…hier nochmal eine kleine Ziegen-Info. Wir haben ja nur eine Ersatzziege, und die wurde auch nicht, wie geplant, eingetauscht gegen zwei Zicklein, sondern zusätzlich erworben, weil wir gerade reich waren. Und das ist nämlich die Guste – Augusta, benannt nach der Tante aus Graham Greenes „Reisen mit meiner Tante“. Namensgebung ist logisch, weil nämlich die Guste und ich aus Fairview, hab schon wieder vergessen, wieviele Kilometer, im winzigen Mazda (der so aussieht wie Gereons oberbergisches kleines uraltes rotes Auto aussah, nur VIEL rostiger und klapperiger) zusammen nach Hause gefahren sind und dabei einige erstaunte Blicke von überholenden Fahrzeugführern auf uns gezogen haben, jawoll! Ich verweise hier mal auf meine poetischen Schreibseleien zu diesen Themen früher, als noch Sommer war:
Dairyland ade again! und Travels with my goat (Achtung, dauert eine Weile mit den Links)
Guste hat sich prima eingefügt in die Ziegentruppe, sie ist natürlich Chefin, und Lieblingsbeschäftigung ist Verbrecher-Kegeln (sprich: Durch-die-Gegend-Schubsen der Jungziegen, aber richtig mit Schmackes!). Findet immer statt, wenn Essen im Spiel ist. Da frage ich mich dann, ob Hörner wirklich gefährlich sind, wie ja natürlich hier im haar- und hornfeindlichen Nordamerika alle behaupten. Sonst liegt man Bauch an Bauch und ruht und wiederkäut gemeinsam. Auch Verbrechen werden inzwischen manchmal gemeinsam begangen: Flieder-Schälen zum Beispiel, Futtertonnen umschmeissen, Gereons Bienenmaterial-Stapel kippeln (führt fast zu Ehekrisen, weil nämlich meist ich die Ziegen freilasse, er nicht so viel), oder Judys heilige Fichten anfressen – oh Himmel! Meinetwegen könnten sie die ja haben, plöde Kornifären – aber hier sind die Menschen da ganz anderer Meinung als ich.
Mit der Milchproduktion isses nich mehr so dolle im Moment – irgendwelche Tipps? Wir kriegen nur einen knappen Liter am Tag. Das reicht zwar, doch mehr wäre hier einfach mehr für Quark und so.
So langsam überlegen wir, wann und wieviele Ziegen wir wieder decken lassen wollen und von wem überhaupt. In meiner Eigenschaft als Dorfbibliothekarin habe ich entdeckt, dass eine Dame einen Haufen Bücher über Milchziegen bestellt hat und habe gleich messerscharf geschlossen, dass ich der bestimmt unsere beiden „zuvielen“ Zicklein aufschwatzen sollte und außerdem mit ihr vereinbaren, dass wir uns am besten einen Leihbock teilen. Macht doch Sinn, oder? Einen Bock hätte ich nämlich eventuell schon ausfindig gemacht.
Gereon und ich sind immer wieder erstaunt, WIE nett und menschenfreundlich die Ziegen sind. Guste geht gern in Tuchfühlung mit einem spazieren, so Nase in Hand gelegt oder so. Und nach dem Melken besteht sie geradezu auf einer ausführlichen Verkraulung, mit genüsslich geschlossenen Augen und langem Hals lässt sie dann Futter Futter sein und wird schon fast gelee-artig schlaff vor Begeisterung.