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Unterdessen weiter noerdlich

Bevor ich mit einem grossen Rueckblick beginne an diesem besonderen Tag, will ich euch erst einmal wieder ein paar Fotos von den Mitbewohnern geben. Zuerst die Merkwuerdigkeiten (wie in: Hoheiten)

Dieser Kerl hat sich oft knipsen lassen, und seine Groesse und die ausgepraegte „Glocke“ (ich nenne das den Bart) lassen auf einen aelteren Bullen schliessen. Die sehr mickrigen „Hoernchen“ koennten auf einen extra-alten Methusalem hinweisen.

Aber es kamen dann auch andere „Hoernchen“ und Frauen und Kinder – eine rechte Elchversammlung ueber die letzten drei Monate. Sehr erfreulich.

So richtig gut im Lack, wie man sieht, aber diese Mimik…!

Und dann wollte ploetzlich die gesamte Maennergruppe ins Bild. Manche haetten ordentlich Platz fuer Geschenke auf den Schaeufelchen. Andere dagegen haben schon ein Schaeufelchen verloren, und zwar nicht freiwillig. Die Herren sind sich nicht immer so ganz gruen, wie man sieht.

Schliesslich wollte auch noch dieser Verein ins Bild, an zwei verschiedenen Tagen, leider nicht so ordentlich wie die Elche. Aber mindestens so beeindruckend (jedenfalls fuer mich – meine Spaziergangplanung jedenfalls haben sie ins Wanken gebracht)

Auf dem ersten Foto, uebrigens, so sagen der Chef und die Nachbarn, steht ein Kojote. Ich bin mir inzwischen gar nicht mehr sicher. Die anderen sind eindeutig keine Kojoten. Und wenn man genau hinguckt, sind es wahrscheinlich vier verschiedene Individuen, zwei dunkle, zwei helle.

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Und in der Nacht mit Leuchteaeuglein und einem freundlichen Laecheln. Watch out, Rotkaeppchen!

Ja, so isses hier im Wald. Ein Luchs war auch noch auf den Bildern, aber das schien uns nicht spannend genug. Gereons Arbeitskollege berichtete, dass er auf dem Heimweg von der Arbeit, knappe zwei Kilometer von seinem Haus entfernt (etwa 25 km Luftlinie von uns) drei (D-R-E-I) Pumas vor sich auf der Strasse hatte, Papa, Mama, Kind. Da mache ich mir schon manchmal ein bisschen Gedanken um Klein-Aurora…

Natuerlich habe ich dem Herrn Chef schon wieder gesagt, dass NIX davon um die Ecke gebracht wird, aber als die Nachbarin (ohne meine Absicht! Ich vermeide tunlichst, den Nachbarn Bilder von „den boesen“ Raubtieren zu zeigen) die Fotos sah, meinte sie gleich: „Das sind jeweils 600 Dollar.“ Es gibt naemlich nach wie vor eine Kopfpraemie auf Woelfe, und im Winter ist so ein Pelz nochmal 200 – 300 Dollar wert. Ich hab’s trotzdem untersagt. Hoffentlich hoert er auf mich… Um uns herum wird allerdings ungebremst geschossen und es werden Fallen gestellt – und dann Praemien eingesammelt. Es scheint tatsaechlich mehr Woelfe als noch vor ein paar Jahren zu geben.

Alle Jahre wieder…

…erfasst mich wider Willen der „Christmas Spirit“. Bei mir geht das so, dass ich mich maessig bis voellig unfaehig finde, eine schoene Weihnachtsatmosphaere zu schaffen. Ich verheddere mich in Aufraeum- und Reinigungsaktionen, die – meine Toechter erinnern sich mit Sicherheit – fuer meine gute Laune nix, aber auch gar nix tun.

Dieses Jahr kaempfe ich dagegen an. Na ja, ganz sanft. Der Miele war schon sehr aktiv heute, aber das liegt auch daran, dass der kleine Hund von jetzt auf gleich beschlossen hat, dass die alten Haare raus muessen, am besten alle innerhalb von drei Tagen.

Aber zu essen gibt’s nichts Aufwendiges, jedenfalls nicht heute. Zur Freude vom Herrn Hoe. gibt es schlichte Reibekuchen.

Waehrend ich tagsueber den immer gleichen Aufgaben nachging, habe ich versucht rauszufinden, was denn fuer mich um diese Jahreszeit wirklich wichtig ist. Und es ist tatsaechlich die Sonnenwende. Die Tage sind jetzt sehr kurz hier, etwa eine Stunde weniger Tageslicht als in Deutschland. Das merkt man ganz besonders, wenn man viel draussen sein muesste. Die Abstaende zwischen den Fuetterungen sind kurz, die Schweinchen wahrscheinlich nicht immer gluecklich, den anderen ist das eher egal. Um vier Uhr muss ich draussen anfangen, sonst wird es finster drueber. Und alles sollte vorm Abendessen geregelt sei, denn danach will ich am liebsten nicht mehr vor die Tuer, ausser zum Sternegucken.

Sonnenwende also, ein grosser Segen! Offiziell, so sagen meine astrologischen und astronomischen Quellen, werden die Tage ab dem 24.12. tatsaechlich wieder laenger. Heute wurde dieses Gefuehl durch viel Sonne unterstrichen. Aber ich war ja drinnen, mit dem Miele… Und mit meinen Minderwertigkeitsgedanken.

Morgen aber kommt Besuch. Der Rotkohl ist schon gekocht, Gulasch gesalzen im Kuehlschrank, Bine bringt Kloesse, und Kathrin Nachtisch. Und ich bin fest entschlossen, mich nicht mit weiteren Hausverbesserungsaktionen verrueckt zu machen.

Stattdessen hoffe ich, ein paar Reihen stricken zu koennen. Von meinen wunderbaren Toechtern habe ich naemlich Wolle bekommen, unter anderem! Als ob sie gewusst haetten, mit welchem Muster ich schon laenger liebaeugele, passen die Knaeuel perfekt. Ich hatte beschlossen, meine eigenen Regeln zu machen und das Paeckchen schon zur Sonnenwende geoeffnet. Und so gibt es schon einige Reihen des Shift Cowl.

