Jagdszenen aus Nieder-Alberta und mehr

1. Jagdzene: Auf der Strasse
Ach du meine Guete, was passiert so alles, waehrend der Mensch homesteadet und mehr oder weniger computerlos ist. Am letzten Montag z.B. hatten wir laengere Zeit Besuch von einem netten, sehr gruen gekleideten jungen Mann in seinem dicken Ford Pickup Truck. Diese Art junge Maenner wird von manchen Albertanern respektlos “Fish Cop” genannt, was andeuten soll, dass sie im Dienste von Fish and Wildlife Alberta stehen. Der junge Mann befragte uns zu einigen Vorfaellen und wollte wissen, ob wir ein Verfahren einleiten wollten… Und das alles kam so: Samstag abend wollten der Herr Hoe. und ich gerade zu einem Gang in die Laendereien aufbrechen, Waffe war bereits geladen, Frau Hoe. war etwas bange, aber kaum, da klangen in schneller Folge Schuesse ganz aus der Naehe unserer “Residence” (ja, so heisst das hier jetzt, ganz egal, was ihr davon halten moeget. Es heisst auch die “Farm”, jawoll!!) Der Herr Hoe. sprang sofort in das Auto und dueste zur Einfahrt hinaus – mir wurde immer mulmiger, schliesslich waren Waffen im Spiel. Ich hoerte Wortwechsel, nach einiger Zeit kam der Herr Hoe. im Rueckwaertsgang und schnell zurueck, mir war immer noch mulmig. Der Herr Hoe. war stinkesauer. Hatte es sich doch um Menschen gehandelt, die mit dem Auto die Strasse und den frisch gemaehten Graben entlangfuhren, anhielten, sobald sie Huehnchen (also Wildhuehnchen, Grouse), sahen und losballerten. Autonummer REDHOT1 – noch Fragen? Na, Nummer notiert, sich von den Leuten sagen lassen, dass sie das ja duerften, aber nicht geglaubt. Zorn gebaendigt, Wanderung ueber’s Land gemacht, Elch gesichtet, Weg nicht wirklich gefunden, fast in die Dunkelheit geraten, aber dennoch schoen! Am naechsten, wunderschoenen Sonntagmorgen dauerte es nicht lange, da kam wieder ein Auto, fuhr langsam, Schuesse fielen… Jetzt wussten wir ja bereits Bescheid. Wir verbrachten den Sonntag mit dem Lesen von Hunting Regulations, also Jagdvorschriften, und noch dreimal musste Gereon “ausruecken”, man stelle sich das vor! Rechtlich sind wir auf der sicheren Seite, DIE duerfen nicht tun, was sie taten, aber nur einer von vieren hat sich entschuldigt. Am naechsten Morgen also Fish und Wildlife angerufen, die uns extra um Meldung in derartigen Faellen gebeten hatten, tja, und so kam dann am Dienstag der nette Herr Fish Cop, und als wir nett geplauscht, uns derzeit noch gegen Verfahren, dafuer aber fuer ein heftiges Aufstellen von Schildern entschieden hatten, hatte er einen Platten, was seinen Aufenthalt um einige Zeit verlaengerte. So war das also.

