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Nachholbedarf

Eben sehe ich, dass oben auf dem Blog immer noch Winter ist. Dass muss sich jetzt mal aendern. Schliesslich ist so gut wie Sommer, jedenfalls bei uns. Viel ist passiert, seit Ludwig uns verlassen hat. Und ich bin zu nix gekommen. Doch so gaaaanz langsam habe ich das Gefuehl, ich bekomme einen kleinen Griff an die Dinge.

Zum einen bin ich nun wieder die „Managerin“ des Farmers‘ Markets. Das fand ich mehr oder weniger zufaellig auf Facebook heraus – mir hatte man nicht Bescheid gesagt. Seitdem hat sich diese Uebernahme zu einem Halbtagsjob entwickelt, und das kann eigentlich so nicht bleiben. Nachdem aber der Markt in den letzten beiden Jahren sehr heruntergekommen war, gab es wirklich richtig viel Arbeit, um alles wieder in Gang zu bringen. Und jetzt bin ich ein bisschen bis ziemlich stolz, dass die ersten Maerkte in diesem Jahr bereits sehr erfolgreich waren und deutlich gestiegene Haendler- und Besucherzahlen vorweisen koennen. Das Marktweib in mir frohlockt…

Zum anderen gibt es Brontë. Und das ist mal eine ganz neue und andere Nummer.

Brontë, die Kampfkuh

Den Beginn unserer anspruchsvollen Beziehung hatte ich schon im November aufgeschrieben, wollte aber keinesfalls an die Oeffentlichkeit damit, weil alles so sehr unklar schien. Ist es auch teilweise immer noch, aber ich traue mich jetzt, euch von der Kuh zu erzaehlen. Ob sie bleibt – wir wissen es immer noch nicht.

Hier also zwei historische Brontë Papers:

Unsere erste Begegnung

Brontë kommt an

Ab da war alles anders. Ich hatte mich mal wieder ueberschaetzt. 10 Jahre lang Ziegen gemolken, mit Hoernern, so dachte ich mir, was soll da schon gross sein?? Hahahaha – wie naiv man doch auch in meinem Alter immer wieder sein kann.

Brontë naemlich fand alles doof, vor allem uns. An ein einfaches Melken war ueberhaupt nicht zu denken. Sie schuettelte ihre huebschen Hoerner in meine Richtung, wann immer sie die Gelegenheit hatte, und machte mir damit so richtig Angst. Natuerlich spuerte sie ihren Einfluss und nutzte ihn dann erst recht aus. Den ganzen Winter ging das so: Ich traute mich kaum in den Paddock, Brontë lachte sich – glaube ich – heimlich ins Huefchen. Natuerlich liess sie auch den kleinen Hackepeter absolut nicht an sich heran – was habe ich mich geaergert, dass ich nicht ihr schoenes Kuhkalb gekauft hatte. Ich zerdrueckte mir mehr als eine Traene, las in Foren und Buechern, dass ich meine innere Tigerin darstellen muesse, auf keinen Fall mein inneres Kaetzchen – aber das ist alles leicht gesagt. Ich hatte Schiss, und zwar so richtig. Und ueberlegte schon heftig an Alternativen: Essen? Verkaufen? Verschenken? Zurueckgeben? Dabei drohte ich dem Gatten immer mit Ziegen, die dann statt Kuh wieder einziehen wuerden. Der rollte natuerlich mit den Augen, denn wenn es etwas gibt, was er nicht mehr haben will, sind das Ziegen. Komischer Kerl 😉

Eines Tages, als ich so richtig verzweifelt war, weil die Kuh mal wieder wie ein Dilldoeppchen um mich herumgesprungen war und ich mich nie wieder in den Paddock trauen wollte, ging der Gatte mit mir zusammen rein, und tatsaechlich, eigentlich war sie gar nicht mistig. Sie stand ganz still, guckte uns ruhig an, war auch ziemlich nah, und mit einem zuversichtlichen Menschen an meiner Seite war es gar nicht schwierig. Seitdem ist es besser geworden. Ich nehme gern meinen pinken Kuhstock mit, und ganz sicher fuehle ich mich mit meiner dreifach gehoernten Heugabel, die ich ja sowieso beim Fuettern immer bei mir habe. Mit drei Hoernern ist man die Koenigin, das kann ich euch sagen! Natuerlich passe ich auf wie ein Luchs, drehe ihr nicht den Ruecken laenger zu, aber sie benimmt sich ordentlich, geht mir aus dem Weg, wenn ich das sage und ueberhaupt – Fortschritte fanden statt!