Jetzt muss ich nur aufpassen, dass mir die Reibekuchen nicht anbrennen. Dafuer bin ich ein bisschen beruechtigt.

Plaetzchen habe ich uebrigens dann doch auch gebacken. Ein paar Weihnachtsdinge muessen schon mal sein. Das Berliner Brot ist schon verputzt, aber die Florentiner habe ich etwas besser beiseite gestellt.

Die ebenfalls produzierten Zitronenbrezeln schmecken zwar gut, sind aber leider voellig aus der Form gegangen, daher kein Foto…

Begleiten lasse ich das Ganze – und das ist in der Tat schon fast Tradition fuer mich – von Bob Chelmick’s Road Home Radioprogramm, das inzwischen rund um die Uhr von der eigenen Website gehoert werden kann. Poesie und eine eklektische Musikauswahl, dazu kleine Geschichten von Bob und seiner Cabin in the Woods. Nicht fuer jeden, aber ich mag das sehr.

Was auch immer ihr macht, wie auch immer ihr diese Wendezeit des Jahres feiert oder auch nicht: Lasst es euch gut gehen!

Und ploetzlich war sie da

Mit den Verkaeufern der Kuh hatte ich besprochen, dass ich sie mit ihrem Kuhkalb kaufen und erst im naechsten Fruehjahr geliefert bekommen wollte. Das haette mich zwar ab November sozusagen Stallmiete (ohne Stall) gekostet, schien mir aber die sinnvolle Loesung, weil hier noch nichts vorbereitet war. Bei laengerem Nachdenken kam ich dann zu dem Entschluss, sie doch sofort nach positiver Traechtigkeitsuntersuchung und nicht mit ihrem eigenen Kalb, sondern mit einem fremden Stierkalb zu uebernehmen. Denn: ohne ein bisschen Druck passiert hier nix. Fuer mich bedeutete das, ich musste zuegig mehr Stahlpanels kaufen, um die Eseldamen und Hugo weiterhin sicher, aber getrennt unterbringen zu koennen, waehrend Brontë und Kalb im Paddock direkt vorm Haus sein sollten, damit wir uns miteinander vertraut machen koennten. Brontë war diesen Sommer fuer etwa drei Monate gemolken worden, angelernt sozusagen. Mein Plan war, einen provisorischen Melkstand zu bauen (bis die vom Chef zugesagte „Kuhanlage“ in der neuen Remise fertig waere) und die Kuh womoeglich doch noch ein bisschen zu melken. Lilli ging davon aus, dass die Kuh auch das fremde Kalb, mit ein bisschen Ueberredung, noch trinken lassen wuerde.

Aufgeregt war ich schon! Meinen Teil, also die Stahlpanels und den Bau der neuen Paddocks, hatte ich zuegig erledigt. Das Dach auf dem voruebergehenden Kuhschuppen fehlt immer noch. Von Lilli kam die Nachricht, dass Brontë traechtig sei und am 19.11. angeliefert wuerde. Meine Aufregung wuchs. Dann kam ein Anruf von Peter, dem Farmer, dass er aus terminlichen Gruenden am liebsten schon am 17. kaeme, ob das wohl moeglich sei. Es war. Ich war bereit und dachte schon ueber Melkeimer, Schemel, und derlei schoene Dinge nach.

Der 17. kam, und mit ihm glatte Strassen und ein bisschen Schnee. Aber Peter und sein italienischer Praktikant Angelo tauchten puenktlich mit dem dicken Truck und dem ueblichen Riesen-Viehanhaenger vorm Tor auf. Rangieren koennen diese Leute ja alle – Hut ab! Rueckwaerts zirkelte er bis weit in die Einfahrt, alle Fluchtwege waren versperrt und dann wurden die Anhaengertueren geoeffnet. Waehrend wir uns unterhielten, stiegen Brontë und das Kind (das ich vorlaeufig mal Hackepeter nenne *huestel*) vorsichtig aus. Vor lauter Aufregung habe ich kein einziges Foto gemacht.

Auftritt: Die Kuh

Als ich Ende 2013 nach Deutschland reiste und nicht wusste, wie es fuer mich weitergehen wuerde, hatte ich mich vorher allerschwersten Herzens von meinen Ziegen getrennt. Wirklich viele Traenen habe ich ihnen nachgeweint, jedes Ziegenfoto erinnerte mich und machte  mich traurig. Jetzt denke ich, dass das Leben ohne Ziegen zwar einerseits deutlich aermer, andererseits aber auch deutlich einfacher ist. Keine Sorge mehr um Ausbrecherkoeniginnen, hungrige Grosskatzen, giftige Pflanzen, Euterentzuendung, Geburtsprobleme (die letzten drei Punkt waren bei uns allerdings immer eher theoretisch, zum Glueck). Aber auch keine frische Milch mehr bzw. inzwischen nur mit mehr Aufwand und, sagen wir mal, legalen Unsicherheiten. Mehr und  mehr wuchs in mir der Wunsch nach einem neuen Melktier. Ziegen waren tabu, das hatte der Herr Chef ziemlich klar gemacht, und ich war guten Willens. Schafe erschienen nur unwesentlich weniger problematisch, ueber Kamele, Wasserbueffel, Yaks muss man hier nicht nachdenken, also blieb nur die Kuh. Das Thema wurde von mir immer mal wieder strategisch klug auf den Tisch gebracht, bis eine Chefliche Genehmigung erfolgte. Dann machte ich mich auf die Suche, doch leider waren meine ersten beiden Quellen gerade nicht lieferfaehig. Ich aber ungeduldig. Als dritte Kuhquelle entdeckte ich den Hof der Lundgards, die mit ihrer deutschen Schwiegertochter zusammen farmen. Sie zuechten Canadienne Cattle, also eigentlich schlicht „kanadische Kuehe“. Die Canadiennes sind die einzige in Kanada entstandene Kuhrasse, in Quebec gebastelt aus Importen aus der Normandie, der Bretagne und der Gascogne. Das war Anfang des 17. Jahrhunderts. Gezuechtet mit dem Ziel einer milchbetonten Zwei- oder sogar Dreinutzungsrasse, die das kanadische Wetter verkraften kann und dabei relativ leichtfuttrig ist, kam die kleine Kuh Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Mode, so dass nur sehr wenige reinrassige Tiere uebrig blieben. Erhaltungsbemuehungen waren aber anscheinend erfolgreich, und die Canadienne erlebt zur Zeit eine kleine Renaissance bei den kleinen Kuhhaltern, die Milch mit hohem Butterfettgehalt wollen. Man nennt sie wohl auch die „schwarze Jerseykuh“.