2.Jagdszene: Im Wald (und auf der Strasse)
Hatte ich also nach beharrlicher Arbeit den Herrn Hoe. ueberzeugt, dass wir noch einen Hund braeuchten, fuer draussen, und zwar zuegig. Hatten wir bei Nachbarn einige wilde Mischungen angeschaut und ich war recht angetan von dreien, der Herr Hoe. von EINEM anderen. Weiter gearbeitet, schliesslich Montag hingefahren und dann doch den ausgeguckt, den ich so gern haben wollte. Pyrenaeen-Berghund-??-Mischung. Gegen einen 2.25-kg-Eimer Honig getauscht. Auf den Arm gepackt (wiegt eine Tonne!), ins Auto gesetzt, braves Huendchen. Fuhr sehr ruhig und ohne irgendwelche Absonderungen. Zu Hause, noch im Auto, Halsband dran, auf den Boden gesetzt, Hund bekommt sofort Panik, zieht rueckwaerts und den Kopf aus dem Halsband (weil ich naemlich IMMER Angst habe, die Halsbaender sind zu stramm, mache ich sie fast IMMER zu lose…, das wissen wir nun). Huendchen aus der Einfahrt raus, erstaunlich schnell, und weg war es . Herr Hoe. ins Auto, um die Ecke, ich mit den Hunden hinterher, da sahen wir es noch kurz, doch dann verschwand es im Busch. Oh Gram oh Graus, und ich war es Schuld, und es war MEIN ausgesuchtes. Und die Kojoten immer in der Naehe, und das Huendchen panisch und fern der Heimat, und die Autofahrer ruecksichtslos, und und und – wie habe ich mich schlecht gefuehlt. Also in den Busch, mit Hunden, von zwei Richtungen – doch kein Huendchen in Sicht. Weiss mit roten Flecken, muesste man doch sehen koennen… aber nix. Ich gab auf, ging in den Garten, dauerte nicht lange, da bellte erst Nini, dann Zora, die beiden rasten auf die Strasse, ich hoerte ein (Welpen-)Quieken: Sie war wieder da!! Grosse Freude und Aufregung, Gereon gerufen, angeschlichen. Das war aber nun nicht so einfach: Das Huendchen hatte immer noch Panik, schnappte wie wild nach den anderen Hunden, versteckte sich im Dornengestruepp und war eher unzugaenglich. So lenkte ich sie ab, so gut ich konnte, und Gereon schlich sich von hinten an. Schliesslich blieb ihm nichts anderes, als sich buchstaeblich auf sie zu stuerzen, was sie mit einer wilden Beissattacke und dann doch sehr unkontrollierten Absonderungen quittierte. Also Jacke ueber Kopf, Halsband STRAMM wieder dran und dann in einem wilden Rodeo zum Ziegenstall, dort reinbugsiert, alle mal tief durchgeatmet.
Ich war fertig: Das arme kleine Ding, zwar gerettet, doch wie! JEDOCH: Mit etwas Geduld und Futter und Zora ist es schon fast repariert, und so sieht es aus: wie eine kleine, neue Emmy, jawohl:

Dies hier ist dann uebrigens der weitere Neuzugang: Kater Namenlos, auch Glauser-Mauser genannt oder “der Fakir”
Und dann gibt es natürlich noch die Leihziegen) inzwischen sitze ich bei meiner netten Kollegin im Keller und schreibe weiter, daher habe ich völlig den Faden verloren. Egal. Also, es gibt Star und Clouds, von uns umgetauft in Frau Stern und Frau Wölkchen. Sternchen ist diejenige mit Sinn für farbige Accessoires, sie ist irgendwie Nubier-Alpine-Mix. Wölkchen sieht etwas vergilbt aus und hat fehlgeschlagene Hörner, daher zu kurz und nicht griffig. Ich glaube, sie ist eine Tochter unserer verkauften dicken Odette, der Schwester unserer verbliebenen Odette. Mafalda (von Glausers) hat die üblichen zerrupften, doch niedlichst getüpfelte Ohren und ist lieb. Und alle wollen immer gekrault werden.

Was ist sonst noch so passiert, das dokumentiert werden sollte? Der erste Schnee, dieses Jahr „spät“, am 14./15. September, hat mich deprimiert gemacht – das war meine schlechteste Nacht bisher Seitdem aber hat sich ja einiges getan, die Küche wächst sozusagen langsam vor sich hin und ist streckenweise sehr gemütlich. Und wir haben elektrisches Licht, was tatsächlich die Stimmung heben kann, wer hätte das gedacht. Hier also ein paar Eindrücke von unserer neuen Küche, die gerade gestern wieder etwas mehr rustikalen Fußboden bekommen hat – nämlich 3 Schubkarrenladungen Schotter von der Straße (wir haben schließlich einen relativen Haufen Steuern bezahlt…)
Bitte beachten Sie, dass die Küchenfenster sowie die „Terrassentür“ inzwischen geputzt sind!! Martha Stewart hätte ihre reinste Freude an unserem Setup. Und morgens, wenn wir uns aus unserem wirklich gemütlichen Bette schälen, dann leuchtet der Laternenbaum Wird wohl nicht mehr lange halten, die Pracht. Es ist wieder Frost gemeldet, und immer mal wieder windet es ein wenig. Inzwischen hat Gereon auch fleissig an unserer „Den“, der „Winterhöhle“ weitergebaut. Wände und Decke sind isoliert und verplankt, Fenster eingebaut, Tür eingebaut und das Ganze ist weiß gestrichen. Jetzt muss noch der Boden isoliert und belegt werden, aber schon jetzt merkt man, wie leicht die kleine Baustellen-Gasheizung das Zimmerchen warm bekommt. Da gehe ich der Kälte doch wesentlich beruhigter entgegen!
So, nun lasst mich wissen, ob das zuviele Bilder sind, ob das Hochladen problematisch ist, ob ich zuviel geschrieben habe und überhaupt! Ich will jetzt flinko-flugso heim, ins elektrische Licht und an den warmen Ofen, noch was Tee vielleicht trinken (Bier ist irgendwie alle gegangen…), und die Fahrt durch den nach wie vor wunderschönen Herbstwald genießen. Neulich abends haben wir bei Kerzenlicht über unserer halben Küchenwand gelehnt und (wahrscheinlich) den Uhu beobachtet, wie er über unseren „Yard“ hin und her flog… Es ist schon schön! Anabel schreibt, sie kann gar nicht beschreiben, wie wir leben, das müsse man gesehen haben. Wahrscheinlich hat sie Recht, so oder so…

