Archiv der Kategorie: Wildlife

Sind Elche merkwuerdig oder was?

Die neue Chef-Kamera verspricht viel Spass.

Stay tuned for more episodes!

Jetzt ueberlegt der Chef natuerlich schon an einer zweiten Kamera, vielleicht mit anderen Anreizen als einem Salzleckstein bestueckt, so dass sich auch andere Interessenten fuer Portraits einfinden koennten. Man darf gespannt sein.

Nachts am Hochsitz

Bevor ich ausfuehrlich von der Reise und der Rueckkehr und ueberhaupt berichte, muss ich schnell das neueste Spielzeug des Herrn Chef hier einbauen. Er ist mir naemlich zuvorgekommen und hat sich in meiner Abwesenheit eine so genannte Trail Camera gekauft (wollte ich ihm schenken, hab ich aber vergessen – I snooze, I lose). Das ist so ein kleines Ding, das man an einer interessanten Stelle installiert und das dann per Bewegungsmelder eine eingebaute Kamera ausloest. Am ersten Tag hat es kleine 3070 Fotos gemacht: schoener Baum, schoener Baum, schoener Baum, im Licht, in der Daemmerung, im Dunkel (aber mit Infrarot), in der Daemmerung, im Licht. Na ja. Dann hat der Herr Chef die Einstellungen veraendert, und soeben holten wir das hervor:

Ein junger Mann, offensichtlich mit technischem Interesse!

Statt Upupa epops* – 8 Ohren und 10 Fuesse

Bei uns gab’s am Samstag Bubo. Zwar nicht Bubo bubo, aber Bubo virginianus und Ursus americanus. Der Chef und ich sind naemlich – fuer mich zum ersten Mal seit Schwiemu’s Abreise – mal wieder in den Busch Richtung Hochsitz gewandert. Weil der Wasserstand stellenweise immer noch sehr hoch ist, mussten wir uns ueber Biberdaemme statt entlang der „frei“geschobenen Wege bewegen. So sieht man aber eindeutig noch mehr Flora, wenn auch keine Biberfauna. In den Bibersuempfen blueht jetzt ueberall die Sumpfcalla. Dazwischen noch was kleines Gelbes, das aussieht wie eine Kreuzung aus Loewenmaeulchen und Orchideenbluete – kann ich leider im Moment noch nicht identifizieren. An trockeneren Stellen sah ich dann ziemlich viele Wintergruens, die ich auch sehr huebsch finde. Es ist schon erstaunlich, was alles wuchert und waechst in so einem nassen Fruehsommer. Und wenn man die Moskitos und die nassen Fuesse mal ausser acht laesst, ist so ein Spaziergang sehr erfrischend. Am Hochsitz angekommen, haben wir es uns gemuetlich gemacht, was wirklich nur unter Einsatz einer guten Dosis Moskitospray gelang. Doch das Warten wurde belohnt: ein kleinerer Baer (Ursus americanus!) kam aus dem Wald und hat uns eine ganze Zeitlang mit seiner Randaliererei amuesiert. Er war naemlich offensichtlich auf der Suche nach Larven, und zu diesem Zweck demolierte er mit lautem Krachen Totholzstuecke. Man konnte gleich erkennen, dass er sich in keinster Weise bedroht fuehlte, denn im Gegensatz zu den Pflanzenfressern wie Hasen oder Hoernchen oder Hirschen war er so gar nicht auf der Hut, schmiss sich auch mal hin und rollte rum, wenn etwas mehr Koerpereinsatz gefragt war. Und gab sich keinelei Muehe, seine Anwesenheit zu vertuschen. Wir sind irgendwann leise von dannen geschlichen, hoerten ihn aber immer noch in der Gegend rumpoltern. Das waren dann vier der Beine und zwei der Ohren. Gehoert, aber leider nicht gesehen haben wir auch den „Biber in residence“. Den hatte naemlich offenkundig der kleine Baer erschreckt, so dass er mit lautem Klatschen den Schwanz auf’s Wasser schlug.

