Die Strecke einer Nacht

Am Markttag herrschte natuerlich hier morgens Hektik. D.h., ich war ja allein, der Chef war schon zur Arbeit. An Fruehstueck war gar nicht zu denken, denn Etiketten wollten noch ausgedruckt werden, die Tiere gefuettert und gewaessert, was im Moment, bei 5 cm Eis auf dem Dugout, ein ziemliches Unterfangen ist. Den ganzen Honig musste ich noch ins Auto packen, weil ich am Vorabend zu muede war. Und mich selbst nach all diesen schweisstreibenden Arbeiten einer gruendlichen Waesche unterziehen. Als erstes merkte ich, nachdem ich Laptop, Licht und Drucker ausgeschaltet hatte, dass mir Etiketten fehlten. Also Kommando zurueck, alles wieder an und gedruckt. Dann raus und gefuettert, mit Kopflampe. Dabei das Wiesel gesucht, dessen Spuren ich ueberall sehen konnte. Es ist immer sehr lustig, wenn man es mit der Kopflampe erwischt – die beiden Aeuglein leuchten wie LED-Anzeigen. Also brabbelte ich so vor mich hin mit dem Wiesel, das ich ganz in der Naehe vermutete. Und tatsaechlich, als ich den Huehnern fluessiges Wasser bringen wollte, lugten die LED’s unterm Huehnerstall hervor. Ich redete freundlich mit ihm, weil ich mir Maeusevertilgung erhoffe. Und oeffnete die Huehnerstalltuer – und fand sechs tote Huehner! Die juengsten Kueken waren hin, eines fehlt, aber das muss das Wiesel irgendwo reingezerrt haben oder vorher schon erwischt, denn Tueren und Fenster waren geschlossen. Es hat mal wieder eine Luecke gefunden. Und dann hat es zu meiner grossen Verwunderung auch noch eine meiner dicken Orpington-Hennen gemeuchelt – eine ziemliche Grosstat fuer ein Wiesel, stelle ich mir vor. Was mich dabei ein bisschen aergert, ist diese Verschwendung, tztztz. Sechs Huehner, alle nur mit einem kleinen Loch im Hals, und es isst sie noch nicht mal auf. Ich hab dann mal mit ihm geschimpft, doch ob’s was bringt? Ich mag es aber immer noch.

Das war aber natuerlich nicht die einzige Herausforderung am Markttag. Auch noch hatte ich viele Etiketten einfach vergessen auszudrucken. Und als ich gerade aus dem Haus wollte, hoerte ich was tropfen. Eine Ueberpruefung ergab, dass zur Abwechslung mal der Abfluss zugefroren war und das Wasser sich bis in die Spuele zurueckstaute. Na prima. Jetzt haben wir also – auf Grund eines, sagen wir mal, Konstruktionsproblems – wieder einen verkuerzten Abfluss, der in einen Eimer unter der Spuele fuehrt. Als der Chef das heute so eingerichtet hat, merkte ich auch, dass die Tropfen, die sich von der Spuele geloest hatten, auf dem Fussboden (wohlgemerkt nur etwa einen Meter vom Kuechenherd entfernt) zu Stalagmiten gefroren waren. Sehr lustig. Da weiss ich ja jetzt, wo ich die Dinge hinstelle, die im Kuehlschrank gleich gefrieren (Milch z.B.) – naemlich in gebuehrenden Abstand vom Abflussauslass. Dabei haben wir uns letzten Sonntag gemeinsam (!) Duschwannen in Grande Prairie angeschaut. Das war wohl ein Fall von verfruehtem und uebertriebenem Optimismus. Aber es gab eh keine schoenen, also nicht so schlimm.

Der Markt verlief dann trotz des holperigen Starts schoen glatt. Meine lieben Helferlein waren bei Auf- und Abbau zur Stelle, meine Haendler waren zufrieden, und die Kundschaft hoffentlich auch. Ich habe jedenfalls gut verkauft.