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Bleibt alles anders

So sang vor Jahren schon Herr Groenemeyer, und das denke ich zur Zeit auch haeufig. Schon wieder mehr als zwei Monate, seit ich zuletzt geschrieben habe, aber passiert ist in diesen Monaten genug fuer ein ganzes Jahr, so fuehlt es sich an. Nur draussen, draussen sieht es immer noch so aus wie vor zwei Monaten. Die Sonne scheint, der Schnee glitzert, die Tiere wollen jeden Tag essen und fordern eine gleichbleibende Routine. Das hat etwas sehr Gutes in diesen Zeiten, wo sich alles irrwitzig schnell zu aendern scheint.

An den Februar erinnere ich mich schon kaum noch. Schnee, Brot, Wanderungen in den Wald – das Uebliche. Alma half mir, Feuerholz zum Haus zu ziehen, ich hielt die diversen Oefen am Laufen. Mittendrin ein sehr erschreckender Kaminbrand, den wir und das Haus aber ohne sichtbare Schaeden ueberstanden haben. Ein schoenes Wochenende mit den Young Agrarians, einer Organisation junger und nicht so junger, bereits aktiver oder Moechtegern-Landwirte. Ende Februar kam dann die Nachbarin und brachte einen Rundballen, nachdem sie mir drei (DREI!) auf den roten Rudolf geladen hatte. Rudolf, der kann was! Schliesslich wuerde ich am 1. Maerz nach Deutschland fliegen, und die Tiere sollten gut versorgt sein. Wir haben festgestellt, dass diese Heulieferungen unter uns Frauen mehr Spass machen als mit Maennern (nein, ich will hier niemanden diskriminieren, aber es war tatsaechlich irgendwie einfacher, praktischer und lustiger, das letztere sowieso!)

Dann bestieg ich mit zwei halbvollen Koffern erst den kleinen und dann den grossen Flieger, trotz Unkenrufen, ob ich denn wohl trotz Corona aus Deutschland wieder rauskommen wuerde. Ich war optimistisch, vielleicht auch ein bisschen naiv. Doch schliesslich gab es in Deutschland den Nachlass meiner Mutter zu regeln, und dafuer wollte ich mir den ganzen Monat Zeit nehmen.

In Deutschland wurde ich von regnerischem Wetter empfangen, es war ueberwiegend grau, was meiner Motivation so gar nicht half. Aber es gab auch schoene Zeit mit meinen Maedels, nette Abende mit Freunden und schliesslich dann schoenes Wetter, Gaenge mit den Hunden, und noch ein bisschen Sitzen an der Datscha, die ich mit sehr schwerem Herzen jetzt aufgebe. Ueberhaupt war dieser Aufenthalt gepraegt von einem Gefuehl von Aufgeben, Gehenlassen, Loslassen. Wichtige Uebungen, die jetzt wohl dran waren.

Und ueber allem schwebte die sich rapide entwickelnde Coronavirus-Situation. Aus Kanada kamen Fragen, ob ich denn nicht nach Hause kommen wolle, ob das denn alles so klug sei, etc. Ich blieb immer noch recht entspannt. Aber dann rief tatsaechlich der Herr Hoe. persoenlich an – ein seltenes Ereignis. Ob ich schon umgebucht habe? – Nein, warum? – Solltest du aber besser… – Tat ich dann auch, verkuerzte meinen Aufenthalt um 10 Tage, und es sieht so aus, als ob ich einen der letzten Air Canada Fluege nach Calgary erwischt habe.

Frankfurt war gespenstisch leer, mein Flug scheinbar laengst nicht ausgebucht. Calgary sah etwas belebter aus, aber der letzte Flug nach Grande Prairie hatte – bei moeglichen knapp 100 Passagieren – nur 18 Reisende an Bord.