Auf dem Rueckweg wies mich Gereon auf Vogelschreie hin, die ich anderenorts vielleicht fuer aergerliche Wellensittiche gehalten haette. Es waren aber die beiden jungen Uhus, die in der Naehe des Hochsitzes ausgebruetet wurden. Ein paar Meter weiter sahen wir sie dann auch. Bubo virginianus, interessanterweise sehr verschieden gefaerbte Jungvoegel, einer braeunlich, einer sehr hell sandfarben. Und noch ein Stueckchen weiter sass ein Altvogel hoch oben auf einer Fichtenspitze und wehrte mit ausgebreiteten Schwingen die (Schein?)angriffe von kleineren Singvoegeln ab. Das macht sechs weitere Beine, und, na gut, bei den Ohren haben wir ein bisschen gepfuscht. Zwar haben die drei Uhus natuerlich sechs Ohren, aber die Feder“ohren“ hatte noch nur der Altvogel.

Schoener Spaziergang! Und die nassen Fuesse uebrigens bekam nur der Chef, ich hatte naemlich in dickere Gummistiefel investiert, ha!

*Upupa epops ist der Wiedehopf, im Englischen fast genauso lustig Hoopoe (gesprochen Huhpuh, tztztz). Ich erwaehne ihn an dieser Stelle, weil mein Kind mich an eine beliebte Beschaeftigung aus den jungen Jahren der Familie M. erinnerte: In Bestimmungsbuechern lustige lateinische Namen finden. Upupa war bestimmt unter den Top Ten. Und wie ich gerade lese, wird er u.a. auch als der Puvogel bezeichnet. Namen sind was Tolles. Bufo bufo. Anser anser.  Caprimulgidae (dazu gehoere ich). Ich weiss schon, warum ich gern Telefonbuch lese…

Ein Biber macht noch keinen Fruehling

Aber zwei vielleicht doch! Zwar hat es offensichtlich in der Nacht ein bisschen Frost gegeben, und gestern hat es heftigst geregnet, aber heute morgen ist der Himmel wieder strahlend blau, und in der fruehen Sonne steigt Nebel ueber den vielen Tuempeln im Wald auf. Und das, was ich mit schlaftrunkenen Augen zuerst als Bisam ansah, entpuppte sich als ein Biber auf der Durchreise. Obwohl ich die Hunde erst nach ein paar Minuten rausgelassen habe und der Biber laengst ausser Sicht war, gingen sie noch zielstrebig in seine Richtung. Sind aber alle heile zurueck!

Heute ist P (wie Palle… wir hatten da frueher mal so ein Buch, mein „kleiner“ Bruder und ich 🙂 allein auf der Welt. Und fest entschlossen, nur Seligkeitsdinge zu tun. Na ja, von den echten Pflichten mal abgesehen. Gestern sind der Chef und die Chef-Mutter mit einem schniekeligen Mietwagen Richtung Rockies getuckert. Leider hatten sie auch viel Regen gestern, aber fuer heute sagt der Wetterbericht Sonne an. So dass Helga hoffentlich noch die bisher verpassten Wapitis aus der Naehe und in bunt sehen kann. Sind ja bei Jasper bekanntlich immer angeschraubt…

Den Fruehling erkennt man uebrigens noch daran, dass das Spuelwasser, positiv betrachtet, einen goldenen Ton hat. Weil es naemlich gerade mal wieder aus dem Teich kommt. Weil naemlich gerade mal kein Auto so richtig fahren will. Gestern habe ich es nur sehr muehsam aus GP nach Hause geschafft, nachdem wir morgens schon den Chevy gegen den Plymouth tauschen mussten, weil ersterer noch vorm Postamt aufgeben wollte. Aber das ist glaube ich nicht so schlimm, denn ich habe mich in GP eingedeckt mit Gruenzeugs und Milch und drei Tage halte ich allemal durch.