Und so schaute ich mir die kleine Herde bei Lundgards neugierig an. Braun, schwarz und braunschwarz sind die typischen Farben, und weil der Hof biodynamisch orientiert ist, haben alle Kuehe Hoerner. Durchaus imponierend. Ich habe beim Melken zugeschaut, mir die besonders empfohlene Kuh Becca angesehen – aber es funkte nicht. Im Gegenteil, diese Becca war eine grosse schwarze Kuh, und egal wie nett sie mir beschrieben wurde – ich fand sie einschuechternd. Also nach Hause und weiter recherchiert und nachgedacht. Dann nochmal hingefahren. Den Rest der Herde angeschaut. Ein entzueckendes Kalb gesehen. Ja, sagte Lilli, das ist die Tochter von der Kuh, die ich dir zeigen wollte. Und so lernte ich Brontë kennen.


Eher so grau…

Heute morgen, gegen 8 Uhr, sah es so aus;

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Erkennen kann man am ersten Bild, dass es nicht kalt ist, denn die Puten haben beschlossen, dass sie wunderbar draussen schlafen koennen. Als die Temperaturen kurzfristig ziemlich gefallen waren, konnten sie naemlich ploetzlich alle in den Stall, ganz freiwillig und ohne mein Geschubse. Doch dafuer muss es offensichtlich kaelter als -10 Grad sein.

Das zweite Bild sagt uns, euch, dass sich draussen nix mehr getan hat. Tank ist nicht weiter zugebuddelt, sondern nur zugeschneit. Winter aendert alles. Oder vielleicht war ich auch mal wieder zu naiv, als ich dachte, da koenne sich noch was tun. Aber egal. Wasser bekomme ich auch so, weiss ich ja, wie das geht. Holz gibt es inzwischen auch noch mehr, und ich kann es mir gemuetlich machen. Und so dachte ich mir heute morgen, dass ich schnell alle Tiere versorge …

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… und dann beim Fruehstueck ein bisschen schreibe. Jetzt ist es nach ein Uhr, weil ich naemlich unbedingt lernen wollte, wie ich ein Video bearbeite. Das dauert in meinem Alter doch schon eine ganze Weile…

Zum Video gehoert diese kleine Geschichte. Vor zwei Wochen kamen endlich die schon lange bestellten Dachsparren, das noetige Bauholz und die Dachbleche fuer das vom Chef noch laenger geplante „machine shed“, die „Remise“ oder wie auch immer man so ein dreiseitig geschlossenes Gebaeude nennen will. Die Sparren sind komplett zusammengetackert und entsprechend sperrig, haha. Auf eventuelle Probleme beim Abladen wurde ich bei der Bezahlung hingewiesen, aber beim letzten Mal hatte es prima geklappt.

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Aber spannend ist es schon, wenn der LKW kommt und den mitgebrachten dreiraedrigen Gabelstapler ablaedt und dann loslegt. Die Dinger sind unglaublich beweglich und auch sehr gelaendegaengig. Der Fahrer fuhr super-vorsichtig, tarierte mehrfach neu aus, um den besten Auflagepunkt fuer die Sparren zu finden, und wagte dann das Manoever.

Eieiei! Vor Schreck entglitt mir fast das Telefon, wie man sieht. Aber, oh Wunder, alles blieb heile. Grosse Erleichterung, vor allem, glaube ich, beim Fahrer.

Aber nun schneit es wieder vom Himmel hoch, die vom Chef angefragte Hilfskraft hat noch anderweitig zu tun, und so liegen die Baumaterialien herum, mir meist im Weg.

Wenn es so grau ist, wie in den letzten Tagen oefter, dann ist das ganze Solarstrom-Konzept Makulatur, und ich habe leider taeglich stundenlang das Generatorgedroehne im Hintergrund. Denn weil es dabei auch nicht sehr kalt ist, laeuft die Gefriertruhe draussen regelmaessig, und wir brauchen an den Tagen viel mehr Licht, und gegen eventuelle Winterdepris will ich schoene Musik etc.pp. Auf lange Sicht werden wir sicher noch Solaranlagenkapazitaet draufsatteln muessen.

Gegen Winterdepris helfen als Praeventivmassnahme auch Ausfluege, selbst wenn sie nur nach Valleyview gehen. Gestern gab’s Friseur und Pedikuere – Luxus und Vorbereitung fuer die fest eingeplanten Aquapower-Stunden (danke an die aeltere Tochter fuer den jugendlichen Begriff 😉 ) Da will man ja nicht zauselig und mit ungepflegten Fuessen auftauchen! Ich hab mir sogar einen neuen Badeanzug gekauft. Ein scheussliches Unterfangen, und das Ergebnis ueberzeugt mich nicht wirklich. Aber es musste sein, ich hatte wenig Zeit und wenig Auswahl, und ich troeste mich damit, dass ich ja die meiste Zeit hoffentlich bis auf den Kopf unter Wasser bin.