Zu Hause bin ich jetzt in – inzwischen gesetzlich verpflichtender – haeuslicher Isolierung. Das ist nun natuerlich so gar nicht schwierig. Abgeholt wurde ich von Gereon und Freundin Katrin mit zwei Autos und chauffierte mich dann allein nach Hause, mit den beiden im nachfolgenden Auto. So wurde es moeglich, dass Gereon dennoch arbeiten gehen kann, weil er sich in seiner Werkstatt einschliessen und keinen sehen darf. Sogar Einkaeufe fuer uns uebernimmt seine Firma jetzt und stellt ihm alles vor die Werkstatttuer. Kommunikation erfolgt nur per Telefon

Eingekauft hatte aber auch Katrin schon fuer uns, nach meiner durchgetexteten Liste. Weil wir so leben, wie wir schon lange leben, sind 14 Tage ohne weiteres Einkaufen so gar kein Problem. Doch wie ich hoere, gibt es auch hier Hamsterkaeufe. Was fuer ein merkwuerdiges Verhalten! In Alberta sind relativ wenige Faelle, doch die Zahlen steigen natuerlich auch hier. Es wurden jedoch schon sehr frueh recht strikte Massnahmen ergriffen, und aufgrund unserer grossen raeumlichen Distanz hier auf dem Lande hoffe ich, dass in den Zentren genuegend Immunitaet entsteht und das Virus sich totlaeuft, bevor es bis zu uns durchdringen kann.

Es hat noch mehr Schnee gegeben, doch die Temperaturen sind bis auf einen kleinen Ausreisser einstellig nach oben und nach unten. Morgens beginne ich den Tag mit dem NDR-Podcast mit Prof. Drosten, dann lese ich die neuen Berichte des Robert-Koch-Instituts. Nachmittags gibt’s den Video-Bericht der Chef-Medizinerin der Provinz, zu dem sich hin und wieder auch der Ministerpraesident gesellt. Nachrichten liest nach wie vor nur der Herr Hoe., ich traue denen eher nicht. Und dazwischen sind meine Tage wie immer. Bleibt eben alles anders. Im Moment bin ich recht gelassen.

Euch, liebe Leser, wuensche ich gute Nerven und klare Koepfe. Passt gut auf euch und eure Nachbarn auf.

Der Sommer – ich weiss nicht, ob ich den brauche…

Am Ende des Winters, also so im April zum Beispiel, bin ich ihn dann doch meist leid, den Winter. Genug Schnee, genug Kaelte, genug Dunkelheit – obwohl die im April ja schon weg ist. Aber den Sommer, den bin ich glaube ich noch viel schneller leid. Und dieses Jahr gibt er sich auch noch sehr waessrig, so dass die netten Seiten schwierig zu finden sind. Alles waechst wie bekloppt, vor allem da, wo es nicht soll. Die Kartoffeln kann ich vor Unkraut kaum sehen, und zum Anhaeufeln bin ich gar nicht gekommen – das wird spannend, wenn denn geerntet werden kann.

Den Hof hat zu groesseren Teilen die Kuh uebernommen. Zaeune naemlich wachsen auch bei Regen nicht, und so hat die Kuh immer noch einen zu kleinen, zu wenig bewachsenen „Auslauf“, der bei dem ueberwiegenden Wetter schnell zu Plempe wird, und ich bemuehe mich, ihr alles verfuegbare Gras auch wirklich verfuegbar zu machen. Das mit dem fehlenden Zaun ist sehr schade! So richtig frei lassen im Hof kann ich sie aber nicht, denn – ich hatte es bereits erwaehnt – sie richtet mit ihren drei Helferlein Schaeden an, mindestens so gravierend wie die Ziegen. Neulich zum Beispiel hat sich der Hackepeter einen Sonnenschirmbezug um die Hoerner drapiert – Ende des Sonnenschirms! Gestern rissen sie in gemeinsamer Arbeit eine sowieso schon arg verschlissene Plane vom alten Pole Shed, auch die drapierte sich der Hackepeter um die Hoerner, er hat irgendwie einen Hang zum Verkleiden. Da konnte ich dann mit viel Ueberredung ihnen die Plastikfaeden aus den Maeulern ziehen – wahrscheinlich muss ich gar nicht erklaeren, was das mit meiner Laune macht….

