Die Seite für den Landwirt

Hier nun einmal ein paar Infos für die Landwirte unter der geneigten Leserschaft oder die landwirtschaftlich interessierten. Vorab noch einmal – auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – einige Zahlen, Daten und Fakten:
„Unser“ Bauernhof, der an der Goodwin Road liegt (hier Richtung NORDEN, jawohl, und wird sind am ganz am Ende des Bildes oder noch aus dem Bild raus, und dann biegt man nach WESTEN ab) ist ein sehr kleiner, mit 92 Kühen, davon 5 Bullen (die Zahlen haben sich seit unserer letzten Zählung nach oben hin verändert, entweder ist uns eine Kuh zugelaufen oder der Bauer hatte sich vorher verzählt ;-). Diese Kühe haben 7 Quarter Sections eigenes Land und 7 Quarter Sections Grazing Lease, also staatliches Pachtland, so genanntes Crown’s Land (Elisabeth, Elisabeth – überall hängt se noch drin!) insgesamt zur Verfügung, also zum Grasen und zur Heugewinnung. Das Pachtland besteht überwiegend aus Busch – deswegen sind die Kühe auch recht gut zu Fuß und sportlich. Und jetzt die Zahlen, die ich schon mindestens dreimal nachgerechnet habe, weil sie mir so unwahrscheinlich vorkommen: 1 Quarter Section hat 64 Hektar, das bedeutet, dass unsere wirklich kleine Landwirtschaft ca. 896 ha hat. Und wahrscheinlich habe ich das auch schon geschrieben: es gibt hier in der Nachbarschaft einen Bauern, d.h. es sind wohl 2 Brüder mit wahrscheinlich großen Familien, die haben über 200 Quarter Sections = 12.800 Hektar. Ich hab keine Ahnung, wie groß in Deutschland große Bauernhöfe sind, aber mir erscheint das ungeheuerlich viel.
Nun ist das nicht nur lustig. Wenn ich mir hier unsere landwirtschaftlichen Zeitschriften anschaue, die regelmäßig mit der Post ins Haus trudeln, dann besteht die Werbung hauptsächlich aus ganzseitigen bunten Beschreibungen der allertollsten genmanipulierten Rapssaaten und der allergenialsten, weil durchschlagend wirksamen Spritzmittel gegen alle möglichen Unkräuter. Der Raps ist dabei Roundup-ready, d.h. resistent gegen Roundup. Monsanto, die Herstellerfirma (die – so ist inzwischen mein Eindruck – ihre Finger in so ziemlich allem hat, unter anderem auch in der Süßstoffherstellung!) wollte schon in diesem Jahr auch Gen-Weizen einführen, natürlich ebenfalls Roundup-ready, doch die Bauern sträuben sich vehement dagegen, weil ihnen den nämlich nicht alle Abnehmer abkaufen wollen – in Europa z.B. ist man ja wohl eher skeptisch. Eben habe ich dann in einer alternativen Gesundheitszeitschrift gelesen, dass Weizenpollen z.B. bis zu 1 Stunde in der Luft bleiben kann, Rapspollen sogar bis zu 5 Stunden. Wenn man dann ein bisschen Wind annimmt, dann wird einem schnell klar, dass die Pufferzonen von 5 km rund um Felder mit genmanipulierten Pflanzen der reinste Witz sind. Das Zeug fliegt uns wahrscheinlich schon lange und überall um die Ohren – und wahrscheinlich auch in den Ökoprodukten.
Dennoch gibt es hier auch Gegner, und es gibt ein paar Ökobauern sogar in unserer Gegend. Davon irgendwann mal mehr, wenn ich Fotos habe. Unser Bauer ist ein ganz konventioneller in dem Sinne, dass es hier keinen künstlichen Schnickschnack gibt: gefüttert werden Gras, Heu (der Puppinger und ich machen hier die Streichholzschachtel für den Größenvergleich), Stroh – fertich! Deswegen essen wir die auch relativ unbesorgt, obwohl die Nachricht, dass die beiden im letzten Jahr in Nordamerika gefundenen BSE-Kühe aus Alberta kamen, die hiesige Cattle Industry schwerstens beeinträchtigt. Dennoch geht hier bei uns alles seinen normalen Gang: Gereon lädt mit dem modernen Traktor und der interessanten Technik einen der ebenfalls interessanten Heuballen auf – alle 2 1/2 Tage wissen die Mädchen genau, dass es was Frisches zwischen die Kiemen gibt, und wenn Gereon den Traktor anschmeißt, gehen sie schon recht entschlossen alle in eine Richtung . Im Detail geht das mit dem Aufladen so: ein Ballen nach dem anderen wird mit dieser Art Kratzboden hochgezogen, am Schluss passen drei dicke Ballen auf den Anhänger.
Wenn die Mädchen nach dem Essen Juck haben, kratzen sie sich hier . Und wenn sie (dieses Jahr etwa ab dem 15. März) ihre Babies kriegen, dann bemüht sich der Bauer, sie in diese Scheune zu kriegen. Das ist übrigens für die Mamas der einzige Stall, den es überhaupt gibt, und den können immer nur ein paar gleichzeitig aufsuchen. Darin befindet sich die Rotlicht-Kiste für die Kälber, wenn es gar zu kalt ist. Wenn die Kälber dann mit heilen Ohren und Schwänzen durch die ersten Tage gekommen sind, müssen sie, wenn sie frieren, sich bitte hier reinkuscheln, am besten zu mehreren, weil das besser heizt.