Nach dem Luxus besuchte ich nach ewigen Zeiten mal wieder den Farmers‘ Market, und siehe da, ich wurde von mehreren Haendlern angesprochen, ob ich nicht wieder die Leitung uebernehmen wolle. Meine damalige Nachfolgerin will aufhoeren, und jetzt ist man auf der Suche. Und ich muss ernsthaft nachdenken…

Schliesslich schaute ich noch in der Buecherei vorbei – das tue ich viel zu selten. Wenn  ich naemlich da bin, merke ich immer wieder, wie himmlisch ich Buechereien finde. Prompt traf ich auch Frau Katrin, und so ergaben sich interessante Gespraechsthemen. Angedacht ist jetzt ein Stricktreff nach der Aquapower. Du meine Guete, wenn das keine sozialen Aktivitaeten sind, dann weiss ich es nicht… Der Winter macht’s moeglich.

Was der Winter auch erlaubt, und das waere dann der wirklich gemuetliche Teil, ist Stricken. Weil es morgens lange dunkel ist, ich aber trotzdem frueh auf bin, goenne ich mir schon dann ein paar Strickminuetchen. Und abends, mit oder ohne Inspektor Morse, geht es weiter. Bis jetzt gibt es eine Strickjacke, ein Tuch, eine fast fertige Muetze und halb fertige Socken (die sind aber fuer den Inspektor nebenher fast zu kompliziert und haben dementsprechend viele Fehler – egal). Die Strickjacke, und hier horcht vielleicht ein Teil der Leserschaft auf, hat lange gebraucht. Angefangen habe ich mit dem Spinnen der Wolle von schwarzem Milchschaf und rauhwolligem pommerschen Landschaf schon in Deutschland. Dann reiste der ganze Schlamassel mit mir nach Kanada, lag hier noch ein Jahr rum, aber dann wurde mir immer kuehler. Jetzt fehlen der Jacke nur noch ein paar Knoepfe, aber ich trage sie schon oft.

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Eher so grau uebrigens war es auch bei meinem neuen Zahnarzt. Von den deprimierenden Farben mal abgesehen, ein beeindruckendes Erlebnis.

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Auf dem Foto ist nur einer von zwei Weihnachtsbaeumen im Wartezimmer zu sehen. Unechter Kamin, aber Netflix im Wartezimmer und (in jedem) Behandlungszimmer, noch nie sind so viele Fotos (ohne Roentgen, obwohl es davon auch viel gab) von meinen Zaehnen gemacht worden, und noch nie hatte ich soviel Technik im Mund. Dass es dann mit der Instant-Kroenung doch nicht geklappt hat und ich nochmal hin darf, war vielleicht einfach Pech.

Ueber vier Stunden genoss ich den Blick auf die tristen Wandfarben und das ebenso trist-farbene Kunstwerk (auf Netflix habe ich verzichtet), die den schoenen Klimt- und Miro-Reproduktionen bei Prof. Dr. W.-M. in N. nicht das Wasser reichen koennen. Wie gut, dass ich meine buntesten Socken trug, denn: Auch in der Arztpraxis zieht sich der/die korrekte Albertaner/in die Schuhe aus. Jawohl. Aber der Zahnarzt war nett, und die Assistentin auch. Nur die Weihnachtsmusik, auf die haette ich nach spaetestens zwei Stunden verzichten koennen.

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Und selbst im Winter gibt’s bei tiefstehender Sonne draussen immer mal die schoensten Farben. Dazu einen aufgehenden blassen Fast-Vollmond.

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Und schwupp – da ist der Winter

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Und zwar alles inklusive, Schneefloeckchen – Weissroeckchen, -12 Grad, und die Abdeckung aller Dinge, die noch so draussen rumstanden oder -lagen. Ich habe das Gefuehl, dass das jetzt ernst ist. Sehr frei nach Rilke wuerde ich sagen: Was jetzt nicht im Haus ist, kommt auch nicht mehr rein, und was unterm Schnee ist, wird dort lange bleiben.

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In diesem Fall wohl auch der Tank… Das war nicht ganz so geplant.

Gestern und vorgestern hatten wir Hilfe, und so ist der zweite Holzschuppen fast voll geworden. Diese Woche soll es aber noch weitergehen. Die Antwort auf meine Frage, wieviel Brennholz wir denn wohl noch braeuchten, war: So viel wie moeglich. Na dann. Durch den Wegebau ist auch so allerhand Holz angefallen, jetzt gilt es nur, das nicht im Schnee zu verlieren.

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Heute habe ich dann noch schnell die optimistisch im Schlussverkauf erworbenen Baeume und Straeucher im Garten eingeschlagen, endgueltige Plaetze muss ich dann im Fruehjahr finden. Bei solchen Arbeiten wird mir auch schoen warm, bis in die Zaehnespitzen ;).

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Zwei Apfelbaeume, ein Rotdorn, drei Flieder, eine Kirsche (aber nicht wie in Deutschland mit Stamm, sondern als Strauch), Aroniabeeren, Traubenkirschen, Himbeeren, rote Johannisbeeren, und fuenf Saeulenaspenbabies. Ich hab sie schoen eingebuddelt, abgedeckt und ihnen einen guten Winter gewuenscht – jetzt kann ich nur hoffen, dass das klappt.

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Eisblumen an den Fenstern des alten Kuechenanbaus – die Tuer bleibt ueber Winter zu, weil sie festschneit. Aber selbst im Winter bleibt der Anbau einer meiner Lieblingsplaetze.

Die Esel und Lamas nehmen die Entwicklung noch ganz gelassen hin. Sie sehen immer runder aus, und ein paar Eiszapfen im Gesicht haben noch keinem geschadet, scheint es.

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Bis auf wenige Hagebutten, die noch an den Rosen haengen, sind die Farben aus der Natur verschwunden. Die Esel passen sich der neutralen Farbpalette hervorragend an. Eben trabten sie froehlich durch den Wald und folgten mir auch mit Schwung auf einem Gang am Zaun entlang – der leider durch den Wind in den vergangenen Wochen doch ziemlich gelitten hat. Es wird bei einer kleinen Reparatur bleiben muessen.

