Kaum ist der von mir vor einem knappen Monat noch als wunderschoen besungene September vorueber, da ist es auch schon „usselig“ draussen. Kuehl, nass, und nix mit Scheun‘ und Fass mehr. Dafuer aber habe ich heute Sauerkraut gemacht! Und gestern und vorgestern eine Weste gefilzt! Die Bewegungen fuer beides aehneln sich streckenweise sehr, und sie sind auch recht intensiv, so dass ich morgen bestimmt Muskelkater haben werde. Will sagen: Kohlhobel bedienen ist fast wie Filz walken. Aber ich fange mal etwas frueher an. Wir waren beim Obstlaster stehengeblieben, wenn ich mich recht erinnere. Der kam dann. Und ich hatte alles voller Obstbehaeltnisse stehen.
Ein bisschen zuviel Optimismus, denn woechentliche Maerkte und die rumstehenden und -liegenden IKEA-Kisten nagten an meinen Nerven und meiner Laune. Und so ist nicht alles ordnungsgemaess von mir in Glaeser verbracht worden. Aber das meiste… Die Aepfel halten natuerlich, da koche ich gerade aus einem halben Dutzend Apfelkompott, das wir gleich mit CSA-Rotkohl und Wuerstchen vom Farmers‘ Markt und Kartoffeln aus dem Garten essen werden.
Aber bevor ich mich ernsthaft ans Einkochen gegeben habe, goennte ich mir den IKEA-Aufbau. Der Chef war nicht da, also kein maennliches Vorpreschen ohne vorheriges Studium der Aufbauanleitung zu befuerchten. Nur einmal musste ich Margaret zur Hilfe rufen, weil naemlich nicht nur zwei Maennchen in der Anleitung abgebildet waren, sondern weil der Schrank tatsaechlich so unhandlich war, dass zwei Personen benoetigt wurden. Ging aber auch mit zwei Frauen, und ein Bleistift hinterm Ohr war auch nicht noetig, obwohl der abgebildet war…
Und jetzt habe ich also zum ersten Mal in meinem Leben Kuechenschubladen, die (fast) schliessen wie eine Mercedes-Tuer (das jedenfalls sollte). Und das letzte Stueckchen wie von alleine. Fuehrt natuerlich dazu, dass ich die viel oefter auf- und zumachen muss als erforderlich, einfach, weil es so wunderhimmlisch ist. Angeblich hat der Herr IKEA so etwas aber ja vorausgesehen und deshalb all seinen Krams ausfuehrlichst getestet. Leider hatte er ein bisschen Probleme mit rechts und links, der Herr IKEA, weswegen ich statt der erforderlichen 4+4 Schubladenschienen 6+2 (linke bzw. rechte) hatte. Das war dumm. Glueck war, dass MJ sofort am naechsten Wochenende nach Edmonton dueste und alles fein fuer mich umgetauscht hat. Vier Schraeubchen spaeter glitten dann auch die letzten Schubladen rein, und raus, und rein, und raus… Dafuer musste ich also fast ins Rentenalter kommen!
Im Rahmen dieser Aufbauarbeiten bin ich recht geuebt in der Handhabung der schnurlosen Bohrmaschine geworden, so dass ich mir jetzt auch weitere Projekte zutrauen wuerde. Als naechstes sollte ich vielleicht mal Handkreissaege ueben. Dann koennte ich womoeglich die alte Kueche isolieren. Das steht naemlich auch noch auf meinem Plan, zusammen mit vielen anderen Dingen, deren Prioritaeten noch nicht genau festgelegt wurden. Ziemlich wichtig waere jedenfalls die Ausmistung der Ziegenzaeune, damit der Winter kommen und ich Toerchen oeffnen und schliessen kann. Dabei koennte es passieren, dass ich Bobcat fahren lerne. Das waere bestimmt ein Spass, aber erscheint im Moment unwahrscheinlich, weil der Besitzer uns das Ding leihen wuerde, wenn der Chef ihm dafuer irgendwelche Reparaturen erledigt. Der Chef aber arbeitet immer noch zuviel, gern auch an Wochenenden und dann gern auch noch Ueberstunden. Also werde ich wohl jemanden anheuern. Es gibt einige Bobcat-Unternehmer, und die meisten scheinen das Ausmisten von Corrals in ihrem Programm zu haben.
Damit ich mich nur ja nicht langweile, habe ich mir auch noch ein paar IKEA-Kartons aufbewahrt, mit Inhalt. Es gaebe noch eine Garderobe sowie einen Arbeitstisch aufzubauen. Aber erstmal war Filzen angesagt. So lange schon hatte ich nichts mehr gemacht, und so kam mir das crafting weekend in Little Smoky gerade recht. Eine Weste sollte es werden, nachempfunden meiner uralten braunen Weste, die ich gern zum Arbeiten anziehe. Die habe ich also kurzerhand gewogen und so rausgefunden, dass ich zwischen 600 und 700 Gramm Wolle benoetigen wuerde. Dann bin ich durch meine Wollsammlung gegangen, und die einzigen Farben, die ich mochte und die noch in genuegender Menge vorhanden waren, waren zwei Orange-Toene. Na, unsichtbar waere ja auch langweilig gewesen.
So habe ich meine alte Weste ausgemessen und eine Schablone erstellt, 50% groesser, weil der Filz erfahrungsgemaess um 30 Prozent schrumpft. Das war ein Riesending, und als alles ausgelegt war, kamen Zweifel auf, nicht nur von mir, sondern auch von den anderen Basteldamen (die uebrigens auch erstmal vermuteten, ich wolle meinem Gatten eine Jagdweste filzen. Traegt man naemlich hier aus Sicherheitsgruenden in Orange. Jedenfalls anscheinend manche manchmal.) Allein das Anfeuchten hat mindestens 5 Liter Wasser gebraucht, und immer noch hatte ich Luft in der Wolle. Ein bisschen frustrierend. Aber irgendwann war alles nass und einigermassen angefilzt. Da habe ich es dann ein wenig abtropfen lassen, die Schablone rausgezogen, alles in Tueten gestopft und bin heimgefahren. Schliesslich war es schon wieder 10 Uhr. Gestern dann wurde draussen weitergefilzt. Und siehe da: Das Ding passt. Es hat Bewegungsraum, aber das ist auch gut so, denn im Winter will man ja auch noch was drunter anziehen koennen. Inzwischen denke ich, ich haette ruhig Aermel wagen sollen. Na, beim naechsten Mal. Jetzt ueberleg ich mir, wie ich die Taschen gestalte und ob und wie ich das gute Stueck vielleicht besticke oder sonstwie „verziere“, und dann muss ich auch noch eine gute Idee fuer einen Verschluss finden.
Heute bin ich dann kurz entschlossen an meine Kohlstapel gegangen. Und schwuppididu, schon steht da ein 10-l-Gaertopf voll mit Sauerkraut-im-Werden auf meinem schicken Kuechenschrank. So gefaellt mir das: ein produktives Wochenende. Und gerade habe ich drei Brote in den Ofen geschoben. Das Abendessen koechelt ja schon seit einiger Zeit vor sich hin… Und bitte beachten Sie auch die Gewuerzregale sowie die Edelstahlborde und -buegel – alles von eigener Hand zusammengeschraubt und angebracht. Maenno, bin ich aber stolz!