4 Gedanken zu „Jagdszenen aus Nieder-Alberta und mehr

  1. goaty

    und ich hab‘ immer gedacht, bei uns wären die jäger mit ihrer ballerei bekloppt – aber das ist ja richtig harmlos hier. natürlich sind das nicht zu viele bilder – wir waren doch so lange zeit enthaltsam. das bild ‚küchenwände‘ liess sich nicht hochladen, sonst alles reibungslos. schöne grüsse von hier (heute müssen unsere lämminge dran glauben) und weiter frohes bauen
    die heltener

  2. elch

    nee, nee, deutsche jaeger sind wahrscheinlich harmlos. morgens kommt jetzt schon zum 2. mal ein truck vorbeigefahren, faehrt offensichtlich an unserem land vorbei bis ueber die grenze, dann dauert es nicht lange, und es knallt -einmal, auch zwei- oder dreimal, heute. einige zeit spaeter kommt er dann zurueck. da fragt sich der mensch, was das zu bedeuten hat. der nette herr fish und wildlife sagte uns (und ich stimme ihm absolut zu), dass sowas keinen guten ruf habe, road hunters nennt man sie. ich finde, die muessten mindestens zwei stunden durch den busch laufen, bevor sie ueberhaupt schiessen duerfen. man darf auch erst schiessen 6 stunden, nachdem man ein fluggeraet verlassen hat. jaja, interessante vorschriften. erfolgreiches butchern wuenschen wir, morgen werden sich wohl bei uns die huehner reduzieren – die truhe wurde angeworfen!

  3. Siggi

    Deutsche Jäger, harmlose Jäger? Na, da fallen mir nur noch die Jungs ein die meinen Hund und den Hund der damaligen WG (lang ists her) bei einer wilden Verfolgungsjagd über den Knollenacker aus dem fahrenden Auto heraus erschossen haben. Angeblich, weil die beiden Wuffels im Revier des benachbarten Bauern wilderten. Hinter der Böschung hatten sie, gemeinsam mit dem Dorfpfarrer (!) gelauert um dann in besagter Aktion die Hunde abzuknallen. Aus dem Auto raus machts halt offenbar mehr Spaß.

    Ein Jahr später wurde der altersschwache Cocker eines ebenfalls etwas betagten Briten von bereits genanntem Bäuerlein mit einer Pistole aus nächster Nähe exekutiert – der Cocker saß einen halben Meter neben seinem Herren und wunderte sich wahrscheinlich warum dieser merkwürdige Mann da so rumbrüllte – obwohl er doch direkt vor ihnen stand. Die Antwort auf diese Frage hat er leider nie erfahren…

    Wilder Westen? Genau! Im Westen von Köln – dort wo Mann sein Recht noch nach guter alter Väter Sitte zu verteidigen wusste (…oder weiß? Wer weiß.).

    Ach ja, die beiden o.g. Hunde wurden flugs im Kofferraum verstaut und wurden auch auf wiederholte Nachfrage nicht herausgegeben. Hatten Tollwut – angeblich.

    Der Bauer wurde zwar angezeigt aber nie verurteilt, auch nicht wegen der Exekution des brittischen Cockers. Hatte halt zu gute Beziehungen unter seinen Recht sprechenden Jagdgenossen.

    Also, liebe Petra, ruhig Blut wenn demnächst ein paar rüpelige Wilderer durch die Büsche streifen und die Koyoten erschrecken. Hier im guten alten Deutschland gehts immer noch etwas schlimmer…

    Ansonsten hats mal wieder Spaß gemacht, an eurem Leben teilzuhaben. Und diesmal wars sogar echt spannend. Mehr davon! Bitte.

  4. Anonymous

    Hallo Petra, Ich grüße Euch aus Nümbrecht dem Oberbergischen Land Deiner ehemaligen Heimat.
    Ich finde Deine Dokos sehr interessant. Hätte dazu auch die eine oder andere Frage.
    Ich bewundere Dich oder besser gesagt Euch beide, so ein natürliches Leben zu führen. Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachtsfest.
    Ich schau auch mal wieder in Deine Berichte. Gruß Elke

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