Koeniginnen im Fruehling

6:53. Der Chef ist so gegen fuenf Uhr (eklig) losgefahren, um seine neuen Koeniginnen in Grande Prairie am Flughafen abzuholen. Zehn Stueck hat er sich bestellt, da sollte der Spass ja garantiert sein. Kein Wunder, dass ich mich manchmal ein bisschen ueberfluessig fuehle 🙂 Woher die Damen kommen, hat er sozusagen nicht gefragt. Aber gestern abend hat er bis 11 Uhr an ihren neuen Quartieren gebastelt, kleine Hofstaate schonmal eingebaut sowie Vorratskammern. Und da die Koeniginnen schon ihren Hochzeitsflug (daher wahrscheinlich der Name Honeymoon…) hinter sich haben, hoffen wir, dass sie gleich ans Werk gehen und Milliausen Bienen-Eierchen legen.

Nachdem ich die kleine Pomona gemolken habe, die aber leider keine leckere Milch gibt, goenne ich mir heute also nochmal ein bisschen Zeit am Rechner, bevor ich dann hoffentlich endlich in den Garten gehen kann – und die Gedanken an die auch noch ausstehende Steuererklaerung, an den ewigen Spuel, die Unordnung und andere Kleinigkeiten einmal mehr in den Hintergrund draenge. Ich hab ja mal wieder nette emails bekommen, von unbekannten Menschen, die mehr ueber meinen Mann wissen als ich wahrscheinlich jemals wissen werde, und die mir Komplimente schicken. Manchmal denk‘ ich, ich haett‘ mal besser vorher eine kleine Umfrage gestartet…

Gestern abend z.B. (Achtung Bruno und Lion!!), da musste er unbedingt los, zu den Bienen, die jetzt in den Loewenzahnwiesen stehen. Nach eineinhalb Tagen ohne Zaun hatte naemlich der eine Stand schon Besuch von den Petzen. Allerdings noch ohne Schaden. Also Zaun flugs gebaut. Doch die Petze waren schon wieder da, einen sah der Chef selbst, einen anscheinend anderen der Landbesitzer, der daraufhin sofort anrief. So reiste gestern abend „die Waffe“ mit. Auf meine Bemerkung, dass ich hoffte, es gehe ohne Schuesse aus, meinte der Chef: Natuerlich, das hoffe ich auch. Aber wenn ich ihn mitten zwischen den Bienen erwische – dann muessen die Jungs eben Baerenfleisch essen. – Und strahlte dabei. Maenner. Ich versteh‘ sie nicht. Na ja, es ging ohne Schuesse, aber zwei Baeren hat er gesehen, er tippt auf Mutter und Tochter. Ganz nah, aber hoffentlich schon vom Zaun ordentlich abgeschreckt. Der Chef strahlte wieder. Baeren sind ihm eine grosse Freude. Er findet sie niedlich mit ihren dicken Hinterteilen (das sagt er jedenfalls selbst), und er wuerde sie ohne mit der Wimper zu zucken abschiessen. Tztztz.

Derweil wurden zuhause die beiden letzten Ziegenkinder fuer dieses Jahr (hoffe ich jedenfalls) geboren. Die besinnliche Blanca spuckte einen Knaben und ein Maedel aus. Offensichtlich kann der eher unscheinbare Herr Alfred gute Kinder machen, und ebenso offensichtlich hat er eine Neigung zu Maennern. Bald muss ich mir Verstaerkung suchen. Obwohl, das ist wahrscheinlich sehr subjektiv. Immer noch neigt sich die Ziegenwaage mehr zu den Maedels. 9 Jungs und insgesamt 17 Maedels, all heads counted.

Hier sind wir also:

Ansonsten: Es regnet immer mal wieder, so dass der Dugout beruhigend angestiegen ist. Leider sind die Temperaturen kaum ueber 20 Grad, fuer die Bienen duerfte es gern deutlich waermer sein. Fuer mich nicht. Ich finde es ziemlich wundervoll, dass nach wie vor kaum Moskitos unterwegs sind. Doch das wird sich jetzt ganz schnell aendern. Die haben bestimmt zu Millionen in den Startloechern gesessen bzw. sitzen teilweise noch. Und zaehlen bis drei – aber dann aber!

Die Kartoffeln sind in der Erde endlich, dank der Chef-Aktivitaeten. Crystal, meine wunderbare Friseurin, sagte neulich noch, mit mehr als einem Hauch Ironie: Wie? Ein Mann, der gern Kartoffeln isst? – Wie ungewoehnlich…

Draussen steht der abgesetzte Herr Alfredson in der Sonne. Seit Tagen schreit er sich die Kehle heiser, weil er keinesfalls ohne seine Mama im Herrenclub sein will. Seiner Mama geht das nach einem Tag der Trauerarbeit, unterstuetzt durch Hafer-Therapie, an beiden Knien vorbei. Vernuenftiges Maedchen. Ist einfach wieder zurueck zu Mama gezogen.

Das „Unkraut“ waechst natuerlich wie bloede. Die Pfingstrosen haben den Winter ueberstanden, erstaunlich, ebenso wie die meisten anderen Stauden. Manchmal wimmeln die feuchten Stellen auf dem Hof von Schwalbenschwaenzen, na ja, wimmeln ist vielleicht uebertrieben, aber fuenf, sechs auf einmal sieht man leicht. Der Chef hat Huehner auf Eiern sitzen, insgesamt 7 Hennen. Er findet, das ist besser, als die vielen Eier zu verfuettern. Ich bin mir da nicht so sicher, schliesslich produziert es mehr Huehner. Aber die will er zu Suppe verarbeiten (lassen…). Nun denn. Leben und Sterben in Alberta. Im Moment mal wieder ein heikles Thema fuer mich, das noch einiger geistig-seelischer Arbeit (Achtung, hier wieder fuer den Herrn Schu ;-)) bedarf.

So, jetzt noch ein Teechen, und dann arbeiten – oder doch lieber wieder ins Bett???