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Denn Winter heisst auf jeden Fall: Alles wird heruntergefahren, bis auf die Oefen. Und heute merke ich zum ersten Mal ein bisschen von dem Winterschlafgefuehl und davon, dass der Druck weniger wird. Was mir ganz wichtig war, die Gehoelze, sind versorgt. Mit dem Brennholz koennten wir schon jetzt vielleicht hinkommen. Alles Gemuese ist sicher im Haus, und da wird es jetzt in der Vorratskammer auch kuehl genug. Ueber den nicht fertig eingebuddelten Tank denke ich einfach nicht nach, da kann ich eh nix machen. Es soll kraeftig weiter frieren, so sagt der Wetterbericht, dann werden auch die neuen Wege gut begehbar und die Matsche verschwindet, so dass der Nachbar problemlos Heu anliefern kann. Die Schweineheizung im Huehnerhaus funktioniert schon prima. Jetzt fehlt noch ein Hirsch in der Truhe. Der Mann arbeitet dran. Ich dagegen widme mich meinen Strickprojekten. Ich mag Winter.

 

 

Es tut sich was!

Haeufig habe ich das Gefuehl, dass wir voellig ohne Fortschritte so vor uns hin basteln oder auch eben nicht basteln. Im Moment aber passiert am laufenden Band etwas. Ich fange mal vorne an, sozusagen.

Vorletzten Sonntag, der Herr Chef und ich wollten uns noch ein bisschen bei Tee und Kaffee gemuetlich im Bett ueber die anstehenden Projekte unterhalten, da legen draussen die Hunde los und ich hoere laute Motorengeraeusche. Sehen konnte ich das:

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Und dann das.

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Der schon lange geplante Baggereinsatz, von mir mit sehr gemischten Gefuehlen erwartet, begann. Wie gesagt, es war Sonntag frueh, kurz vor acht. Auf meine Frage, warum er zu so einer Zeit unterwegs sei, antwortete der LKW-Fahrer: Ich will doch noch auf die Jagd gehen. Kaum war er weg, den ganzen Weg bis zum Highway, etwa 4 km, rueckwaerts, und zwar mit Schwung, da kam auch schon der Baggerbesitzer und -fahrer angeduest. Only in Alberta! Kurze Lagebesprechung bei Kaffee und los ging’s!

Zuerst wurde der alte Haufen Heu und Mist vom vorigen Winter in den Garten geschaufelt.

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Waere doch schade, wenn ich mich sonst haette langweilen muessen…

Dann wurde auf dem Weg in den Wald die irgendwann anzuschliessende Aussen-Holzheizung umgesetzt.

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Danach ging es krachend durch den Wald, das macht mir immer Magengrimmen. Ich kann es gar nicht gut vertragen, wenn Baeume fallen, aber ich gebe zu, dass der Chef den Weg auch nach Gesichtspunkten des geringsten Schadens festgelegt hatte. Die dicken Aspen sind alle stehengeblieben. Der Plan hinter diesem ersten Teil des Einsatzes war, den bereits bestehenden, aber arg vernachlaessigten Weg zum Biberteich wieder gangbar zu machen und vor allem an zwei, drei sehr nassen Stellen Uebergaenge zu bauen, teilweise sogar mit Verrohrung.

Hugo und ich machten zwischendurch mal einen Kontrollgang. Viel Zerstoerung, aber auch viel Aussicht auf bessere Zugaenglichkeit des Grundstueckes. Der Chef will sich naemlich am Biberteich dann ein (von mir so genanntes) Pratthuettchen bauen. Da kann er dann schmollen (sage ich) oder waehrend der Jagdsaison naeher an den Objekten der Begierde sitzen und mal Alleinzeit haben (sagt er). Ich denke dann so an Thoreau und Walden… Man wird sehen.

Als das dann erledigt war, nach knapp einer Woche, wenn auch nicht taeglichen Einsatzes, kam das Projekt, auf das ich schon die ganze Zeit gewartet hatte: Der Tank!

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Dieser Tank, mit einem Fassungsvermoegen von 1500 Gallonen, soll uns fliessendes Wasser im Haus ermoeglichen. Kanada ist theoretisch metrisch, schon seit den 70er Jahren – hat nur noch keiner gemerkt. 1500 Gallonen entsprechen je nach System, Imperial oder „Standard“, 6819 oder 5678 Litern. Was wir haben, weiss ich nicht, hier koennen sie sich naemlich nicht entscheiden, ob sie original kanadisch-britisch wollen, also imperial, oder US-amerikanisch. Sammeln soll der Tank sowieso Regenwasser, und da kommt es auf die Zahlen nicht so sehr an wie auf die Frage, ob und wann der Tank voll wird, wie lange das Wasser haelt und ob es sauber genug fuer uns gehalten werden kann.

Angereist kam das blaue Ding aus Valleyview auf dem schon lange in Arbeit befindlichen „neuen“ Uralt-Truck, den ich jetzt aus offensichtlichen Gruenden den roten Rudolf nennen will. Rudolf wurde vom Herrn Chef fast komplett ueberholt und ist nun, wie ich finde, wirklich sehenswert mit seinen schicken roten Aufbauten. Ich habe schon einen Wohnwagen-Aufbau beantragt, das wurde aber bisher voellig ignoriert. Der Chef berichtet, dass das Fahren sehr lustig ist, weil: Starrachse vorne, man sitzt also extrem rumpelig. Aber Rudolf kann auch Allrad, und auf dem 15 Fuss (= 4,572 Meter) langen Deck sollen demnaechst jede Menge Bienenkaesten in einem Rutsch transport werden. Ich plane auch die Beschaffung von Huehnerfutter in grossen Saecken, die etwa eine dreiviertel Tonne halten. Das ist dann viel wirtschaftlicher. Der rote Rudolf also. Ich freue mich schon auf meine erste Fahrt mit ihm.

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Vor dem Tankeinbau hatte ich ein bisschen Angst. Schliesslich befinden sich schon die drei Fundamente fuer den Glasanbau vorm Haus und an der Wand sind die extrem wichtigen PV-Platten.

