Wahrscheinlich haette ich das vorbildliche Wetter nicht beschreiben sollen…
Vorgestern sah das Lama so aus Und der Rotkohl so
Und gestern abend sagte der Wetterbericht fuer heute morgen Regen oder Schnee (es wurde dann Regen, man ist ja fuer Kleinigkeiten dankbar).
Vorher allerdings sind die Boecke in ihren schoenen neuen Zaun gezogen Den unterziehen sie nun einem Qualitaetstest – den er streckenweise nicht besteht. Erste Panels lagen schon flach, doch nur das Lama buechste aus. Auch ist nicht alles zu ihrer Zufriedenheit geschaelt, und wenn Ziegen Nadelholz schaelen, sehen sie nachher etwas geschminkt aus, wie Odettes Soehnchen hier
Bitte beachtet auch die schicke Lockenfrisur!
Quark, ja, das ist ein heikles Thema. Hatte ich letztes Mal noch froehlich geschrieben, haette ich heute morgen den ganzen Quark in die Ecke schmeissen koennen, blieb er doch trotz (oder wegen?) neuer Kultur und neuem Rezept, extra fuer Quark, fluessig und damit fuer mich unbrauchbar. Das ist ein schoener Anblick, wenn der erhoffte Kaese einfach durch den Abtropfbeutel laeuft – grummelgrummelgrummel. 16 Liter, alles fuer’s Schwein, so ein Mist! Aber ich gebe nicht auf. Letztens hatte ich nach einem Fehlstart noch einen sehr schoenen Erfolg, fast perfekt quarkig.
Etwa 15 Liter Milch kriege ich im Moment pro Tag, das ist fuer mich die Grenze des Machbaren unter den gegebenen Umstaenden. D.h., genau genommen habe ich die Grenze glaube ich ueberschritten. Es bleibt naemlich noch mehr liegen als sonst. Der Frost, der nach dem Graupellama folgte, hat die Bohnen dahingerafft, die Tomaten sind angeschlagen, Margaret, die mehr als einen Orden verdient, hilft mir beim Einmachen (d.h. sie hat es praktisch uebernommen). Ausser Fuettern, Melken, Spuelen, Kaesen und Kochen schaffe ich nix. Und dann habe ich heute noch um kleine zwei Stunden verschlafen, dabei musste ich in die Buecherei zum Arbeiten. Hier ist es jetzt sehr erholsam. Sieben Stunden zuverlaessig ohne Spuelwasser an den Haenden und zweifelhafte Matsche an den Fuessen, das ist mal sehr schoen. Und dann hab ich auch noch Schoki hier am Pult gefunden – himmlisch!
Die Ziegen, das ist ja schon was Interessantes. Ich weiss ja nie, wer alles hier liest, und ich vermute, einige werden sich an die Stirn tippen, aber mein Tagesablauf, ach, was sag ich, im Moment mein ganzer Lebensrhythmus wird von diesen Tierchen bestimmt, auch wenn das nicht immer lustig ist. Derzeit sind sie umschichtig „rossig“. Fies stolzieren sie ueber die Gangway an den Boecken entlang und wedeln, was das Zeug haelt. Dann muss der Zaun ganz schoen was aushalten. Sie duerfen jetzt nicht mehr frei laufen, eben wegen dieses unakzeptablen Verhaltens, sowas geht hier im prueden Alberta bittesehr aber gar nicht! Beim Melken habe ich fuenf Ziegen mit fuenf sehr verschiedenen Melk- und Fressverhalten, und Gereon und ich unterhalten uns schonmal darueber, wie gut wir sie unterscheiden koennen. Manche erkennt man an der Stimme, bei Rossigkeit leider auch nachts. Manche an den Ohren. Manche an einem Punkt auf der Nase. Manche sprechen mit offenem Mund, manche halten die Lippen so gut wie geschlossen, wenn sie greinen. Nett sind sie alle, meistens. Natuerlich versuche ich, mich mit den Kastraten, die ja auch ueberwiegend keine Namen haben, nicht so sehr anzufreunden, weil sie wohl doch den Gang in die Truhe gehen werden. Wenn ich durch die Matsche stapfe, um sie zu fuettern, bin ich fest entschlossen, sie nicht ueber den Winter zu fuettern. Wenn die Sonne scheint und sie in den Busch gehen koennen, wuerde ich sie am liebsten alle behalten, logisch. Hatte ich erwaehnt, dass ich mal ausgerechnet habe: Wenn wir immer zwei Ziegen melkten, also im Schnitt 4 Zicklein im Jahr haetten, und wir wuerden 80 werden und alle Ziegen behalten, dann haetten wir insgesamt nur 120 Ziegen, das klingt doch gar nicht soviel, oder? Wenn nur der Winter nicht waere.
Nachdem in den letzten Tagen Hunderte von Kranichen ueber uns hinweg gezogen sind, steht er wohl vor der Tuer. Margaret sagt, wenn die Kraniche ziehen, muss man die Kartoffeln ausmachen. Was mich erinnert – das habe ich auch noch nicht getan. Die Gaense sammeln sich noch, vielleicht muessen die nicht so weit, ich weiss das gar nicht.
So, und jetzt ess ich noch weiter Schokolade und geniesse meinen lauen Tag hier! Warm, trocken, Schoki, wat willste mehr?