Thema Nr. 1 überall ist die Kälte, die über den Westen Kanadas hereingebrochen ist. Wir als naive Newcomer denken natürlich immer, das g’hört so. Doch selbst die Einheimischen stöhnen – andererseits, irgendwie stöhnen ja immer alle über das Wetter, das ist nicht anders als in Deutschland. Die Fakten: Vorgestern Nacht am Flughafen in Edmonton, den Windchill, als die zusätzliche Abkühlung durch den Wind, eingerechnet: -52°C. Bei uns fühlt sich das nicht ganz so übel an. Zum einen haben wir ja rund ums Haus Bäume, und besonders bei Winterwind weiß man, warum! Zum anderen war bei uns der Wind nur sehr schwach, und man gewöhnt sich auch irgendwie an die Kälte. Ärgerlich ist nur immer wieder, dass dieses Haus so derart blödsinnig unterisoliert ist, dass wir ganze Wälder verheizen und trotzdem längst nicht überall die Temperaturen haben, die ich mir wünschen würde. Im Schlafzimmer, direkt neben meiner Bettseite, ist immer dickes Eis an einer nicht mehr benutzten Außentür. Ich hab jetzt Schafswolle in die Ritzen gestopft, das scheint zu helfen. KEINE Außentür schliesst dicht, Fenster ähnlich. Nun ja! Gestern blieb meine Library geschlossen, weil das Auto nicht läuft (immer noch nicht wirklich!), aber meine Vorgesetzten gaben mir ihr OK, weil nämlich auch keine Schulbusse fuhren bei der Kälte.
Und dann der Puppinger. Als es richtig kalt wurde, lief der Puppinger ganz krumbuckelig und voller Eis und Schnee am ganzen Körper rum. Wir konnten uns das nicht erklären. Gereon stellte fest, dass er speziell unterm Bauch Eiszapfen hatte und befürchtete schon, er sei in den Dugout eingebrochen. Doch später stellten wir fest, dass es sich nicht um Eis-, sondern um Blut-Eiszapfen handelte – ieeehbabah! So holten wir den Puppinger, der ja IMMER draussen wohnt, ins Haus. Mittels einer Taschenlampe (ordentliches Licht ist auch Mangelware) stellten wir fest, dass er ein dickes Loch im Brustkorb unten hatte, was die Zapfen produzierte. So tauten wir ihn langsam auf, der Nachbar George kam noch prüfen, tippte auf Hirsch- oder Kojoten-Scharmützel. Der arme Pup blieb daraufhin 40 Stunden lang auf den Beinen, er wollte oder konnte sich nicht hinlegen! Dr. Höntgesberg, sein Hausarzt, konnte das nicht länger mit ansehen, und mit viel Überredungskunst und sanfter Gewalt brachte er den Patienten in die Knie und schließlich auf die Seite. Schwester Nini unterstütze fachgerecht die Bemühungen. Hacke aus der Hand wurde dann gern genommen! Und weil der Dr. Hö. so ein weiches Herz hat, hat er den Pup sogar zugedeckt, finde ich ja ein bisschen viel des Guten, aber nun ja, die beiden mögen sich sehr.
Weitere Untersuchungen, nach dem Auftauen, ergaben, dass das arme Viech überall voller kleiner Verletzungen ist – also wohl nicht Hirsch, sondern Kojoten. U.a. hatten sie versucht, ihn zu kastrieren, war aber ja schon zu spät. Von diesem Versuch hat er nun ein Loch, da wo die OP-Stelle wäre und ein dick geschwollenes Bein, wohl der Grund für seine Standfestigkeit. Sein dickes Fell hat ihn wahrscheinlich vor tieferen Wunden bewahrt. Ich sage ihm täglich, dass er froh sein kann, dass WIR hier sind. Die Bauersleute hätten ihn in der Kälte gelassen, und das wäre bestimmt nicht schön geworden! Nun allerdings übt er fleissig hypochondern – bin mal gespannt, wie wir ihn wieder aus dem Haus kriegen. Er steht nämlich jetzt ohne gutes Zureden einfach nicht mehr auf. Er hat allerdings auch sofort verstanden, dass man sich nur Freunde erhält, wenn man den Stoffwechsel herunterschaltet und nur draußen aktiv werden lässt – guter Hund!
Und schließlich die Immigrationsminister. Wir erleben nun gerade den dritten, nachdem Mrs Sgro, die Vorgängerin ihr Amt niederlegte in Folge diverser Anschuldigungen, u.a. wegen eines Programmes, das Stripperinnen bevorzugt die Einwanderung ermöglicht. Außerdem hat sie angeblich eine rumänische Stripperin reingeholt, die ihr dafür im Wahlkampf geholfen hat (???). Der Neue nun hat einen deutschen Nachnamen, es ist der Herr Volpe. Vielleicht ist das ein gutes Omen. Wir haben nämlich gerade festgestellt, dass das für uns zuständige Konsulat in Buffalo, USA, 20 Monate für die Bearbeitung der ersten 30% der Anträge braucht, und bis es dann 80% bearbeitet hat, vergehen insgesamt 29 Monate. Im Klartext scheint das zu bedeuten, dass wir gar nicht wirklich eine Chance haben, noch dieses Jahr überhaupt eine Entscheidung zu bekommen. Ich hab die nicht lieb, wirklich nicht.