanten fuer Alles“, Sam und Corinne, denen wir seit den Ziegen eigentlich alle groesseren Errungenschaften verdanken.

Wie man sofort erkennt, ist Tilda ganz anders. Sie ist eine Jerseykuh, oder jedenfalls ueberwiegend. Sie hat von Geburt keine Hoerner und sie ist sehr menschenfreundlich. Ich hatte natuerlich Sorge, dass die brummige Brontë ihre Hoerner bei jeder Gelegenheit zum Einsatz bringen wuerde, aber bis jetzt – toi-toi-toi – verstehen sich die beiden ziemlich bis sehr gut, und ich bin sehr erleichtert. Die kleine Tara ist immer noch, obwohl auch sie gewachsen ist wie das sprichwoertliche Unkraut, umwerfend niedlich und, genau wie ihre Mutter, sehr menschenfreundlich. Allerdings laesst sie sich nun doch ein paar winzige Hoernchen wachsen – waere gar nicht noetig gewesen. Der Herr Hoe. glaubt immer noch nicht, dass das ernst zu nehmen ist, aber ich weiss, was ich fuehle. Weil Tara aber so nett ist, macht mir das eigentlich keine Sorgen. Und wenn Brontë sich weiterhin immer wieder sehr schwierig benimmt oder – was leider viel schlimmer waere – wieder Milchfieber bekommt und da nicht rauskommt, dann koennte Klein-Tara ihren Einsatz haben.
Der Milchsee ist wieder da bzw. ich habe ihn ein bisschen zurueckgefahren, weil ich wirklich nicht mehr Herr bzw. Frau ueber die Flut wurde. Und weil leider meine Kaeseanstrengungen immer mal so richtig schief gegangen sind. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich stolz darauf, dass ich seit dem 1. Mai, als Beefy geboren wurde, mit nur ganz wenig Gejammere jeden Tag gemolken habe, mehrere Monate zweimal taeglich, jetzt wieder nur einmal, aber beide Kuehe. Ich weiss, dass das fuer andere Leute die Norm und der Alltag ist, aber ich glaube, ausser meinem Tee am Morgen habe ich noch nie etwas so konsequent durchgehalten, unsortiert, wie ich nun mal bin.
Kuehe im Herbst Klein-Tara, mit Sahne in den Haaren 😉
Als ich wusste, dass da noch eine Kuh kommt, musste ein zweiter Schuppen her, den mir Jeremy rucki-zucki gebaut hat. Fotos habe ich total vergessen, das passiert schon mal bei so Sachen, die einfach nur praktisch sein muessen.
Auch die Esel bekamen, spaeter im Jahr, ein zusaetzliches Huettchen, in das aber tatsaechlich zu meinem grossen Erstaunen auch die Kuehe passen. Natuerlich nie alle gleichzeitig, denn wo Brontë ist, darf hoechstens noch ein Kalb dazu. Ihre Kollegin mit reinzulassen – soweit geht die Freundschaft dann doch nicht… Das Huettchen habe ich gekauft, und meine beste Nachbarin Margaret hat es mit ihrem dicken Traktor an Ort und Stelle gezogen. Margaret, der Traktor und ich – gemeinsam kriegen wir echt was gewuppt!

So, jetzt aber wieder in die richtige Chronologie.
Projekte, das war das Stichwort. Selbst ist die Frau – das war meine Devise im letzten Jahr, und ich hoffe, dass ich das beibehalten werde. Vom begonnenen Anbau habt ihr ja schon Fotos gesehen, nach diesen Fotos hat der Herr Hoe. dann noch mit mir zusammen ein bisschen Beton gemischt und verbaut, und ab da habe ich das Projekt in Eigenregie uebernommen. „Eigentlich“ war es sowieso zu spaet im Jahr, man musste taeglich mit Nachtfroesten rechnen, und der Betonmensch, Donald, war zugeschmissen mit Arbeit und aeusserte sich sehr zurueckhaltend. Und dann gab es ein gutes Fenster in der Wettervorhersage, und ploetzlich ging es los. Erst Schotter in das vorbereitete Loch, dann kam der wirklich monstergrosse Betonlaster und lud ab. Den Fahrer, ebenso wie den Schotterfahrer, habe ich sehr bewundert. Beide fuhren millimetergenau, in unserem engen Hof zwar notwendig, aber nicht einfach. Das ganze ging fuer mich erstaunlich schnell, Donald brachte Helfer mit, und alle schienen genau zu wissen, was sie wann zu tun hatten. Und schwupp-diwupp: Bodenplatte!
Danach gab’s natuerlich erstmal wieder Frost und Schnee und Mistwetter, und dann kam wieder ein Fenster im Wetter, und mit ihm mein Anbau mit ganz vielen Fenstern.
Wie man sieht, waren die Elektriker auch schon da, es gibt Licht in Mengen, das kleine Fenster gehoert zum BADEZIMMER! Allerdings fehlt immer noch die Heizungs- und Wasserinstallation. Aber ich habe es jetzt so weit gebracht, den Rest schaffe ich auch noch. Und zwischendurch gab’s noch Moebel im Haus, essbaren Kaese, einen kleinen Wiedereinstieg ins Korbflechten, ein weiterer Pullover ist fertig, ich habe mir eine Heuballenraufe gekauft, die aus Kunststoff ist und die ich selbst bewegen kann, der Mulcher war noch mal da, ich habe eine Heizung im Honeyhouse installieren lassen, …
Es war ein ziemlich anstrengendes Jahr, denn neben den Projekten fand auch der ganz normale andere Wahnsinn zuverlaessig statt, und dann, nicht zuletzt, gab und gibt es auch noch das Coronavirus. Dazu vielleicht ein andermal was, es ist ja kein Mangel an Info und Fehlinfo zu diesem Thema, da werde ich gar nicht gebraucht, und das ist gut so.
Jetzt geniesse ich den restlichen Winterschlaf und versuche, aufzutanken und nicht zuviel zu tun. Mich zu bewegen, an der frischen Luft. Zu lesen, zu stricken, interessante Podcasts zu hoeren. Mit Netflix zu spuelen. Spuelfilme nennt der Herr Hoe. die von mir konsumierten Streifen. Juengst Bridgerton – da war ich immer traurig, wenn der Spuel alle war. Demnaechst wieder „10 pourcent“ (Call my agent), franzoesisch und wunderbar. Und weil die viele Milch weg muss, gibt’s statt Kaffee immer mal einen wunderbaren Kakao mit Tilda-Milch, und dann muss ich mich unbedingt wieder bewegen. Jetzt auch wieder. Schon halb fuenf und noch hell – der Sommer kommt!
Bleibt gesund!