Haeufig habe ich das Gefuehl, dass wir voellig ohne Fortschritte so vor uns hin basteln oder auch eben nicht basteln. Im Moment aber passiert am laufenden Band etwas. Ich fange mal vorne an, sozusagen.
Vorletzten Sonntag, der Herr Chef und ich wollten uns noch ein bisschen bei Tee und Kaffee gemuetlich im Bett ueber die anstehenden Projekte unterhalten, da legen draussen die Hunde los und ich hoere laute Motorengeraeusche. Sehen konnte ich das:
Und dann das.
Der schon lange geplante Baggereinsatz, von mir mit sehr gemischten Gefuehlen erwartet, begann. Wie gesagt, es war Sonntag frueh, kurz vor acht. Auf meine Frage, warum er zu so einer Zeit unterwegs sei, antwortete der LKW-Fahrer: Ich will doch noch auf die Jagd gehen. Kaum war er weg, den ganzen Weg bis zum Highway, etwa 4 km, rueckwaerts, und zwar mit Schwung, da kam auch schon der Baggerbesitzer und -fahrer angeduest. Only in Alberta! Kurze Lagebesprechung bei Kaffee und los ging’s!
Zuerst wurde der alte Haufen Heu und Mist vom vorigen Winter in den Garten geschaufelt.
Waere doch schade, wenn ich mich sonst haette langweilen muessen…
Dann wurde auf dem Weg in den Wald die irgendwann anzuschliessende Aussen-Holzheizung umgesetzt.
Danach ging es krachend durch den Wald, das macht mir immer Magengrimmen. Ich kann es gar nicht gut vertragen, wenn Baeume fallen, aber ich gebe zu, dass der Chef den Weg auch nach Gesichtspunkten des geringsten Schadens festgelegt hatte. Die dicken Aspen sind alle stehengeblieben. Der Plan hinter diesem ersten Teil des Einsatzes war, den bereits bestehenden, aber arg vernachlaessigten Weg zum Biberteich wieder gangbar zu machen und vor allem an zwei, drei sehr nassen Stellen Uebergaenge zu bauen, teilweise sogar mit Verrohrung.
Hugo und ich machten zwischendurch mal einen Kontrollgang. Viel Zerstoerung, aber auch viel Aussicht auf bessere Zugaenglichkeit des Grundstueckes. Der Chef will sich naemlich am Biberteich dann ein (von mir so genanntes) Pratthuettchen bauen. Da kann er dann schmollen (sage ich) oder waehrend der Jagdsaison naeher an den Objekten der Begierde sitzen und mal Alleinzeit haben (sagt er). Ich denke dann so an Thoreau und Walden… Man wird sehen.
Als das dann erledigt war, nach knapp einer Woche, wenn auch nicht taeglichen Einsatzes, kam das Projekt, auf das ich schon die ganze Zeit gewartet hatte: Der Tank!
Dieser Tank, mit einem Fassungsvermoegen von 1500 Gallonen, soll uns fliessendes Wasser im Haus ermoeglichen. Kanada ist theoretisch metrisch, schon seit den 70er Jahren – hat nur noch keiner gemerkt. 1500 Gallonen entsprechen je nach System, Imperial oder „Standard“, 6819 oder 5678 Litern. Was wir haben, weiss ich nicht, hier koennen sie sich naemlich nicht entscheiden, ob sie original kanadisch-britisch wollen, also imperial, oder US-amerikanisch. Sammeln soll der Tank sowieso Regenwasser, und da kommt es auf die Zahlen nicht so sehr an wie auf die Frage, ob und wann der Tank voll wird, wie lange das Wasser haelt und ob es sauber genug fuer uns gehalten werden kann.