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Aber der Baggerfahrer leistete Millimeterarbeit, fast, und alles ging glatt. Was die Gartenarbeit zur Herausforderung macht, naemlich der sehr tonige Boden, ist bei solchen Buddeleien ein Vorteil. Bis in eine Tiefe von gut zwei Metern tauchten nur ganz wenige kleine Steinchen auf, die Waende lassen sich senkrecht abstechen und stehen problemles, da broeselt nix.

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Als ich das schoene, rechtwinklige Loch sah, beantragte ich sofort noch mal dasselbe, aber neben dem Haus, fuer meinen lange gewuenschten Erdkeller. Und diesmal, diesmal haette es fast geklappt. Der Chef hatte schon genickt, da meinte der Baggerfahrer, wenn er aber jetzt das Loch buddele und wir dann nicht sofort zum Ausbau kaemen, dann sei der Winter da, und dann werde es schwierig, und deswegen…. Der Chef nickte wieder, und jetzt ist das auf’s Fruehjahr verschoben. Aber das ist auch wahrscheinlich gut so. Wir arbeiten wirklich mit geliehener Zeit, wie der Baggerfahrer sagte. Das Wetter kann jederzeit umschlagen und richtig wintrig werden, und dann will man nicht solche Loecher offen ums Haus haben. Der Tank wird jetzt noch ein bisschen isoliert, kriegt die erforderlichen Anschluesse und wird dann zugebuddelt. Wann dann das Glashaus darueber gebaut wird und die Leitungen ins Haus gelegt werden und schliesslich der Tank gefuellt wird – das steht in den Sternen. Der Anfang ist gemacht.

Und weil er schonmal so rumbuddelte, brachte der Baggerfahrer beim letzten Einsatz auch noch seinen Raeumer mit, den er selbst auf einem grossen Anhaenger transportieren kann, und schob auf dem besten Teil der Weide Stuempfe aus dem Weg und auf grosse Haufen. Auch das betrachte ich immer mit Unwohlsein, weil ich an die vielen kleinen Tiere denke, die in solchen Haufen und in morschen Stuempfen leben und/oder ueberwintern. Die Haufen will der Chef immer so gern anzuenden, aber jetzt bleibe ich ja hier ueber Winter und werde da ein Auge drauf haben. Nix gibt’s – es wird nicht gezuendelt! Das Gras waechst nach, auch wenn es im Moment noch wilder als vorher aussieht. Meine geplanten Paddocks jedenfalls werden wesentlich leichter zu bauen sein.

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Wie auf den Fotos zu sehen ist, begann der Einsatz noch mit Schnee auf der Erde, aber dann wurde und blieb es bilderbuch-schoen, mit blitzblauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Gestern aber troepfelte es ein bisschen, und bis zum Ende der ersten Novemberwoche droht uns der Wetterbericht mit Schauern und – eine traumhafte Kombi – Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt, nachts -15. Da muessen wir uns jetzt mal ranhalten mit den Draussen-Projekten.

 

 

#monochromemonday (fuer Frau Claudi)

 

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Oder auch „Neutrals“. Das sind die Farben, die sich mir beim Blick aus dem Fenster bieten. Ich finde das gar nicht so schlimm nach blauen sonnigen Tagen. Und mein freundschaftliches Verhaeltnis zum Schnee ist ja sattsam bekannt.

Wir haben langes Wochenende – Thanksgiving, Erntedank. Unsere Puten leben aber alle noch, und ich finde, Thanksgiving ist immer. In diesem Herbst faellt mir so ganz besonders auf, wie gut wir es haben. Immer oefter sind die Abendmahlzeiten komplett aus der Nachbarschaft, bis auf die Gewuerze. Gemuese aus dem Garten, Fleisch und Schmalz vom Nachbarhof, Eier von unseren Hennen, Milch, Sahne und Butter von meinem offiziellen Kuh-Anteil. Manchmal sogar Wein von Nachbarn!

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Und weil es gestern auch schon grau war, habe ich Dinge getan, die vor dem Winter noetig sind. Mal wieder die Asche rausgetragen, aber diesmal auch Ecken saubergemacht, in denen ICH noch nie war (der Chef dankenswerterweise aber schon). Mein Kuechenherd kommt urspruenglich aus Ontario, wie ich herausgefunden habe. Die Giesserei Findlay wurde 1974 geschlossen, mein Ofen scheint aus den 1930ern zu stammen. Er hat keine „schicken“ Chrom-Schnoerkel, und darueber bin ich sehr froh. Alles Staubfaenger, und Staub produzieren diese Oefen ja sehr erfolgreich.

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Zwei solche Aschekisten voll mit schwarz-grauem Staub habe ich rausgetragen. Fuer die mehr technisch Interessierten: Wenn ich das nicht tue, heizt der Ofen bescheiden, weil die Luft vor lauter Asche nicht gut zirkuliert. Beim Brotbacken hoert es dann ganz auf. Ebenso wichtig ist aber auch das Entfernen des manchmal entstehenden schwarzen Russes – der koennte naemlich unter unguenstigen Bedingungen an manchen Stellen Feuer fangen. Alles, was ich aus dem Ofen hole, kommt in den Garten. Im Grunde ein geschlossener Kreislauf: Baeume vom Land werden zu Asche vom Land wird zu Gemuese vom Land wird zu uns auf dem Land – und vielleicht irgendwann dann mal wieder zu Baeumen vom Land. Der Gedanke gefaellt mir.

Im monochromen bzw. neutralen Farbthema bleiben auch die Puten, obwohl sie inzwischen sehr an ihrer Faerbung gearbeitet haben und sich fast alle deutlich voneinander unterscheiden. (Bitte beachten Sie die bunten Metallteile: Das ist der Chef, der immer Farbreste in der Firma aufbraucht! Primaerfarben, ich mag nur das Rot. Aber werde ich gefragt? – Nicht wirklich. Macht nix.)