Freitag war ich ja auch in GP, und da waren die Haenge am Smoky River noch grau mit einem allerwinzigsten Hauch gruen. Helga hatte sich so gewuenscht, noch Blaetter zu sehen. Und vorgestern abend, als wir zu den Bienen gingen, waren sie ploetzlich da! Die Flusshaenge waren gestern deutlich gruen, und das Gras scheint auch ratzfatz zu spriessen. Ist auch besser so. Die Ziegen scharren buchstaeblich, und Ludwig hatte ja aufgrund seiner sitzenden Lebensweise heftige Verdauungsprobleme, die nunmehr mit Frischkost und Rohfaser behoben zu sein scheinen. Jedenfalls steht er wieder frueh auf und geht frueh zu Bett, erschoepft von den vielen Grabearbeiten. Entlang der Strasse finden wir ueberall kleine Krater, die bei der Suche nach Schmacko-Wurzeln entstehen.

Die Fotos vom Eis auf dem Dugout und von heute liegen 14 Tage auseinander, und vorgestern hatten wir 20 Grad.

Nachfolgend eine Aufnahme der beruehmten (beruechtigten?) Lamalaus, die besonders im Fruehjahr bei uns vermehrt auftritt. Die Befallenen wissen oft nicht, ob sie schnurren oder knurren sollen, pflueckt doch die Lamalaus einerseits mit spitzen Lippen Heu- und Strohreste aus dem Fell und fuehrt eine mehr oder weniger sanfte Klopfmassage mit vier Endgliedmassen durch, andererseits nimmt sie aber fuer diese Behandlung gern schwungvoll Anlauf und springt aus dem Galopp auf. Man weiss nicht, man weiss nicht….

Wie kommt der Kamm in den Teich?

Trotz Biber-Aufregung haben wir ja noch mehr interessante Sachen – finde ich jedenfalls. So hoeren wir z.B. immer dies hier vom Teich. Als wir am Sonntag am Slave Lake waren, konnte ich endlich herausfinden, dass es sich um den Boreal Chorus Frog handelt, der von uns der Einfachheit halber nun „der Chorfrosch“ oder auch „der Kammfrosch“ genannt wird. Kammfrosch, weil sein Rufen verglichen wird mit dem Geraeusch, das man mit einem Fingernagel auf einem Kamm machen kann. Ein guter Vergleich, finden wir.

Parallel dazu hoeren wir, was wir erst fuer das andere Geschlecht desselben Frosches hielten, naemlich dies hier. Das ist der Wood Frog, und zusammen machen die beiden eine schoene Musik. Das ist fuer uns der „Entenfrosch“, muss ich nicht erklaeren, nachdem man ihn gehoert hat.

Knutscht der Elch? – Beisst der Biber!!

Vor lauter Schwiegermutter-Nicht-Schonen komme ich zu nicht viel. Aber jetzt ist etwas so Denkwuerdiges passiert, dass ich mir die Minuten nehmen muss.

Gestern abend sass ein sehr genervter Dieter (vom Feuer-Wach-Turm) bei uns zum Abendessen, liebevoll von Helga mit mundgerecht in Stuecke zersaebelten Butterbroten versorgt. Weil er naemlich beide Haende und ein Bein verbunden hat, jede Menge Wunden genaeht mit etwa 30 Stichen. Und das kam so:

Morgens frueh ging Dieter zu seinem Generatorhaeuschen am Turm. Der Generator lief, es war also ein bisschen geraeuschvoll. Direkt neben den Stufen zum Haeuschen sass ein Biber. Beide sahen sich erst im letzten Moment, und der Biber erschrak sich so, dass er sich sofort auf Dieters Bein warf und dort festbiss. Mit dem „freien“ Bein trat Dieter nach ihm, so fest er nur konnte. Dabei rutschte er aus und fiel auf den Ruecken. Der Biber stuerzte sich dann sofort auf seinen Oberkoerper, Dieter wuergte ihn mit beiden Haenden. Dabei biss der Biber ihn in die Haende, lieber haette er das Gesicht genommen, aber das konnte Dieter verhindern. Als er es dann schliesslich bis nach Valleyview in die Notaufnahme geschafft hatte, liess man ihn dort etwa vier Stunden warten, und dann diagnostizierte der Arzt eine bereits beginnende Infektion im Bein. Nun hat er einen Katheter in der Hand und darf zweimal taeglich zur IV-Verabreichung von Antibiotika antanzen.  Das hoert sich an wie aus einem Billigfilm, aber Dieter ist durchaus glaubwuerdig. Und er hatte die Beweise. Eine Krankenschwester, die schon seit 35 Jahren im Dienst ist, meinte, sie habe das in dieser Zeit einmal erlebt. Dieter betrachtet es als den ultimativen Staatsbuergerschaftstest – den er ja nun wohl leider verloren hat, obwohl ihm die kanadische Staatsbuergerschaft bereits erteilt wurde.

In diesem Zusammenhang weise ich noch einmal daraufhin, dass der Biber das kanadische Wappentier ist…

Frau Haak und die Huehner

Vorgestern rief mich Gereon raus, damit ich mir was anschaue. Ich sah Frau Haak:

Frau Haak, ihres Zeichens eine Goshawk-Dame und damit sowas wie ein Habicht, nur glaube ich etwas groesser als unsere deutschen Habichte, kannten wir schon. Auch ihren Gatten. Noch neulich hatten die Hunde sie von einem Baum am Strassenrand aufgescheucht, als wir da entlang marschierten. Und ich dachte noch: Na, wenn das mal gut geht! Als ich zurueckkam, war kein Huhn in Sicht – immer ein Zeichen fuer Luftalarm. In Dugout-Naehe stiess ich dann auf Frau Haak, die auf einem schon arg toten Huhn sass und sich den Kropf vollschlug. Sie hatte die Ruhe weg, ich war hoechstens 5 Meter entfernt, als sie aufflog. Das Huhn hab ich ihr woanders hin gelegt, wo wir sie nicht so stoerten, und dann haben wir sie ueber mehrere Stunden beim Fressen beobachtet.

Vorgestern, eine knappe Woche nach diesem Vorfall, hatte sie also wieder Hunger. Ich war unmittelbar vorher ueber den Hof gegangen, da, wo sie sass. Und ich hatte auch ein Huhn sich aus dem Stall wagen sehen. Dumm gelaufen! Die Bilder sind natuerlich unscharf, weil ich die Kamera nicht beherrsche und der Vogel auch etwas nervoes wurde. Abstuetzen musste er sich uebrigens wohl, weil – wie ich dann zu meinem Graus bemerkte – das Opfer noch lebte. Als Gereon sich naeherte, um das Huhn hoffentlich umzubringen, zog der Vogel, muehsam und Huhn schleifend, ein Stueck weiter, wo wir nicht mehr dran konnten.Sie frisst dann einen halben Tag, gegen Ende mit langen Pausen, wahrscheinlich, weil sie wirklich pappsatt ist. Und sie hat die Ruhe weg.

Ich goenn‘ ihr die Huehner. Hab mir ausgerechnet, dass, wenn sie jede Woche eines frisst, wir wahrscheinlich immer noch genug haetten. Natuerlich warnt jeder „normale“ Albertaner, dass sie viel mehr will, wenn sie Junge hat und dass man sowas loswerden muss. Was man aber offiziell nicht darf. Was natuerlich keinen „richtigen“ Albertaner stoeren wuerde. Mir gefaellt sie, die Frau Haak. Und ich ueberlege, ob ich nicht eines der eingefrorenen Wiesel-Opfer antaue und ihr hinlege, vielleicht kann ich sie so von Frischfleisch ablenken und die gefrorenen Huehner einer sinnvollen Verwendung zufuehren.