Nach so einem Zwischenfall geht mir doch so einiges durch den Kopf, und ich muss zugeben, dass ich mich draussen ein bisschen mulmig fuehle. An verschiedenen Stellen habe ich nun ueber den Puma gelesen, doch Gereons Ruhe habe ich noch nicht. Generell gilt wohl, dass Angriffe auf Menschen sehr selten sind und am ehesten, wenn entweder Jungtiere im Spiel sind oder der angreifende Puma sehr hungrig ist und keine andere Moeglichkeit der Nahrungsbeschaffung sieht. In einem Artikel ueber einen aggressiven Puma, der vor zwei Tagen in British Columbia nahe der US-Grenze erschossen wurde, hiess es, dass es sich um ein offensichtlich junges und voellig unterernaehrtes Tier handelte, das mehrfach Wanderer bedroht, aber nicht aktiv angegriffen hatte. Es wog nur gut 15 kg, das klingt gar nicht bedrohlich. In einer anderen Quelle las ich aber auch, dass durchschnittliche grosse Pumas, also zwischen 50 und 60 kg schwer, 60 bis 90 cm Schulterhoehe, 2 bis 2.4m lang mit Schwanz, Elche von bis zu 250 kg erlegen. Das macht klar, wie gut sie als Jaeger funktionieren. Gereons Empfehlung, dann eben ein bisschen auf die Ziegen aufzupassen, erscheint nicht so realistisch. Der Puma sass offensichtlich im Wald direkt neben dem Zaun, und man weiss, dass er typischerweise seine geplante Beute schleichend verfolgt, um sie dann nach nur zwei, drei Spruengen ueber 6 bis 15 m niederzureissen. In unserem Fall hier muss das sehr erfolgreich gewesen sein, weil wir nichts, aber auch gar nichts von der Ziege gehoert haben. Was ich im Nachhinein sehr beruhigend finde. Fuer Tinki, die wahrscheinlich einen ehrenvollen, schnellen Tod hatte, und auch fuer mich, die ich es gehasst haette, einen Kampf mitzubekommen.
Den Artikel, den das Umweltministerium von British Columbia im Internet veroeffentlicht, finde ich auch eher beruhigend: Angriffe auf Menschen sind extrem selten, Pumas sind sehr heimlich und zurueckhaltend und meiden den Menschen, wann immer sie koennen, und ihre Beute besteht zum ueberwiegenden Teil aus Hirschen, Hasen etc.
Ein ungutes Gefuehl bleibt… Sitzt das Ding jetzt da im Wald und guckt mir zu? Will es als naechstes Lili verspeisen? Hat es sich jetzt „eingeschossen“, wo das schon zweimal gut geklappt hat? Hat es womoeglich Kinderchen irgendwo im Busch, die hungrig sind und immer Ziegennachschub brauchen? Gereon will nachgucken gehen, ob er die Reste der Ziege findet. Ich bin da nicht scharf drauf. Er meinte, ich koenne ja eine Mistgabel mitnehmen. Ach ja? Ich denke, so mutig bin ich dann doch nicht.