Polar Vortex also

Mit diesem Rueckblick hab ich mich irgendwie ziemlich verschaetzt. Ich dachte, das mach ich mal so in einer guten Woche. Falsch. Und jetzt ist Polar Vortex. Fuehlt sich an wie Winter, sieht aus wie Winter, heisst aber aktuell anders. Findet anscheinend auch in deutschen Medien statt, wird aber dort scheinbar nur in den USA verortet. Was fuer ein Quatsch. Denn es kommt von Norden (Polar – duh!) und geht nach Sueden und da muss es/er/sie ueber Kanada drueber. Angeblich sind wir gerade mittendrin. Aber weil der Schnee aussieht wie immer, pulverig und weiss, und alles sauber und relativ ordentlich wirken laesst, tun wir so, als waere es Winter, und ich erspare euch die vielen monochromen Bilder. Fuer heute wird Wind Chill von -45 angesagt, das ist eher doof, denn mit dem Wind wandert der Schnee auch manchmal in die Tierunterkuenfte oder gern wieder von links nach schraeg in meine muehsam gespurten Pfade ueber den Hof.

Der Herr Chef, der heute morgen, also am Samstag, zur Abwechslung mal wieder arbeiten fuhr, hatte doch kraeftig zu schaufeln, bis er mal auf der Strasse und in der richtigen Richtung stand. Die Esel sind nicht in der Kueche, sondern durchaus munter und bescheuert draussen, weil zu einem bis drei Vierteln rossig. An der Schneeschicht auf dem Fell kann man erkennen, dass sie prima isoliert sind. Und auch Frl. Sixty huepft bzw. rast froehlich durch das weisse Pulver. Sie hat natuerlich allerhand Arbeit, ihre geheimen Futtervorraete in der sich staendig veraendernden Landschaft wiederzufinden.

Sehr praktisch finde ich mal wieder die Universale Gefriertruhe. Die kleine war naemlich voll, aber ich musste Milch unterbringen. Stell ich dann einfach vor die Tuer, friert schneller und besser als in der gekauften Truhe.

Natuerlich ist so ein Wetter ein bisschen arbeitsaufwendiger. Heuballen hatte ich vorausschauend genuegend in den Paddocks parken lassen, so dass die Tiere sich sowohl selbst versorgen koennen als auch immer dicke Liegeschichten, zusaetzlich zum Stroh in ihren Haeuschen, haben. Aber weil ab minus 15 Grad Zwei-Ofen-Wetter ist, muss ich deutlich mehr Brennholz heranschaffen. Und die Anzieherei ist so laestig, dass es sinnvoll ist, jeden Draussen-Aufenthalt gut zu planen. Also alles parat stellen, in der richtigen Reihenfolge, von oben nach unten dick anziehen, Schuhe und Handschuhe zuletzt, und dann einen Schlitten strategisch guenstig beladen, damit es keine Leerfahrten gibt. Und wenn ich dann wieder ins Haus komme, ist mir so richtig schoen warm. Gestern musste ich sogar das T-Shirt wechseln – durchgeschwitzt…, ehrlich.

Wenn ich dann, wie gestern, von der Nachbarin hoere, dass bei ihrer Tochter die Heizung ausgefallen ist, dann denke ich so bei mir, dass dieses „rustikale“ Leben gerade bei solchem Wetter auch grosse Vorteile hat. Es gibt immer noch keine Leitungen, die einfrieren koennten, die Heizung ist strom-unabhaengig. Was mich aergert, ist der haeufige Generatoreinsatz im Moment, weil es permanent fein schneit und dabei natuerlich bewoelkt ist. Aber gerade habe ich die PV-Elemente abgekehrt und schalte jetzt mal den Motor aus – wunderbare Stille. Der Generator zieht dann ins Haus um, bis er wieder gebraucht wird. Ab minus 20 springt er nur zaeh an…

Was wirklich prima funktioniert, ist die Schweineheizung im Huehnerstall. Die Puten muss ich zwar abends „von Hand“ ins Bett bringen, aber heute lass ich sie einfach gar nicht raus.

Und was ich jetzt endlich auch mal sehe, weil der Chef seine Schuhe zum Aufwaermen auf den Ofenaufsatz gestellt hat: die verflixten Stahlspaene! Die sammelt er auf der Arbeit ein, an der Drehbank und der Fraese, und bringt sie mit nach Hause. Wo ich sie dann manchmal barfuss finde – gar nicht schoen! Ja sach mal! Da muessen wir wohl nochmal drueber reden…

2 Gedanken zu „Polar Vortex also

  1. canadaeinfach

    Ja, die Europäer (samt Schweizern) und die Geographie! Da frage ich mich auch oft, warum die Canadier nicht erwähnt werden bei diesem Eiszapfenwetter. Wahrscheinlich, weil vorausgesetzt wird, dass wir locker vom Hocker damit umgehen können.
    Der flachwirbelnde Schnee ist wirklich ein Unsinn und macht viel unnötige Arbeit. Was machen denn die Bienen bei solchen Temperaturen? Zusammenrücken? Deinen Tieren scheint es aber gut zu gehen, das freut mich. Mein Schwager in NW Ontario hat acht neugeborene Lämmli verloren, trotz Wärmelampen. Aber sie hatten vier Tage Stromausfall und Probleme mit dem Generator. Ich hoffe, dass dieser Polar Vortex bald Leine zieht…

    1. Petra Autor

      heute morgen hat es dann nochmal zugelegt, das wetter. das thermometer hatte jenseits der 40 keine zahlen mehr. wir schaetzen -45. da war es den tieren schon auch kalt. die größten und dicksten frieren am wenigsten – will uns das etwas sagen? aber wie immer bei derartigen temperaturen entschädigt der blitzblaue himmel und der strahlende sonnenschein. die bienen, ja, die ruecken tatsächlich zusammen – so gut es geht. es ist, wie es ist, man kann jetzt nur abwarten. hoffentlich geht die dachsituation bei euch gut aus!

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