Heute habe ich beschlossen, dass die zuverlaessigsten unserer Landschaftsgaertner uebernehmen duerfen und habe die Lamas in den Hof gelassen. Es sind ja seit einiger Zeit nur noch das Lila Lama und Sohn Hektor. George konnte aufgrund seiner Durchtrittigkeit so schlecht laufen, dass er ueberwiegend nur noch rumlag und ich Gereon den Auftrag/die Erlaubnis gegeben hatte, ihn in eine andere Welt umziehen zu lassen. Sowas kann er dann sehr schnell regeln, der Herr Chef, und kaum war ich mal wieder in Deutschland, war George nicht mehr unter uns.

Das Lama jedenfalls bzw. Lamas ueberhaupt, so nehme ich mal an, sind geniale Rasenmaeher. Mit ihren Gummifuessen (Musterbeispiel fuer oekologisch kleinen Fussabdruck) machen sie praktisch nix kaputt, arbeiten dabei sehr ordentlich an allen Ecken rum, die mit Whippersnappers und Rasenkantentrimmern und Rasenmaehern und Sensen (mit denen schon gar nicht) nur schwer oder kaum zu erreichen sind. Sie fressen die merkwuerdigsten Gewaechse, jedoch nie die giftigen. Heute zum Beispiel hat das Lama aus dem Blumenstrauss, der seit zwei Tagen in der Regentonne parkte, das Weidenroeschen rausgepickt, den leider giftigen, jedoch wunderschoenen wilden Rittersporn aber ordentlich zurueckgelassen. Auch mit Autos kann man sie allein lassen, schlimmstenfalls wandern sie wie eine weiche Portalwaschanlage an ihnen vorbei… niemals aber wollen sie auf Hauben springen, Gummiteile abnagen oder mal ausprobieren, wie so ein Auto klingt, wenn man unablaessig mit einem Horn dagegen demmelt. Ich liebe die Lamas – jeder sollte mindestens zwei haben.

Kantenschneiden am Honeyhouse
Unser dienstaeltestes Team-Mitglied, geschaetzte 15 – 16 Jahre alt.

Lili arbeitet auch ein bisschen im Verschoenerungsteam, aber sie macht mir Sorgen: Ihr Bauch sieht immer sehr voll aus, dabei weiss ich, dass sie Zahnprobleme hat und immer viel Essen wieder ausspuckt. Wenn sie auf der Seite liegt, atmet sie so schwer, dass es beaengstigend klingt. Aber sie ist froehlich, unser zweitaeltestes Team-Mitglied, 11 Jahre.

Lili in der Sonne – Lieblingsbeschaeftigung

Leider gehoeren gerade zum Sommer immer auch die Dramen. Von den sieben geschluepften Putchen leben heute morgen noch drei. Weil die Henne immer so aufgeregt war und die Fuetterung schwierig, hatte ich die bis dahin ueberlebenden fuenf Putchen mit ihrer Mutter in die gefaehrliche Freiheit entlassen. (Auch, weil ich mich ausserstande sah, taeglich circa eine Stunde mit der Putenaufsicht, dem Wieder-Einfangen entwichener Kueken, dem Zurechtstutzen des lauernden Hundes etc.pp.) zu verbringen. Nach einer sehr regnerischen und auch stuermischen Gewitternacht zaehlte ich morgens nur noch drei Kueken, und bei intensiver Suche fand ich ein totes und eines, das ich fuer tot hielt, bis es ein Auge oeffnete. Meine Versuche, es aufzuwaermen, gingen – wie eigentlich immer – schief. Und doch kann ich mich nie dazu durchringen, so ein kleines Wesen einfach draussen liegen zu lassen.

Die Waermflasche kam zu spaet

Also meinetwegen koennte es jetzt auch Herbst werden, mindestens, wenn nicht sogar Winter. Die Handwerker, die ich hoffte anzuheuern, sind sowieso bis Oktober/November ausgebucht. Die angefangenen Projekte drohen mal wieder im Sande bzw. in den Pfuetzen zu verlaufen. Meine Laune, … wie gesagt… Und weil ein Lippenstift schon lange nicht mehr reicht, um mich wieder aufzubauen, kaufte ich mir zur Abwechslung mal ein Auto!

