Goats West und Ziegenboecke

War ich also ja vom 22. bis 24. August auf einer Goat Convention, klingt ziemlich grandios, oder? War aber natuerlich eher klein, weil im Gegensatz zu den Rindern die Ziegen ja hier nach wie vor von den meisten Albertanischen Redneck-Bauern nicht ernst genommen werden. Selbst schuld, kann ich da nur sagen. Ich jedenfalls hatte einen Riesenspass und kam hoch inspiriert und voller Aenderungsvorschlaege wieder nach Hause. Schade, dass wir nicht juenger sind. Dann haette ich mich vielleicht doch noch in das Abenteuer der Milchwirtschaft zum Verkauf gestuerzt. Aber so wie die Dinge liegen, koennten wir zwar theoretisch ganz vielleicht ein Darlehen aufnehmen, um die ordentlich teuren, vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Geraetschaften zu kaufen, aber wir haetten nicht genuegend Zeit, um es abzubezahlen, fuerchte ich. Ausserdem ruempfen hier oben im Norden ja noch jede Menge Menschen die Nase, wenn die Rede von Ziegenkaese ist. Auch hier: selbst schuld! Am 22. gab es naemlich zum Einstieg einen kleinen Kaese-Workshop mit einer sehr kompetenten und sympathischen Kaeserin aus B.C., die auch mal 10 Jahre in der Schweiz gelebt hatte – das muss wohl ordentlich praegen! Guckt mal bei http://www.farmhousecheeses.com – bin ein bisschen neidisch.
Weiterhin lernte ich etwas ueber das Zaehlen von Wurmeiern, nicht so lecker, aber sicher sinnvoll, dann Ernaehrung, Aufzucht, Zaeune (!!! ungeheuer wichtig !!!). Einer der Vortragenden kam aus Texas, so dass sein Akzent alleine das Zuhoeren wert war. Wie im Kino! Koestlich!!
Und dann gab es Hofbesichtigungen, das Allerschoenste! Natuerlich wurden uns bei jedem Besuch die Haende desinfiziert und wir mussten blaue Plastikgaloschen ueber das Schuhwerk streifen – Biosecurity wird extragross geschrieben, ist das in Deutschland inzwischen auch so? Man fuehlte sich richtig schmuddelig. Ich bin mir immer noch nicht so sicher, ob das alles nicht ein bisschen uebertrieben ist. So sahen wir auf einer Burenziegen-Betrieb diese schoenen Futterraufen, die wir wohl als Anregung uebernehmen wollen. Fuer mich das spannendste aber war der Besuch auf einem Milchziegenhof (wo es eine Vorfuehrung von kuenstlicher Besamung bei Ziegen gab), der von einem Schweizer Ehepaar geleitet wird. Die beiden melken 150 Ziegen und drei Kuehe (fuer die Zickleinmilch) und liefern alles an eine Ziegenmolkerei. Die Molkereien in Suedalberta koennen den Bedarf gar nicht erfuellen, so spriessen neue Milchbetriebe wie Pilze aus dem Boden. Ich lernte eine junge Frau kennen, die seit zwei Jahren im „Milchgeschaeft“ ist, sie melkt derzeit 90 Ziegen, aber sie will noch gewaltig aufstocken. Das ist ganz schoen viel Arbeit! Aber wie man auf den Fotos sehen kann, haben Muellers alles im Griff: Melkstand fuer 20 Ziegen, grosse, helle Scheune fuer die Melkdamen und ebenso heller luftiger Aufenthalt fuer das Jungvolk. Natuerlich kommen diese Ziegen nie auf die Wiese. Uns ist inzwischen auch viel klarer warum. Seit ich naemlich in Folge des Gelernten Alfalfa-Heu-Knubbels (wie heissen die auf deutsch?) zufuettere, schmeckt unsere Milch wieder suess und nicht mehr so herb, wie sie schmeckte, als die Ziegen nur im Wald waren. Aha, dazugelernt!
Ja, so war das in Leduc. Ziegenmenschen sind lustig. Da fahr ich naechstes Jahr wieder hin.
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Und dann dieses Wochenende bei H’s im Busch: Der Stapellauf des neuen Saegewerks. Ich sag euch, wenn der Herr H. jetzt noch zwei Pferde kriegt, dann wird er abwechselnd abholzen, ranschleppen und zersaegen – bis wir in der Prairie wohnen. Er leugnet das vehement, aber ich bin mir nicht so sicher. Konnte gar kein Ende finden, der Mann! Abgelichtet sind der „Jungfernschnitt“, der stolze Saeger mit noch desinteressierten Ziegen im Hintergrund, die Ziegen in einer kleinen Arbeitspause (kann man da was umwerfen? klappert es gar? beklettern? – Die Antwort natuerlich zu allem: Jawoll!), und der Chef mit der Chefin(ziege) in der Schaffenspause.
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Das Wetter ist ziemlich himmlisch, ach ja, und den ersten Frost hatten wir auch. Wie wir auch jetzt zum ersten Mal merken, kann der Ziegen(bock)halter das Ende des Sommers kaum verpassen, legen doch die Boecke mit kuerzer werdenden Tagen und kuehleren Naechten ihr umwerfendes Parfum an. Oh manno, sie sind jetzt in den Busch verbannt, denn selbst bei Windstille ist es recht penetrant.
Der Frost hat noch keinen Schaden angerichtet, macht aber der Hauswirtschafterin ordentlich Druck: Bohnen sind noch zu pfluecken, Fenchel zu retten, letzte Salaetchen und Koehlchen optimistisch auszupflanzen und abzudecken, schliesslich hatten wir schon wunderbar warme September, dazwischen ist Obst einzukochen, rote Beete einzulegen, Mangold einzufrieren, ach ja, und Unmengen Kaese zu machen. Ich weiss nicht so recht, wann und ob das alles gehen kann, aber ich gebe (noch) nicht auf. Fast haetten wir ja anscheinend einen Wander-Zimmermann bekommen, aber der hat nach einer ziemlich echt klingenden Zusage einfach nix mehr von sich hoeren lassen – sehr bedauerlich. Sonst waere das Haus vielleicht jetzt schon beziehbar.