Kleines bilderloses Update

Weil ich ganz ausnahmsweise einmal anscheinend eine ganze Mittagspause ohne Bankgeschaefte, Antraege auf Arbeitslosengeld, Forenpruefung oder aehnliches habe, erlaube ich mir, ein kleines bilderloses Update einzustellen.

Jetzt arbeite ich also schon seit drei Wochen in der Tierarztpraxis. Und es stimmt mich sehr, sehr nachdenklich, manchmal sehr traurig, manchmal gar schlaflos. Mir war gar nicht klar, wieviele ungewollte, unbeaufsichtigte, vernachlaessigte oder sonstwie „uebrige“ Tiere es in einer so kleinen Stadt wie Valleyview (etwa 1500 Einwohner) geben kann. Die landen dann hier, und wenn sich innerhalb von drei Tagen kein Besitzer findet, dann koennen sie eingeschlaefert werden. Ich habe nicht gezaehlt, wieviele schon eingeschlaefert worden sind, seit ich hier bin. Aber ich weiss noch von allen, wie sie aussahen. Nun raetsele ich, was ich tun kann, um wenigstens ein bisschen Abhilfe zu schaffen, doch das ist schon ein bisschen so wie gegen Mauern, gern auch aus Gummi, zu rennen. Ich ueberlege aber weiter.

Das laesst mich natuerlich auch wieder vermehrt ueber meine eigenen Tiere nachdenken. Und immer fester bin entschlossen, Ziegen nur abzugeben nach gruendlicher Pruefung. Und das wird wahrscheinlich nie gut ausfallen, zu und zu „picky“ bin ich sicher. Neulich sagte noch eine Kundin hier zu mehr: „Ja, das muss aber doch schwierig sein, die eigenen Ziegen zu essen.“ Ich sagte ihr, dass es meiner Ansicht nach nur so geht. Dann weiss ich immerhin, wie ihr Leben verlaufen ist, von Anfang bis Ende, und wenn es keine Unfaelle gab, dann war es gut. Keine Angst, keine Schmerzen. Genug zu essen und trinken, ausreichend soziale Interaktion. Und keine, keine einzige, wird je zu einer Auktion gehen, wenn ich es irgendwie verhindern kann.

Und natuerlich bringt es einen auch wieder zu dem Thema der leichtfertigen Anschaffung von Tieren. Meiner Meinung nach kann man gar nicht genug betonen, dass Tiere KEINE geeigneten Geschenke sind, mit den allerallerseltensten Ausnahmen. Karla sagt, dass ganz klar um Weihnachten rum und nach Ostern hier die meisten Tiere auflaufen. Alte Hunde sollen eingeschlaefert werden, weil man ja jetzt einen neuen „puppy“ hat, da ist der alte halt uebrig. Osterhasen entpuppen sich als fordernd und – wer haette das gedacht – koettelnd und fressend, also ab dafuer. Deswegen sitzt hier das Praxiskaninchen „Vanilla“, ein Opfer des letztjaehrigen Osterfestes. Katzen kratzen und pinkeln auch mal ein bisschen unkontrolliert. Und landen dann hier, zum Einschlaefern. „Inappropriate urination“ heisst das Todesurteil. Nicht schoen.

Auf der anderen Seite natuerlich auch nette Tierhalter, entzueckende Tiere, herzerwaermende und traenendruesen-drueckende Geschichten. Neulich z.B. die „Taschenratte“, aber ein nettes Tierchen, das irgendwie es geschafft hatte, sich ein Auge demolieren zu lassen (und wir sprechen hier von einem Gesamt-Lebengewicht von 1 kg). Das Auge musste entfernt werden, woraufhin das Tier, aehnlich einem Toyspitz, natuerlich nach OP und Rasur etwas gewoehnungsbeduerftig aussah. Die Besitzerin, mit einer anderen „Taschenratte“ unter dem Mantel auf der linken Brust, nahm aber ihren Liebling, unter Traenen, sofort an die andere Brust und zahlte, soweit ich das sehen konnte, ohne Zucken ihre recht heftige Rechnung. A mixed bag also. Aber ueberwiegend interessant.

Da, und nu is die pause doch schon wieder um. Telefon klingelt, rechtschreibung leidet. Tschuess!!