So ein junges Auto hatte ich schon lange nicht mehr. Es faehrt sich – logisch – sehr deutsch, und ich hoffe sehr, dass es sich an die Schotterstrasse gewoehnen kann… Ob es dafuer wohl auch „ordentliche“ Reifen gibt? Auf jeden Fall kann man die Bodenfreiheit um etwa 4 cm erhoehen lassen, da denke ich schon drueber nach. Noch ist es fast total sauber innendrin, unglaublich. Kein Staub. Radio und CD-Spieler. Ich koennte vier (!) zusaetzliche Menschen transportieren, mit einigem Gepaeck, ausserdem viel, viel schneller fahren, als es buchstaeblich die Polizei erlaubt (der Tacho ist totale Verschwendung). Es gibt nur einen Schluessel, und den habe ich!

Achtung, Werbung!

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Das ist der Shark, der Hai. So eine Art Hammerhai-Staubsauger. Er hat Millionen Funktionen, gefuehlte 87 An- und Ab- und Umbauteile und wiegt ca. 1 Tonne. Seine Spezial-Hochleistungs-Turbo-Power-Teppichbuerste reisst regelmaessig aus meinem von meiner Mama geschenkten Perserteppich Faeden raus (ok, ich gebe zu, Trudi und das Kitty-Kotzi arbeiten da vor…) Diese Spezial-pipapo-Buerste kann aber wirklich nur Teppich, und zwar stabilen Teppich. Leichtere Teppiche will sie gleich auffressen, macht dabei und immer viel Laerm. Schon bei meiner Gummi-Fussmatte aber kapituliert sie, ebenso wie auch die andere „normale“ Buerste und die dritte Anbau-Hammerhai-Nase. Diese beiden geben auch bei engen Ecken, groesseren Kruemeln, querliegenden Heuhalmen (was man halt so auf dem Fussboden hat) den Dienst auf. Da kann ich ja gleich kehren.

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Wie man ebenfalls sehen kann, saugt der Shark den Staub nicht nur innen, sondern auch aussen an, aber und wie!. Dann sieht er aus wie ein verstaubtes Neuschwanstein mit all seinen Erkerchen und Tuermchen, den roten Knoepfchen und Hebelchen und Halterchen. Kabel muss ich natuerlich von Hand aufwickeln, ist mir ergo permanent im Weg und ist ausserdem noch steif und sperrig. Er war mir empfohlen worden, nachdem ich den DirtDevil in Rente schicken musste (der Herr Hoe. hatte ein entscheidendes Teil MIT dem Staubsaugerbeutel in den Muell geschmissen, so habe ich es rekonstruiert). Ausserdem schien der Shark mit seiner beutellosen Technik umweltfreundlicher zu sein. Dass er immer nur volle Power kann bzw. man ihm Luft geben muss, wenn man weniger Power will, das ist mir erst spaeter aufgegangen. Das ist so wie Heizen bei offenem Fenster, zum Beispiel. Und wenn ich den Staubbehaelter entleere, was schon von vorneherein nicht so ganz einfach ist (Neuschwanstein auch innen…), sehe ich danach aus … wie ein Staubschwein. Anders kann ich es nicht beschreiben. Also greinte ich schon laenger, versprach dem Herrn Hoe., den Shark erst zum Verkauf anzubieten und dann etwas anderes zu kaufen, aber kurz vor Muttertag ging es nicht mehr. Ich war es soooo leid. Und Costco (wo ich eigentlich auch nicht einkaufen will, aber der echte Laden hatte schon zu und manchmal muss es einfach sein…) hatte einen im Angebot. Und Muttertag ist eine prima Ausrede fuer alles Moegliche.

Jetzt arbeitet mit mir der gute Miele. In gelb!