Angereist kam das blaue Ding aus Valleyview auf dem schon lange in Arbeit befindlichen „neuen“ Uralt-Truck, den ich jetzt aus offensichtlichen Gruenden den roten Rudolf nennen will. Rudolf wurde vom Herrn Chef fast komplett ueberholt und ist nun, wie ich finde, wirklich sehenswert mit seinen schicken roten Aufbauten. Ich habe schon einen Wohnwagen-Aufbau beantragt, das wurde aber bisher voellig ignoriert. Der Chef berichtet, dass das Fahren sehr lustig ist, weil: Starrachse vorne, man sitzt also extrem rumpelig. Aber Rudolf kann auch Allrad, und auf dem 15 Fuss (= 4,572 Meter) langen Deck sollen demnaechst jede Menge Bienenkaesten in einem Rutsch transport werden. Ich plane auch die Beschaffung von Huehnerfutter in grossen Saecken, die etwa eine dreiviertel Tonne halten. Das ist dann viel wirtschaftlicher. Der rote Rudolf also. Ich freue mich schon auf meine erste Fahrt mit ihm.
Vor dem Tankeinbau hatte ich ein bisschen Angst. Schliesslich befinden sich schon die drei Fundamente fuer den Glasanbau vorm Haus und an der Wand sind die extrem wichtigen PV-Platten.
Aber der Baggerfahrer leistete Millimeterarbeit, fast, und alles ging glatt. Was die Gartenarbeit zur Herausforderung macht, naemlich der sehr tonige Boden, ist bei solchen Buddeleien ein Vorteil. Bis in eine Tiefe von gut zwei Metern tauchten nur ganz wenige kleine Steinchen auf, die Waende lassen sich senkrecht abstechen und stehen problemles, da broeselt nix.
Als ich das schoene, rechtwinklige Loch sah, beantragte ich sofort noch mal dasselbe, aber neben dem Haus, fuer meinen lange gewuenschten Erdkeller. Und diesmal, diesmal haette es fast geklappt. Der Chef hatte schon genickt, da meinte der Baggerfahrer, wenn er aber jetzt das Loch buddele und wir dann nicht sofort zum Ausbau kaemen, dann sei der Winter da, und dann werde es schwierig, und deswegen…. Der Chef nickte wieder, und jetzt ist das auf’s Fruehjahr verschoben. Aber das ist auch wahrscheinlich gut so. Wir arbeiten wirklich mit geliehener Zeit, wie der Baggerfahrer sagte. Das Wetter kann jederzeit umschlagen und richtig wintrig werden, und dann will man nicht solche Loecher offen ums Haus haben. Der Tank wird jetzt noch ein bisschen isoliert, kriegt die erforderlichen Anschluesse und wird dann zugebuddelt. Wann dann das Glashaus darueber gebaut wird und die Leitungen ins Haus gelegt werden und schliesslich der Tank gefuellt wird – das steht in den Sternen. Der Anfang ist gemacht.
Und weil er schonmal so rumbuddelte, brachte der Baggerfahrer beim letzten Einsatz auch noch seinen Raeumer mit, den er selbst auf einem grossen Anhaenger transportieren kann, und schob auf dem besten Teil der Weide Stuempfe aus dem Weg und auf grosse Haufen. Auch das betrachte ich immer mit Unwohlsein, weil ich an die vielen kleinen Tiere denke, die in solchen Haufen und in morschen Stuempfen leben und/oder ueberwintern. Die Haufen will der Chef immer so gern anzuenden, aber jetzt bleibe ich ja hier ueber Winter und werde da ein Auge drauf haben. Nix gibt’s – es wird nicht gezuendelt! Das Gras waechst nach, auch wenn es im Moment noch wilder als vorher aussieht. Meine geplanten Paddocks jedenfalls werden wesentlich leichter zu bauen sein.
Wie auf den Fotos zu sehen ist, begann der Einsatz noch mit Schnee auf der Erde, aber dann wurde und blieb es bilderbuch-schoen, mit blitzblauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Gestern aber troepfelte es ein bisschen, und bis zum Ende der ersten Novemberwoche droht uns der Wetterbericht mit Schauern und – eine traumhafte Kombi – Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt, nachts -15. Da muessen wir uns jetzt mal ranhalten mit den Draussen-Projekten.