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Die Fl(ederm)aeuse sammeln sich in allen moeglichen und unmoeglichen Ecken. Was die so fuer den Winter vorhaben, bleibt raetselhaft. Auf dem leider sehr unscharfen Foto sind mindestens drei zu sehen, die zusammen ungefaehr so gross wie meine Faust sind, eher kleiner.IMG_3908 2

Hugo goennt sich als Farbtupfer das gruene Halfter, doch der Federschmuck, von den Puten, ist ebenfalls dezent. Beim Spaziergang am Samstag musste ich sehr an meine ersten Esel in Deutschland denken. Ich war ein beginnender Teenager, bestenfalls, vielleicht auch erst 11 oder 12 Jahre alt. Wenn ich mit meinen Eseln die Strasse ueberquerte, suchte und fand oft einer die ausgetrocknete Pfuetze am Strassenrand, in der man ein wunderbares Staubbad nehmen konnte. Der Verkehr, obwohl er mit dem heutigen nicht mehr zu vergleichen ist, wurde dadurch auch damals schon sehr verlangsamt. Und auch mein Hugo musste sich dringend waelzen.

Weiter ging’s mit dem sehr typischen Nasenschuffeln. Das muss doch weh tun!

Heute morgen wechselte das Farbthema dann zu Schwarz-Weiss, unsichtbar. Doch nicht unriechbar.

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Irgendwann war da ein Stinktier unterm Holzschuppen! Der ganze Hof riecht danach, leider der kleine Hund auch, vom blossen Suchen. Aber: Ich bin ja Frettchen-erprobt, und so schlimm, wie alle sagen, finde ich es gar nicht. Ich hoffe nur, dass es nicht in den Huehnerstall geht. Die Hunde jedenfalls sind in hellem Aufruhr.

 

 

 

Ach wie schoen war das!

Nachdem der Schnee sich wieder verzogen hatte und stattdessen eine ordnungsgemaesse Herbststimmung aufkam, starteten Corinne Moor und ich endlich zu unserem schon lange angepeilten Roadtrip. Nur zur Erinnerung noch mal: Corinne und ihr Mann Sam kamen vor (ziemlich) vielen Jahren aus der Schweiz nach Kanada. Wir lernten sie schon frueh kennen, als wir noch auf die Kuehe aufpassten. Von ihnen kauften wir unsere ersten Ziegen, und seitdem sind sie Lieferanten fuer fast alles: mehr Ziegen, eine Katze, unseren ganzen Solar-Krams, Hund Sixty… Und jetzt auch noch Reisefuehrung – wie praktisch ist das denn?!

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Fuer diese Strecke hatten wir uns zwei Tage Zeit genommen, und der Himmel spielte mit. Corinne hatte die Tour schon gemacht und konnte viel erzaehlen zu den Sehenswuerdigkeiten, kleinen und groesseren. Mich faszinieren besonders die kleinen. Wie zum Beispiel dieser himmlische kleine Laden in Cleardale, wo es buchstaeblich ALLES gab, und wo die (leeren) Benzinkanister friedlich neben der MoPro-Kuehlung parkten (MoPro fuer die die Nicht-Bioladen-Versierten: Molkereiprodukte 😉 )

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Tankstellen muessen hier nicht immer so aussehen wie in Deutschland 😉

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Meine Fotografen-Faehigkeiten liessen rueckblickend stark zu wuenschen uebrig. Corinnes Fotos dagegen vermitteln viel besser die Weite und das Wetter und die Landschaft etc.pp. Mit ihrer freundlichen Genehmigung verwende ich also ueberwiegend ihre Fotos, naemlich die rechteckigen. Quadratisch und Karten sind von mir.

Unser erstes „echtes“ Ziel war Fort St. John (keine Fotos). Da kannte Corinne ein nettes kleines Cafe-Restaurant mit europaeischem Flair, also Holztische, Holzstuehle, keine Cafe-Kette, sondern unabhaengig. Und lecker war’s. Weiter ging es nach Hudson’s Hope, gut 1000 Menschen in der gesamten Gemeinde, also sehr ueberschaubar. Der Weg dorthin fuehrt am Peace River entlang, und das weite Flusstal ist Schauplatz und Gegenstand von Protesten und Aktionen.

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Es soll naemlich zu einem grossen Teil geflutet werden fuer einen riesigen Stausee und die Gewinnung von Strom. Das ganze Projekt wird sehr kontrovers diskutiert, ich gestehe, ich habe den neuesten Stand nicht. Der Text auf der Seite unten erklaert, dass damit knapp 6500 Hektar fruchtbares Land verloren gingen.

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Aber Stausee hin, Stausee her, wir fuhren durch wunderschoene Herbstlandschaft.

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Wie man sieht, waren verstopfte Strassen so gar nicht unser Problem. Aber B.C. hat Kurven – ganz ungewohnt.

Ein Stueckchen hinter Hudson’s Hope beginnt oder endet der W.A.C. Bennett Dam, ein schon bestehender Stausee, der groesste in B.C. und der siebtgroesste der Welt. Auch dieser hatte natuerlich immense Auswirkungen auf die Menschen und die Natur in der Gegend, viele First Nations Gruppen mussten umgesiedelt werden.

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Wie die Informationstafeln angaben, produzieren die beiden vom Stausee betriebenen Kraftwerke zusammen etwas ueber 17.000 GWh, der durchschnittliche Haushalt in B.C. verbraucht jaehrlich 11.000 kWh. Das liess mich doch mal nachdenken. Die letzte Jahresabrechnung fuer die Datscha in Deutschland war ueber 277 kWh. Ich weiss, dass das kein Vergleich ist, weil ja fast nie jemand da war. Aber 11.000 ist schon eine ganz ordentliche Zahl, scheint mir… In Deutschland verbraucht laut http://www.stromverbrauch.de ein Haushalt mit 5 Personen im Schnitt 5.900 kWh und ein paar Zerquetschte. Erstaunlich.