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Saugstaerke zum Einstellen, klein, leicht, wendig, sauber (nix Neuschwanstein!), leise, eine Buerste kann alles, Perser, Sperrholzfussboden und Fussmatte! Und Betten und Holzleisten und Ecken und Schornsteinrohre, aber natuerlich habe ich auch leicht zu montierende Alternativ-Buersten und Saugrohre – ich sag’s euch, wenn ich jetzt laenger nix schreibe, dann ist das, weil ich staubsauge… Weiter geht’s…

Der Opa

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Heute waere er 94 geworden. Letzten Juli ist er gestorben. Ich denke viel an ihn, hier in Kanada, wo er nie hin wollte. Dabei bin ich sicher, es haette ihm gefallen. Immer erkundigte er sich nach der Anzahl der Passagiere im Flugzeug, immer wollte er wissen, ob denn die Baeren/Woelfe/Kojoten/Elche „boese“ seien. Wenn ich mal wieder meine Welt mit Heukoerdelchen zusammenhalte, denke ich an seine „Frickeleien“ – sein Material der Wahl war haeufig Draht. Meine Mutter war  nicht immer beeindruckt von seinen Kreationen. Auf der Suche nach irgendetwas, das ich an einem sicheren Ort verstaut habe, kommen mir seine grandiosen Suchen, z.B. nach Tomatensamen, in den Sinn. Wir beide haben unsere Liebe und Faehigkeit zur Ordnung bestens getarnt, vielleicht auch verlegt, wobei er aber immer behauptete, er wisse genau, wo er alle seine Dinge habe. Ich habe das aufgegeben, fast… Seine Neugierde hat er bis zum Ende seines Lebens behalten, ebenso wie sein technisches Interesse, das ich bestimmt zu grossen Teilen von ihm geerbt habe. („Lass mal gucken, das tu ich mal unters Lesegeraet…“) Auch meine Liebe zu den Tieren hat er wahrscheinlich begruendet. Er brachte den ersten Wellensittich an, und er kaufte mir den ersten Esel. Wahrscheinlich, weil er selbst sowas gern haben wollte (auch ich habe fuer meine Kinder Ratten angeschafft, weil ich die so spannend fand…) Sein „Charlie-Maennchen“ sass beim Essen immer neben ihm und hatte seinen eigenen kleinen Teller. Weil wir uns ziemlich aehnlich waren, haben wir uns natuerlich auch gezankt wie die Kesselflicker, aber zum Ende unserer Zeit miteinander sind wir wohl beide etwas milder geworden. Das war gut. In seinen Augen meine beste Leistung waren mit Sicherheit seine beiden Enkeltoechter, mit denen er wieder ganz neu die Abenteuer am Teich und im Garten erleben konnte, fuer die er bastelte, Schaukelpferd und Sandkasten, und Bildchen mit Nachrichten malte, und auch mal selbst das Reitpferd machte, auf allen Vieren, noch im Blaumann. Und als dann auch noch „was aus ihnen geworden ist“, war er sehr stolz.

Immer hatte er Zeit fuer ein Struengschen und ein Bier (oder mehr) mit Nachbarn und „Kumpels“, auch als er schon schlecht sah und hoerte.

Er hatte bestimmt, dass er keine Trauerfeier und kein „Gedoens“ haben wollte, und wir haben uns daran gehalten. Aber ich denke immer noch, dass eine richtig gute Feier, was man hier „Celebration of Life“ und nicht „Trauerfeier“ nennt, das sowas sehr in Ordnung gewesen waere, mit Kumpels, Freunden und Familie, mit vielen Geschichten, ein bisschen Nachdenklichkeit, aber auch viel Lachen. Und natuerlich mit Bier. Ich jedenfalls trinke heute abend einen auf Dich. Prost, Opa!

Bevor eine eine Reise tut – Travel preparations

Bevor ich am 29.3. den Flieger Richtung Calgary bestieg, hatte ich eine lange Liste abzuarbeiten. Ueber das Aufraeumen will ich lieber nicht sprechen, ausser, dass ich meiner juengeren Tochter sehr dankbar bin fuer ihre haeufig wiederholten, inspirierenden Worte: „Das kann weg!“ Kann sie dann hoffentlich dieses Jahr auf der anderen Seite des Atlantiks auch sagen.
Before I boarded a plane headed for Calgary on the 29th, I had a long to-do list. I am not going to mention the de-cluttering and organizing part, except that I am very grateful to my younger daughter for her often repeated, inspiring words: „That can go!“ And I hope that she’ll say that again this year on this side of the Atlantic.

