Kuerzlich war noch Fruehling

Jetzt ist Spaetsommer, draussen fallen leise ein paar Tropfen, aber das macht nix. Das meiste Heu scheint gemacht, nachdem der Start sehr ruckelig war aufgrund des vielen Regens. Dieser Regen aber scheint auch eine Rekord-Heuernte fuer manche Bauern produziert zu haben, das ist schoen.

Hier auf dem Hof scheint der Sommer im Affenzahn voruebergesaust zu sein. Erst war soviel Regen, dass ich gar keinen Spass hatte und den Garten gar nicht erst wirklich angefangen habe. Also keine der ueblichen Vorher-Nachher-Fotos. Es gibt ein grosses Kartoffelbeet und eine mit alter Plane abgedeckte „Wiesenflaeche“, die ich nie und nimmer haette vom „Unkraut“ befreien koennen, also griff ich zu der Plane und pflanzte dann Kohlkoepfe in Kreuzschlitze – scheint zu klappen. Mein Gemuese lasse ich jetzt sozusagen anbauen. Eine nicht weit entfernte junge Nachbarin hat einen grossen kommerziellen Garten und stellt mir jede Woche eine himmlische Kiste zusammen. Das hat sogar dazu gefuehrt, dass ich gerade zum Fruehstueck einen Smoothie MIT GRUENKOHL getrunken habe! Stellt euch das vor! Ich war immer total dagegen, aber jetzt hab ich das Zeug, und was besseres fiel mir nicht ein (der Herr Hoe. „hat sich noch nicht an den Gedanken gewoehnt…“), also ab in den Vitamix damit, dazu Brontës Kefir, Obst und ein bisschen Honig – sehr trinkbar, ich geb’s zu.

Nun aber eine kleine Zusammenfassung. Anfang des Sommers heuerte ich noch einmal Jeremy den Schreiner an. Als erstes wurden Fenster ausgetauscht.

Jetzt habe ich ein groesseres, ordentliches Kuechenfenster und wir geniessen das noch groessere Fenster mit ungetruebtem Blick nach Norden.

Das besonders Gute ist, dass Jeremy auch gleich fuer ordentliche Einrahmungen gesorgt hat, keine Ritzen also mehr, die ich mit Schafwolle abdichten muesste.

Und dann habe ich mir meinen langgehegten Wunsch nach einem Tomatenhaus (Originalton Opa: Tomatomat) erfuellt. Es ist eine Pracht! Und natuerlich inzwischen voller Tomatenpflanzen, die recht ordentlich tragen.

Was mir jetzt schon wieder zugutekommt, ist das Dach, das mir Jeremy auf meinen Melkstand gebastelt hat. Mein Wunsch nach einem „ordentlichen“, vor allem funktionalen Kuhstall, hat sich noch nicht umsetzen lassen, also muss erst einmal der ueberdachte Melkstand reichen. Wie das Lama vorfuehrt, wird mein Dach auch von den Tieren gern angenommen, im Regen ebenso wie im heissen Sonnenschein.

Ueberhaupt waren die Baumassnahmen dieses Jahr vielfaeltig und gehen noch weiter. Die Balkone hab ich mit Moskitogitter einkasteln lassen – das macht sie zu ziemlich himmlischen Freiluft-Schlafzimmern, Waeschetrockenraeumen oder Sitzplaetzen, die weder von Moskitos noch von Fledermaus-Exkrementen unbewohnbar gemacht werden.

Neben dem Schreiner wollte sich der Herr Hoe. nicht lumpen lassen, wahrscheinlich, und baute uns endlich diese reizende rote Treppe ans Haus. Ich bin nunmehr fest entschlossen, das zu unserem Farbschema zu machen: Holz und Rot.

Wenn der Herr Hoe. loslegt, wird es ja meist eher Heavy Duty, und so rollte vor wenigen Wochen mal wieder ein Bagger an. Das fuert zunaechst meist zu Ergebnissen, die mich weinen lassen wollen. Baeume werden ausgerissen und auf Haufen getuermt (die der Herr Hoe. natuerlich am liebsten immer verbrennen will, aber ich halte noch erfolgreich dagegen…), Loecher werden gebuddelt, um Tonerde zur Wegereparatur und -Verbesserung zu finden, spaeter dann wieder mit toten Baeumen zugestopft, damit niemand reinfaellt. Zum Glueck wird alles recht schnell wieder gruen, und der Wald holt sich vieles zurueck. Jetzt haben wir einen alten Weg durch den Wald „renoviert“ und die Esel haben gleich das unverschlossene Tor genutzt und sind offensichtlich – jede Menge Spuren verrieten sie – schon mehrfach auf Waldwanderungen gewesen, die sie dann am Ende bei uns vor’s Haus fuehren… Interessant finden wir sowieso, dass jeder neu gebaute Weg meist schon am naechsten Tag Spuren von Wild aufweist, ob das nun Hirsche, Elche, Kojoten oder gar Woelfe und Baeren sind: die Tiere nehmen die Moeglichkeit des bequemeren Laufens alle gern an.