Sogar mit dem Hackepeter ging es dann besser, und die beiden betrieben soziale Fellpflege.

Und jetzt ist alles nochmal ganz anders, denn, wie das mit Milchkuehen so ist, sie brauchen ein Kalb, um Milch zu geben. Und das war fuer Mai ausgerechnet, irgendwann. Puenktlich zu Muttertag zeigte sich Brontë besinnlich, und sicherheitshalber ging ich mitten in der Nacht noch mal nach ihr gucken. Und fand: Zwillinge!

Martina
Red Bull

Fuer heute muss euch das reichen, denn natuerlich habe ich „eigentlich“ gar keine Zeit. Die Hufschmiedin kommt gleich, um der Eselhorde Pedikueren zu verpassen, und der Garten – ach der Garten, das ist auch noch so eine Geschichte. Bisher nur Kartoffeln. Demnaechst – vielleicht – mehr, Geschichten und Garten. Zur Strafe fuer das Schreiben habe ich mir gerade prompt auch schon wieder mal mein Fruehstueck karamelisiert – so ein Mist!

Polar Vortex also

Mit diesem Rueckblick hab ich mich irgendwie ziemlich verschaetzt. Ich dachte, das mach ich mal so in einer guten Woche. Falsch. Und jetzt ist Polar Vortex. Fuehlt sich an wie Winter, sieht aus wie Winter, heisst aber aktuell anders. Findet anscheinend auch in deutschen Medien statt, wird aber dort scheinbar nur in den USA verortet. Was fuer ein Quatsch. Denn es kommt von Norden (Polar – duh!) und geht nach Sueden und da muss es/er/sie ueber Kanada drueber. Angeblich sind wir gerade mittendrin. Aber weil der Schnee aussieht wie immer, pulverig und weiss, und alles sauber und relativ ordentlich wirken laesst, tun wir so, als waere es Winter, und ich erspare euch die vielen monochromen Bilder. Fuer heute wird Wind Chill von -45 angesagt, das ist eher doof, denn mit dem Wind wandert der Schnee auch manchmal in die Tierunterkuenfte oder gern wieder von links nach schraeg in meine muehsam gespurten Pfade ueber den Hof.

Der Herr Chef, der heute morgen, also am Samstag, zur Abwechslung mal wieder arbeiten fuhr, hatte doch kraeftig zu schaufeln, bis er mal auf der Strasse und in der richtigen Richtung stand. Die Esel sind nicht in der Kueche, sondern durchaus munter und bescheuert draussen, weil zu einem bis drei Vierteln rossig. An der Schneeschicht auf dem Fell kann man erkennen, dass sie prima isoliert sind. Und auch Frl. Sixty huepft bzw. rast froehlich durch das weisse Pulver. Sie hat natuerlich allerhand Arbeit, ihre geheimen Futtervorraete in der sich staendig veraendernden Landschaft wiederzufinden.

Sehr praktisch finde ich mal wieder die Universale Gefriertruhe. Die kleine war naemlich voll, aber ich musste Milch unterbringen. Stell ich dann einfach vor die Tuer, friert schneller und besser als in der gekauften Truhe.

Natuerlich ist so ein Wetter ein bisschen arbeitsaufwendiger. Heuballen hatte ich vorausschauend genuegend in den Paddocks parken lassen, so dass die Tiere sich sowohl selbst versorgen koennen als auch immer dicke Liegeschichten, zusaetzlich zum Stroh in ihren Haeuschen, haben. Aber weil ab minus 15 Grad Zwei-Ofen-Wetter ist, muss ich deutlich mehr Brennholz heranschaffen. Und die Anzieherei ist so laestig, dass es sinnvoll ist, jeden Draussen-Aufenthalt gut zu planen. Also alles parat stellen, in der richtigen Reihenfolge, von oben nach unten dick anziehen, Schuhe und Handschuhe zuletzt, und dann einen Schlitten strategisch guenstig beladen, damit es keine Leerfahrten gibt. Und wenn ich dann wieder ins Haus komme, ist mir so richtig schoen warm. Gestern musste ich sogar das T-Shirt wechseln – durchgeschwitzt…, ehrlich.

