Nicht vom eigentlichen Sonntagsluxus, der besteht naemlich darin, dass ich hier sitze und schreibe, waehrend Gereon mit den Jungs unterwegs zum Sweathouse Tower ist, Bienen durchsehen und den Turm besteigen. Ich hingegen habe bis jetzt nur alle Tiere versorgt und gemolken. Und Butella-Brote gegessen! Und Tee getrunken. Kaffee gekocht. Mit der Omi telefoniert. Gemuetlich rumgesessen und sonst nichts getan.
Nach dem Rodeo in High Prairie ist nun Rodeo in Valleyview. Zum Rodeo gehoert ja immer auch die so genannte Fair, ein schwer zu beschreibendes Ereignis, in dessen Verlauf es einen Schreibwettbewerb gibt, zum Beispiel, bei dem ich wieder als Richterin geladen wurde (*stolz*). Und jeder kann seine Erzeugnisse oder kreativen Produkte ausstellen, es gibt Klassen fuer alles moegliche, also Eingemachtes, Backwaren, Blumen, Gemuese aus dem Garten, Getreide vom Feld, Genaehtes, Gesticktes, Gestricktes, Fotografiertes, sonstwie Gebasteltes. Tiere mit und ohne Verkleidung oder Aufgabe. Und es gehoert auch die Parade dazu, in der die oertlichen Unternehmen und Organisationen geschmueckte Wagen die „Hauptstrasse“ entlang fahren. Die Tierarztpraxis war natuerlich auch dabei, und wir haben den ersten Preis in der Kategorie „Einzelfahrzeug“ gemacht. Wieviele Teilnehmer in der Kategorie waren, weiss ich nicht, aber ich glaube, es waren immerhin vier. Bilder habe ich noch nicht, aber ich war mit Zora und Lulu (!!) dabei. Die Jungs fuehrten Hunde, und Lulu, mit rotem Halsband und passendem Fuehrstrick, benahm sich vorbildlich und wanderte brav mit mir. Der Fussweg zurueck zum Beginn der Parade, wo wir das Auto geparkt hatten, war lustig. Strassenueberquerungen, hier sowieso selten ein Problem, weil die Autofahrer sehr hoeflich schon aus weiter Ferne anhalten, wurden zum Spass, weil sie nicht nur anhielten, sondern auch winkten und lachten. Wer geht schon mit Greyhund UND Ziegenbock an der Leine durch die Kleinstadt??!! Eine Einladung zur Langzeitpflegestation haben wir auch. Dort hat man gern schon einmal wohl erzogene Tiere, um die Pflegepatienten aufzumuntern. Und Lulu weiss sich in der Tat zu benehmen.
Als wir dann Richtung A&W fuhren, um die Jungs mit Hamburgers zu versorgen, sahen wir ein typisches Bild fuer’s Rodeo-Wochenende:
Und noch ein kleines Bildchen von einem grossen Mann und einem kleinen Schwein, die mich in der Praxis besucht haben. Das Schweinchen ist wohl Verwandtschaft von Ludwig und Lili. Seine Mama wusste nichts mit den neuen Kinderlein anzufangen, drei starben, aber die ueberlebenden beiden werden nun von Al und Anne, den Besitzern, mit dem Flaeschchen aufgepaeppelt, und Al, der Klempner ist, nimmt sie immer mal mit auf seine Touren. Sie reisen auf dem Beifahrersitz in einer Klappkiste mit Einstreu, und das Flaeschchen ist immer dabei! Seeeehr niedlich. Und erstaunlich laut und energisch. Es wollte doch tatsaechlich sein Knippeisen-Naeschen unter meine Schuhe schieben und mich umkippen – tztztz!
Ich glaube, jetzt muss noch ein Butella-Brot her. Und dann muss ich leider den Ofen anschmeissen, um Spuelwasser zu produzieren. Das ist ein heisser Wermutstropfen bei dem schoenen Wetter, das wir heute haben: Sonne, blauer Himmel, nicht zu warm, eine kleine bis mittlere Brise. Ziemlich ideal. Bis auf den Ofen eben. Aber man kann nun mal nicht alles haben! Hat man uns schon immer erklaert, oder?
Ach, und dann noch was totaaal wichtiges: Ich bin doch nun die zukuenftige Leiterin des in der weiten Umgebung beruehmten Valleyview Farmers‘ Market. In einer Hauruck-Extrem-Basis-Demokratischen-Abstimmung wurde ich ohne Gegenkandidat(in), allerdings mit – wenn ich das richtig gesehen habe – zwei Enthaltungen gewaehlt. Ich bin ziemlich nervoes, aber meine Foerderer sagen, ich schaffe das. Nach der Wahl wurde mir allerdings gratuliert und auch kondoliert – das gab mir doch etwas zu denken. Aber ich schaffe das, ich bin fest entschlossen. Und wenn ich mir nur zwei neue Feinde mache, dann ist das sicherlich ueberschaubar.