Zwischendurch ging ich in schon bewaehrter Weise mit Corinne auf „Jahresurlaub“, einen Tag zum Lesser Slave Lake und einmal drumherum. Immer wieder schoen!

Meine Kaeseversuche sind noch nicht so sehr erfolgreich:

Rutschende Rinde, vor lauter Schreck gleich unscharf geworden… Lilli mochte es trotzdem…

Heu machen dagegen klappte ganz nett und hat grossen Spass gemacht.

Weil der Bagger mir fuer meine Zwecke, naemlich die Verbesserung der Weide fuer das liebe Vieh, so gar nicht wirklich geholfen hatte, und weil ich zufaellig an der Tanke einen jungen Unternehmer traf, der einen kleinen Mulcher betreibt, hab ich mir auch was gegoennt und den Mulcher-Mann beauftragt, so einiges aufzuhuebschen.

Auf der Suedseite ist der Neuaufwuchs von ueber zehn Jahren schwuppididu verschwunden, und jetzt waechst das Gras schon wieder nach, wunderbar.

Hinterm Haus ist ein gutes Drittel der Flaeche jetzt fuer alle, vor allem fuer aeltere Damen wie mich, gefahrlos begehbar, und auch da wird Grass statt Straeuchern kommen und die Tiere koennen hoffentlich den Neuaufwuchs der Gehoelze einigermassen in Schach halten. Ich habe schon beschlossen, dass ich den jungen Mann nach Ende der Wachstumsperiode, also in einem Monat oder so, noch einmal kommen und den Rest auch verschoenern lassen werde. Wir koennen dann besser sehen, wer so an den Raendern rumschleicht, die Tiere koennen sich viel besser bewegen, das Bauen von Zaeunen ist deutlich einfacher und vor allem gibt es mehr Platz und Licht fuer Gras.

Damit ich naechstes Jahr wieder Kaese ueben kann und die wunderbare Milchversorgung nicht aufhoert, haben wir seit 14 Tagen Besuch: Brontës Sohn vom letzten Jahr soll „Linienzucht“ betreiben, er hat sich eine junge Freundin mitgebracht, Gisela, eine Belted-Galloway-Kuh. Brontë wurde puenktlich stierig, aber ob Bully geschafft hat, was er tun wollte und sollte, steht in den Sternen. Er ist zwar begeistert, aber wirklich noch ziemlich klein. Schoen zu sehen war, dass Mutter und Sohn sich offensichtlich wiedererkannten. Klein-Gisela darf nie mitspielen, wenn die wiedervereinte Familie etwas gemeinsam unternimmt, z.B. Wiederkaeuen und Mittagsschlaf.

Jetzt kuendigt sich so langsam der Herbst an, die Astern bluehen alle, und manches Laub aendert ganz allmaehlich die Farbe. Die Moskitos sind so gut wie verschwunden, welch ein Segen, aber der Frost war noch nicht im Garten, ebenfalls ein Segen. Die Hitze scheint vorbei – die brauchte ich ja so gar nicht, und jetzt ist meine allerliebste Jahreszeit. Kuehle Naechte, schoene Tage!

Im Wald sind die ueblichen Verdaechtigen dabei, sich Winterspeck anzufressen, hier: Mama Baer mit zwei Kinderchen. Baerendreck sehen wir ueberall gar nicht weit weg vom Haus, manchmal ungemuetlich nah. Aber bald ist ja Winter…

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Der Ausblick: Hier entsteht ein Anbau, der hoffentlich dieses Jahr noch fertig wird (aber ich will mich nicht zu sehr freuen). In diesen Anbau plane ich endlich ein funktionierendes Bad einzubauen mit aller Technik, die fuer fliessendes Wasser in beliebigen Temperaturen erforderlich ist. Und wenn es wirklich klappt, wird dort auch die Kroenung meiner Haushaltsgeraete einziehen: die Miele-Waschmaschine. Ich sag’s euch, dann ist der Luxus praktisch perfekt! Aber noch halten wir die Luft an… Hatte ich die Fussbodenheizung erwaehnt?