Wir fuhren weiter, um in einem Hotel/Ferienhausbetrieb einen Kaffee zu trinken und die Aussicht zu geniessen. Zwar war der Himmel manchmal bewoelkt, aber das hat auch seinen Reiz. Die Berge tragen schon Schneehauben.

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Uebernachtet wurde in Chetwynd, einem Oertchen, das von der Forstindustrie lebt, in dessen Umgebung aber auch Kohle abgebaut wird. Keine Fotos. Aber gut gegessen und geschlafen.

Am naechsten Tag hielten wir auf dem Weg nach Tumbler Ridge kurz am Gwillim Lake, den ich auf der Karte gar nicht eingetragen habe. Dramatisches Licht, wunderschoener kleiner See, keine Menschenseele weit und breit. So gehoert das.

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Naechster Halt: Tumbler Ridge. Sehr nette Tourist Information, ich konnte mir einen kleinen Einkauf nicht verkneifen. Wieder keine Fotos. Wieder gegessen und die Haeuschen bewundert, die dort irgendwie bunter sind als hier bei uns in (theoretisch) Nord-Alberta, fast skandinavisch. Nett jedenfalls. Und dann ging es weiter zu den Kinuseo Falls. Von denen hatte ich schon gehoert und auch Fotos gesehen. Gute 60 km suedlich von Tumbler Ridge und erreichbar groesstenteils ueber Schotterstrasse. Die war zwar ganz gut, aber wir waren uns einig: unsere albertanischen Schotterstrassen sind „weicher“ und klingen weniger bedrohlich fuer die Reifen. Wir kamen heil an, auch wenn es ueber ein paar interessante Bruecken ging. Auf dem Parkplatz an den Wasserfaellen stand ein dicker Truck mit einem Platten…. Glueck gehabt!

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Die Wasserfaelle sprechen fuer sich selbst, und zwar laut. Die Kinuseo Falls sind tatsaechlich hoeher, wenn auch nur wenig, als die Niagara Falls. Sie bewegen aber bei weitem nicht so viel Wasser und sind auch nicht so steil. Beeindruckend trotzdem, vor allem fuer mich, die ich mich mit Hoehen ein bisschen schwer tue. Immerhin habe ich mich bis auf die zweite Aussichtsplattform im Steilhang gewagt – keine Fotos. Die erste Plattform hatte den Vorteil, dass ich sie nicht von unten sehen konnte…IMG_8739

 

 

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Zurueck ging’s ueber Dawson Creek, wo offiziell der Alaska Highway beginnt.

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Schoen war’s! Grosser Dank an Corinne, nicht nur fuer die schoenen Fotos! Ich wuerde sofort wieder in’s Auto steigen und nochmal fahren, und ich habe auch beschlossen, dass der naechste Besuch diese Tour bekommt. Und naechstes Jahr dann Yellowknife?!

 

 

 

Widerstand zwecklos

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Das war die Vorhersage Anfang der Woche. Dazu irgendwann heute oder morgen -9 ueber Nacht. Da wird die Gaertnerin dann ein bisschen eilig(er).

Gestern endlich kam ich in die Kartoffeln.

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So etwa zwei Drittel habe ich geschafft, dazu einen grossen Korb dicke Bohnen, aber dann hatte ich genug und mein Ruecken auch.

In der Nacht war ich mal kurz auf, und da sah ich die Bescherung schon. Heute morgen sieht mein (Kartoffel)garten so aus:

IMG_3666Es gibt entgeisterte Junghuehner. Denen ich schon seit Tagen empfohlen habe, in den Stall zu gehen  – aber auf mich hoert ja keiner.

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Auch die Esel sind nicht so froehlich.

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Die Puten waren voellig verdattert, schien mir, und die Schweine klangen eher entruestet. So war das ja wohl nicht geplant, eigentlich wollte man noch ein bisschen im Garten nachsuchen. Na, fuer in 10 Tagen etwa sind schon wieder Temperaturen um die 18 Grad PLUS gemeldet. Das Laub ist auch ueberwiegend noch auf den Baeumen, so dass einiges jetzt unter der Last des nassen Schnees sich biegt und womoeglich auch noch brechen wird – denn es schneit weiter.

Ich mag ja Winter, hatte ich vielleicht schon erwaehnt. Und meistens, aber dieses Jahr ganz besonders, weil so frueh und ziemlich heftig, laesst mich der Wintereinbruch tief ausatmen. Man kann nichts dagegen tun, muss es hinnehmen, und dann kann man es auch einfach mal schoen finden. Nuetzt ja eh nix… Also habe ich ein paar der abgeknickten Sonnenblumen gepflueckt (aus dem Schnee gebuddelt, eher so) und hoffe, dass die drinnen noch ein paar Tage sein koennen. Alle Tiere sind versorgt, der Ofen ist an, und ich habe Gemuetlichkeitsgedanken und -projekte im Kopf. Sofa… Vorhaenge… Beleuchtung… Mehr Teppiche… Vielleicht doch einen groesseren Bildschirm fuer die Krimis… Wintergedanken eben. Natuerlich kneife ich ein paar Augen feste zu, denn: im Honeyhouse stehen 4 Kisten Obst, die eingekocht oder sonstwie verarbeitet werden muessen, und gestern bekam ich einen Anruf von der Gaertnerei, wo ich Kohl, Zwiebeln und Tomaten fuer den Winter bestellt hatte. Das hole ich dann alles morgen ab, ebenso wie den Zucker, den die Bienen jetzt ganz dringend brauchen. Und ein Schwein soll auch noch in die Truhe. Es ist nicht so, dass die Arbeit ploetzlich aufhoert, aber fuer einen Moment, einen halben Tag, kann ich sie jetzt einfach mal ignorieren. Vielleicht gucke ich noch eine Folge „The Crown“, zum Beispiel… Ist doch auch sehr nett!

Und euch gebe ich noch ein paar Winterimpressionen, damit das Gejammere ueber den zu heissen, zu trockenen Sommer mal aufhoert 😉

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