Zuerst wurden, wie meist im Fruehjahr, die Apfelbaeume beschnitten. Immer wieder ein grosser Spass, dem Klettergaertner zuzuschauen (und zuzuhoeren, denn er nutzt den luftigen Platz, um mir die Welt zu erklaeren 😉 ) Das Wetter war wie dafuer gemacht.
First and as in most springs, the apple trees were pruned. Always a lot of fun to watch the climbing gardener (and to listen to him, because he uses the trees like his very own soapbox and explains the world from me from the lofty heights 😉 ) The weather was just perfect!

Derweil wurden zuhause die Waende schoen gemacht.
Meanwhile, at home, the walls were painted.

Dann noch schnell einen Einzelkurs im Sensen, inklusive Dengeln und Schaerfen. Hartmut hatte uns ja schon die Grundbegriffe des Besenbindens beigebracht, schoenes altes Handwerk. Aber Sensen sind noch einmal ein bisschen komplexer. Aber sehr spannend. Es juckt einen in den Fingern…
Then a quick 101 workshop for mowing with, peening and sharpening a scythe. Hartmut had already taught us the basics of making brooms, also a fascinating old skill. But scythes are a different story altogether and much more complex. But very interesting. My fingers itch, I’d love to get going... Es wurde angepasst.
How to adjust the size.Erklaert.
What to look for.

Eingestellt. Der kleine weisse Stein ist wichtig!
How to get the right angle. The small white rock is important!Gedengelt. Mit verschiedenen Werkzeugen.
Peening with different tools.Und gemaeht. Sogar Rasen. Erstaunlich!
And mowed. Even a lawn. Amazing!Dann wurden Koffer gepackt, Dinge gesucht (und nicht gefunden), Koffer gewogen, dazwischen immer noch Organisatorisches erledigt, Tee getrunken, mit den Maedels an der Datscha abgehangen, Nerven bewahrt, Nerven schon mal verloren – aber es wurde alles fertig, und am Mittwoch ging’s auf den Roadtrip nach Frankfurt. Der Flug startete mit Verspaetung, weil noch ein ueber-alkoholisierter Passagier „entfernt“ werden musste, und damit auch sein Gepaeck. Das dauert… und meine Umsteigezeit in Calgary war knapp bemessen. Der Flug, diesmal auf einem etwas teureren Sitz, war ruhig und nicht unangenehm. Es gab erstaunlich viel Platz, „echtes“ Besteck und Geschirr, sogar richtiges Glas. Das habe ich dann gleich mal fallengelassen, und es fand beim Absturz auf den Teppichboden eine harte Ecke – tausend Scherben! Nun weiss ich, dass die erfinderischen Flugbegleiterinnen fuer solche Faelle weder einen Tischstaubsauger noch – waere mir einleuchtend gewesen – Duct Tape zur Hand haben. Nein, sie nehmen eine Damenbinde, entfernen die Schutzfolie und heben mit dem frei gewordenen Klebestreifen die Splitter vom Teppich. Gewusst wie! Obwohl Duct Tape besser gewesen waere, denke ich.

Then the suitcases had to be packed. Stuff searched (and not found), suitcases weighed, get more things organized for my absence, keep cool, get all heated up occasionally, have tea, hang out with my girls at the datscha – but everything went fine, and on Wednesday we set out on our roadtrip to Frankfurt. The plane took off late, because a seriously inebriated passenger had to be „removed“, and his baggage to be found, which took quite while. My layover in Calgary was short… The actual flight was ok, partly probably due to the somewhat more expensive seat that I had booked, including a lot a more room for myself, „real“ flatware and china, even a real glass. Which I dropped onto something hard, before it hit the carpet and shattered into a thousand little pieces. Now I know that the resourceful flight attendants don’t have a small vacuum or even – would have seemed logical to me – duct tape. Instead they take a panty liner, remove the protective paper and lift the small pieces off the floor with the sticky part. Smart! Even though I thought duct tape would have done a better job…

