Un ich sach noch – die Zweite

Der Chef fuehrt sein neues Spielzeug aus, eine Winchester 30-30. Das ist das Ding, fuer welches ich als Ausrede diene, sozusagen das Waffen-Aequivalent eines Damenspatens. Ich habe nach wie vor sehr gemischte Gefuehle, immerhin aber habe ich schon Laden und Entladen und derlei Dinge geuebt. Nach wie vor jedoch keinen Schuss abgegeben. Je laenger ich trocken uebe, desto unwahrscheinlicher scheint mir das auch. Mir tut die Schulter schon beim Anlegen weh, an den Rueckstoss mag ich gar nicht denken.

ABER: Ausfuehren war angesagt. Er wollte eine Moeglichkeit durch das fliessende Wasser finden, das uns jetzt im Norden vom Rest unseres Landes abschneidet. Und waehrend wir so wateten, sagte ich noch: Jetzt wird es sicher trotz Schnee und Eis und Kaelte nicht mehr lange dauern, bis die ersten Froesche auftauchen. Denn vor Gereons Fuessen waren tatsaechlich auch schon ziemlich optimistische Sumpfdotterbluemchen zu erkennen, die in dem eisigen Wasser unverdrossen nach oben strebten. Und tatsaechlich und fast unglaublich, wenn man sich die Lage anschaut: auf dem Rueckweg hoerte ich einen Frosch! Also wenn’s jetzt nix wird mit dem Fruehling, dann weiss ich es nicht.

Es ist, als ob hier alles unterm Schnee in den Startloechern gesessen hat. Mein Rhabarber war kurzfristig innerhalb von 2 Tagen 15 cm hoch – dann aber muss wohl eine Ziege gekommen sein, er ist jedenfalls abgefressen. In den aus dem Schnee ausgebuddelten Toepfen spriesst Schnittlauch, die Huehner picken erstes Gruen, und in der Spitze einer Fichte singt ein Robin, unsere rotkehlige Drosselvariante.

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2 Gedanken zu „Un ich sach noch – die Zweite

  1. Judith Grümmer

    Als Kind liebte ich “Lederstrumpf“, jetzt sehe Gereon und finde die Ähnlichkeit zu meinem “Kinderhelden“ verblüffend. Ist das Teil für die Bärenjagd?

  2. Petra Autor

    Lederstrumpf! – Na, ich weiss nicht. Das Ganze ist aus der Naehe doch wesentlich unromantischer. Die Winchester (und das schreibe ich jetzt aus meiner naiven, eher ahnungslosen Perspektive – Waffenexperten unter den Lesern moegen mir verzeihen) ist ein etwas leichteres Gewehr (Buechse – ich weiss) als die dicke Remington, die schon oben im Schrank verschlossen ist. Gereons Argument dafuer war, dass das fuer mich dann leichter und einfach mit dem Schiessen sei, und ausserdem, so kam im Nachsatz, koenne er damit sowas wie Enten jagen. Er hat mir aber erklaert, dass das Kaliber irgendwie dasselbe ist wie das der Remington, und wenn ich mir die Loecher ansehe, die sowas in einer Ziege verursacht, dann denke ich, dass eine Ente pulverisiert wuerde. Mir egal, ich werde so oder so nicht auf Enten schiessen. Und auch hoffentlich auf sonst nichts Lebendes. Und Baeren werden in meiner Naehe, von meiner Familie, auf meinem Land nicht gejagt, wenn ich hier irgendwas zu sagen habe! Mir gruselt schon davor, dass die Fruehlingsjagdsaison fuer Baeren losgeht – ich hasse das. Mitgenommen wird das Ding aber, falls es doch mal zu einer unangenehmen Begegnung kommen sollte, moeglich ist das schliesslich immer.

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