Wenn ich dann, wie gestern, von der Nachbarin hoere, dass bei ihrer Tochter die Heizung ausgefallen ist, dann denke ich so bei mir, dass dieses „rustikale“ Leben gerade bei solchem Wetter auch grosse Vorteile hat. Es gibt immer noch keine Leitungen, die einfrieren koennten, die Heizung ist strom-unabhaengig. Was mich aergert, ist der haeufige Generatoreinsatz im Moment, weil es permanent fein schneit und dabei natuerlich bewoelkt ist. Aber gerade habe ich die PV-Elemente abgekehrt und schalte jetzt mal den Motor aus – wunderbare Stille. Der Generator zieht dann ins Haus um, bis er wieder gebraucht wird. Ab minus 20 springt er nur zaeh an…

Was wirklich prima funktioniert, ist die Schweineheizung im Huehnerstall. Die Puten muss ich zwar abends „von Hand“ ins Bett bringen, aber heute lass ich sie einfach gar nicht raus.

Und was ich jetzt endlich auch mal sehe, weil der Chef seine Schuhe zum Aufwaermen auf den Ofenaufsatz gestellt hat: die verflixten Stahlspaene! Die sammelt er auf der Arbeit ein, an der Drehbank und der Fraese, und bringt sie mit nach Hause. Wo ich sie dann manchmal barfuss finde – gar nicht schoen! Ja sach mal! Da muessen wir wohl nochmal drueber reden…

Und schon wieder was gelernt!

Solltet ihr jemals das Beduerfnis haben, bei minus 17 Grad und minimalem Wind ca. 10 km weit zum Wasserhaeuschen zu fahren, um schnell Wasser zu holen, bevor es noch kaelter wird, euch auch wirklich nicht aufzuhalten, zuegig zurueckzuduesen und sofort mit dem Leeren des Tanks zu beginnen: Ich rate dringend davon ab. Ich habe das jetzt zweimal ausprobiert und bin glaube ich zweimal hart am Rande der Zerstoerung des Auslasshahns entlanggeschrammt. Beide Male bewegte sich das gelbe Hebelchen nur nach muehsamem Betrieb von zwei Teelichtern und dann auch nur widerstrebend und mit Ansaetzen von Verbiegung. Gut, dass mich keiner beobachtet, wie ich fluchend und schimpfend meine zwar behandschuhten, aber kalten Haende um den Hahn halte, damit die doofen Teelichter anbleiben (Waermflasche – falls das jetzt jemandem einfaellt – hatte ich beim ersten Mal schon ausprobiert, geht gar nicht! Und heisses Wasser drueber – das will ich jetzt gar nicht gehoert haben…) Was funktioniert, ist ein kleines Haendehandtuch geschickt um den gesamten Auslass drapiert, ein moegliches Abfackeln des Handtuchs billigend in Kauf genommen, und dann gehofft, dass die ersten Wassertropfen die Teelichter nicht gleich loeschen. Tun sie naemlich irgendwann unweigerlich. Egal. Hat mal wieder geklappt, 300 Liter Wasser sinnvoll in Behaelter und Tiere verteilt, Haende wieder einigermassen warm. Jetzt Fruehstueck und Tippen gegen Arthritis. Oder so aehnlich.

Meine Ankuendigung, dass ich diesen Winter aber wirklich keinen Schnee mehr schmelzen wollte, war womoeglich etwas leichtfertig und voreilig, denn wie ich lernen durfte, friert so ein duennes Roehrchen erschuetternd schnell zu. So ein Mist!