In Calgary war ich fuer den neuen Elektroshuttle-Service dankbar, haben sich doch die Wege nach dem Flughafenumbau deutlich verlaengert. Und der Anschlussflug hatte ebenfalls Verspaetung. Anscheinend waren ein paar Flieger kaputt, und es dauerte, bis man einen funktionierenden Vogel plus das passende Personal gefunden hatte. Unserer hat bis Grande Prairie durchgehalten, leider aber meinen zweiten Koffer nicht mitgebracht. Den liefert Air Canada nun bis an die Tuer. Selbst schuld!
In Calgary I was grateful for the e-shuttle service, because since the airport was extended, the distances are so much longer. But my connecting flight was late as well. Obviously some of the aircraft were broken down and it took them a while to find a functioning one, plus the matching crew. Well, we made it to Grande Prairie, unfortunately though without my second suitcase. This was delivered here by Air Canada today. Their own fault…

Ich fahre jetzt Milch holen und erzaehle euch spaeter weiter, wie ich hier so alles vorfand. Sonne scheint, logisch!!

I will now pick up some proper milk and then continue my report about how I found things here. The sun is shining, by the way…

Datschazeit – Datschatime!

Weil das Leben immer noch reichlich bunt ist, und immer noch nicht nur Lieblingsfarben, bin ich sehr froh, dass im Moment das Wetter mitspielt und mir Datschazeit ermoeglicht. Ich uebe fuer Kanada: Tippen mit kalten Fingern. Der Flug ist gebucht, liebe Leser, und waehrend ich das schreibe, kriege ich ein kleines Prickeln in den Bauch!

Life is still quite colourful, and not all favourite colours, so I am very happy that at least the weather is cooperating and permitting me datscha time. I am practising for Canada: Typing with cold fingers. My ticket is bought, dear readers, and as I write this, my stomach does a little somersault…

Aber jetzt gerade, morgens um 7:25 und wenn ich mir den Strassenlaerm wegdenke, ist es hier auch SEHR schoen. Gestern habe ich schon den Rasenmaeher angeworfen. Natuerlich maehte ich keinen Rasen, weil es keinen gibt, aber ich habe Brombeeren geschreddert, die auf dem besten Weg waren, alles zu uebernehmen. Ko-Existenz, meine Lieben, Ko-Existenz ist das Zauberwort. Und so bekamen sie einen Haarschnitt.

But right now, at 7:25 am and blocking out the noise from the road in the valley, it is REALLY quite beautiful here, too. Yesterday I even started the lawn mower. Of course, there is no lawn around the datscha, but some very lively brambles that were threatening to take over, so I shredded them. A little haircut, so to speak. Because it’s all about co-existence, right?

Es gibt eine neue Hundehuette, und die beiden Damen sind sehr einverstanden damit.

The girls got a new dog house, insulated, with a see-through door (not installed in the picture), and they like it a lot.

Neulich waren die beiden Nachbarinnen aus dem Tal hier, und wir haben Besenbinden gelernt/geuebt, eine sehr schoene Hexenbeschaeftigung.

A couple weeks ago, my neighbours from down in the valley came up, and we took a little course in broom-making – a lovely craft for witchy women.

Ueberall sind Fruehlingsboten, gerade ruft direkt vor meiner Nase, im alten Kirschbaum, eine Kohlmeise. Neulich entdeckte ich in meinem anderen Waeldchen diese Maerzenbecher, unerwartet und sehr willkommen.

There are signs of spring everywhere, and just now a pair of Canada geese is flying by – love that! In another little piece of forest, I discovered these Leucojums, spring snowflakes, the dictionary tells me. I love them, too, and did not know they grew there.

Noch ziemlich genau zwei Wochen. Ich sollte mal sehen, dass ich noch was erledigt bekomme.

Two more weeks pretty much exactly. I need to get going. Lots of things still to do.

