Noch zwei Tage. Und gestern dann ausnahmsweise mal „gutes Wetter“ – naemlich Regen. Fuer einen deutschen Oberberger ist das ja wahrscheinlich schlecht vorstellbar, dass sich im April die Menschen so richtig von Herzen ueber Regen freuen. Aber hier war es gestern, z.B. natuerlich in der Tierarztpraxis DAS Thema. Dabei gab es dann doch nur insgesamt 1/4 inch, also mal gerade ueber 5 mm. Barely enough to settle the dust, wie man hier sagt. Aber wir sind dankbar fuer kleine Geschenke. Und weil Einbildung ja bekanntlich auch eine ist, sieht der Dugout irgendwie voller aus…
Doch jetzt scheint die Sonne, um kurz nach sieben, schon wieder vom blauen Himmel. Nach den paar heissen Tagen mit fast 30 Grad, die wir ja auch schon hatten, freuen wir uns jetzt wieder ueber die knappen Nachtfroeste und die angenehmen Tagestemperaturen. Immer noch kriegen die Moskitos nicht so richtig die Fluegel in die Luft – das ist sehr schoen so. Sollen mal noch was ruhen. Dafuer quaken jetzt die Froesche im endlich ganz aufgetauten Dugout. Schwaene sind immer und immer noch mehr gezogen. Nach den zwei „bestellten“ kamen sie zu Dutzenden, ich kam aus der Gaensehaut gar nicht mehr raus. Ob man das dann Schwanenhaut nennen sollte…? Klingt irgendwie freundlicher, oder?
Heute sitze ich hier und habe schon die Ziegendamen gefuettert und bin recht frueh dran, weil ich heute mal wieder in die „Grossstadt“ fahre. Unterm Fenster hat sich gerade der gehoernte Lulu einen Ast in den Bart gewickelt – tja, dumm gelaufen… Das ist wahrscheinlich die Strafe dafuer, dass die Burschen, wahrscheinlich mal wieder in einem Anfall von Kraftprotzerei, das alte Huehnerhaeuschen von seinem Fundament und gegen eine Birken geschubst haben. Hat wahrscheinlich ein bisschen einladend gewackelt und dann auch noch gescheppert – mehr Aufforderung bedarf es nicht, damit Ziegen aktiv werden. Aber dafuer haengt jetzt der Ast gut, haehae.
Also, Grossstadt. Heute werde ich ein neues Weidezaungeraet erwerben. Diesmal ein Markengeraet. Hoffentlich hat das dann den gleichen Effekt wie der Markengenerator, der ja auch Klassen besser funktioniert als die bisherigen Billigteile. Die Ziegen langweilen sich naemlich und wuerden zu und zu gerne draussen rumhuepfen. Auch wenn’s noch nicht wirklich viel zu essen gibt. Diesen Winter habe ich ein ungeheures Futter in die reingeschmissen. Da soll noch mal einer sagen, die seien anspruchslos. Nicht. Aber man sieht den Erfolg: Sie sind eigentlich alle prima durch den Winter gekommen, dank der kontinuerlichen Alfalfa-Knubbels, die sie essen. Ab dem 20. Mai duerfen wir mit Kinderchen rechnen. Den Baeuchen nach zu urteilen, koennten da aus drei Damen auch durchaus 8 Kinderchen rauskommen. Was ich aber nicht hoffe. Das wuerde naemlich die Anzahl der Koepfe in ungeahnte Hoehen treiben. Und der Huetehund ist mir nach wie vor nicht genehmigt. Der Herr Hoe. ist stur. Er glaubt nicht, dass ein Hund 15 Ziegen daran hindern kann, beim Knacken eines Aestchens die Flucht nach Hause anzutreten. Aber, mal ehrlich, dann waere wenigstens noch der Hund bei mir, wenn den Ast tatsaechlich der Baer niedergetreten haette, und ich bliebe nicht ganz allein im Wald zurueck. Na, ich arbeite dran, und letztlich wird er keinen Einfluss auf meine Entscheidung haben, wo kaemen wir denn da hin?
Gestern war der alte Herr mit den abzusaegenden Hoernern wieder in der Praxis – mir schwante schon was. Er wollte der Chefin von seinen Ergebnissen berichten. Er hatte natuerlich nicht die von ihr empfohlenen und mitgegebenen Hilfsmittel wie z.B. Baender zum Abklemmen der Adern genommen – nein! Es hatte dann auch geblutet, klar, aber dann hatte er, wie man ja so „allgemein empfiehlt“, Mehl auf die Schnittstellen gestreut. Und jetzt, nach 14 Tagen, tropfen die Stuempfe nur noch ein bisschen. Weil naemlich, wie ich nun weiss, eine Verbindung von diesen Hoernern zu den Nasennebenhoehlen besteht und so durch Verunreinigungen interessante Dinge passieren koennen. Und man Ziegen mit derlei Prozeduren wohl ziemlich leicht gleich um die Ecke bringen kann. Um in Alberta als Kuh bis zum Schlachten zu ueberleben, muss man schon hart sein!
Auch in der Praxis: Diverse Hunde mit Parvovirus. In Deutschland war mir das nie so aufgefallen als wirkliche Bedrohung. Aber weil Hunde voellig unkontrolliert vermehrt werden und dann verschenkt, weil die wenigsten Menschen Geld fuer einen Hund ausgeben wollen (wo kaemen wir denn da auch noch hin?), sind natuerlich auch viele Hunde nicht geimpft. Und so haben wir Parvo, Staupe, Raeude – alles feine Sachen! Eigentlich ist es total unfair, dass dann mein geimpftes und gepflegtes Hundchen einfach sterben will.
Gestern hat der Chef die von ihm nach Beschreibungen von Eliot Coleman gebastelte Broadfork mitgebracht. Das ist eine Monstergrabgabel mit breitem Ruecken und zwei Griffen. Die lasse ich entspannt im schon recht lockeren, weil misthaltigen Boden versinken und hebele dann die Schichten ein bisschen luftig, ohne sie jedoch umzustuelpen – Bodenlockerung erledigt! Geraeuschloses, stinkfreies, bodenschonendes Arbeiten. Im Gegensatz zu den hier ueblichen Rotavators, ich glaube, man das sind Fraesen. Foto folgt.
Und dann noch: Jana’s juengster Kurs in Bayern ist online. Ich bin ja nach wie vor hin und futsch von diesen schoenen Tagen in Hamburg und der Inspiration. Jana taete ich gern importieren! Spinnrad wuerde gestellt. Aber ich glaub, sie will nicht.