Tee am Morgen – aber anders. Morning tea – different.

img_9254Es schneit ein bisschen. Ich beginne den Tag im Wintergarten, wie immer seit kurz vor Silvester. Aus familiaeren Gruenden bin ich praktisch umgezogen und damit auch zwangsweise hundelos und meist viel zu warm. So eine Veraenderung der „Umstaende“ geht ratz-fatz, und Flexibilitaet ist dann etwas sehr Praktisches. Ich bemuehe mich, das Beste draus zu machen, und dazu gehoert eindeutig Tee im Wintergarten.

There’s a little bit of snow on the ground and in the air. I begin my day in the „wintergarden“, as I’ve done now since shortly before New Year’s Eve. For family reasons I have practically moved up here, so now I am very unvoluntarily without dogs and mostly too hot. Such a change of „circumstances“ happens in a heartbeat, and flexibility is handy to have. I try to make the best of it, and part of that is very definitely my morning tea in the wintergarden.

img_0261Das erste Licht des Sonnenaufgangs.
First light.

Hier ist es so kuehl wie ich will, und auch nach Westen ist die Aussicht oft sehr schoen. Nur die vielen Haeuser, die wuerde ich gern ein bisschen „photoshoppen“, raus.
Here, I can have it as cool as I like it, and often I have a lovely view to the west, too. If it weren’t for all those houses, which I would really like to photoshop out.

img_0331Gestern abend goennte ich mir einen kleinen Sologang durch den wirklich kuehlen Abend. Wenn die Haut im Gesicht so ein bisschen prickelt, dann fuehle ich mich sehr lebendig. Das letzte Licht des Sonnenuntergangs.
Last night I treated myself to short solo walk in the really crisp evening air. When the skin in my face begins to feel a little funny, I feel very much alive.
Last light.

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Melde mich aus D – Reporting in from Germany

img_0055 img_0053Gerade versuchte ich, meine Fuesse auf das Querholz unterm Tisch zu stellen – da fiel mir auf: der Tisch mit dem Querholz steht in Kanada. Das ist ein schoenes Beispiel dafuer, wie ich mich gerade noch fuehle. Hundespaziergaenge im Wald helfen, mich wieder einzufinden. Gestern abend holte mich der Jetlag ein, und heute morgen habe ich demnach fast meinen Friseurtermin verschlafen… Ansonsten kommt es mir vor, als sei ich aus einem Flugzeug auf einen fahrenden Zug aufgesprungen.

I just tried to put my feet on the crossbar under the table – and then I realized: the table with the crossbar is in Canada. This is a good example of how I feel, still, right now. Dog walks in the forest help to settle back in. Last night the jet lag caught up with me, so that this morning I almost missed my hair appointment… Otherwise, it seems to me that I jumped out of a plane and hit the ground running.

img_0066Nickerchen sind wichtig.

Napping is important.

img_0061Kuehe dort und hier. Eichen nur hier. Was man auf diesem Foto nicht sehen kann, sind die Schneeflocken, die fielen. Gestern war es hier in Deutschland, an meinem Ort, kaelter als in Kanada an meinem Ort. Merkwuerdig.

Cows there and here. Oaks here, only. What you can’t see on this picture are the snowflakes that were falling. Yesterday, it was colder here, at my German place, than it was at my Canadian place. Weird.

img_0062Unalbertanisch die Kastanie, die vom hiesigen kleinen Hund Minuten spaeter pulverisiert wurde… Ganz vertraut das Espen- bzw. Pappelblatt (ich weiss es gar nicht so genau, muss das nochmal recherchieren), das den Blaettern der Aspenschwestern gleicht. Auch die machen also den transatlantischen Spagat…

Not Albertan is the chestnut, which only minutes later was pulverized by the local little dog… Very familiar is the aspen/poplar leaf that looks just like those of the aspen sisters. More transatlantic splits here…

Bis die Tage hier in D, das jetzt – so habe ich irgendwo gelesen – auch Baerenerwartungsland ist. Allein das Wort muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich bin gespannt auf die Gespraeche beim naechsten Schafhaltertreffen.

See you soon here in Germany, which is now, I read somewhere, considered „bear expectation country“ (this is my literal translation of a word that you really have to savour in German, it is so weird). I’m very much looking forward to the conversation at the next sheep breeders‘ meeting.