Natuerlich frage ich mich nach solchen Aktionen immer, ob die Jahresmitgliedschaft im Sport- und Freizeitzentrum ueberhaupt noetig gewesen waere, haha. Gewichte hab ich hier wirklich auch. Aber natuerlich nicht so einen muckelig warmen Pool, in dem ich auf einer Pool-Nudel sitzend durch das Nass schwebe, waehrend ich vorgebe, Fahrrad zu fahren – das hat schon was, wenn draussen der Frost klirrt. Und es gehoert zu dem persoenlichen Luxus, den ich mir fuer dieses Jahr verordnet habe. Falls die vielen Projekte dann doch nicht so klappen, wie der Herr Chef mich glauben machen will 😉

Und weil der Generator nicht anspringt, ich demnach nur sehr knapp Strom habe, war’s das schon wieder fuer heute. Haltet euch schoen warm!

Rueckblick Teil 3: Neuland – 2006-2008

So waren wir also seit September 2006 auf „unserem“ Land. Zwei so genannte Quarter Sections, also zwei Quadrate von jeweils einer halben Meile Seitenlaenge macht etwa 130 Hektar. Wald in alle Richtungen. Und wo kein Wald war, war es nass. So richtig nass. Biberteiche, Suempfe, alles nass. Keinerlei Infrastruktur, also keine Strom- oder Telefonleitung, kein Gasanschluss, selbstverstaendlich kein Wasser (das ist hier auf dem Land sowieso jedermanns eigene Angelegenheit). Ich aber war immer noch naiv, hatte ich doch die Illusion, dass mein Mann im Rubbeldikadetz ein schickes, wenn auch rustikales kleines Haeuschen hinstellen wuerde, mit Holzofen, Strom (irgendwie – was ich da so genau gedacht habe, bleibt mir heute verborgen) und Wasser (siehe oben). Natuerlich alles Quatsch, wie wir heute wissen. Und waehrend meine Illusion sich so langsam im Wald aufloeste, lernte ich weiter. Naemlich, dass man auch mit viel weniger auskommen kann. Dass Winter ernst bis sehr ernst sein kann, aber auch schoen bis wunderschoen. Und dass man ihn auch unter eher einfachen Verhaeltnissen durchaus ueberstehen und dabei noch Spass haben kann. Dass woechentliche oder gar taegliche Duschen voellig, aber sowas von voellig ueberbewertet werden. Dass gute Nachbarn mit Geld nicht zu bezahlen sind, und dass wir welche haben – was fuer ein Segen.

Ich arbeitete ein paar Tage in der Buecherei in Valleyview, und Gereon fand sofort eine neue Arbeitsstelle ebenfalls in Valleyview. Diese Stelle – das sei hier mal erwaehnt – hat er seitdem. Er ist mit Sicherheit der dienstaelteste Mitarbeiter im Betrieb, und seit etwa acht Jahren, als der Kollege in der Werkstatt wegzog und er nun allein fuer alles dort zustaendig war, hat er nie mehr als zwei, hoechstens drei Tage hintereinander frei genommen. Ich finde das einerseits bewundernswert. Andererseits erklaert das, warum es hier sehr, sehr langsam weitergeht. Doch schon ganz am Anfang hoerte ich den Spruch: Canada is next-year country. Inzwischen weiss ich, dass das eher untertrieben ist.

Zwei Jahre lang spielte sich unser Leben in der „Kueche“, einem nicht isolierten Gebaeude ohne Fussboden, und dem „Schlafzimmer“, einem kleinen, isolierten, propan-beheizten Kaemmerchen im Pole Shed, ab. Na, und draussen natuerlich. Im Garten, im Wald. Morgens kurz nach fuenf wankte ich aus dem Kaemmerchen ueber einen Holzsteg in die Kueche und machte Feuer im Ofen, fuer Kaffee und Tee. Auch im Winter. Auch bei minus 30 oder kaelter. Nie wieder habe ich seitdem soooo viele Sternschnuppen und Nordlichter und traumhaft schoene Nachthimmel gesehen. Aber auch nie wieder Traenen vergossen ueber gefrorenem Spuelmittel, gefrorenem Wasser, gefrorenem alles. Strom aus einer Autobatterie reichte gerade mal fuer eine, max. zwei Gluehbirnen und das Ladegeraet fuer’s Handy, unsere grosse Errungenschaft. Maeuse waren immer ein Thema, alles musste sicher untergebracht werden, und manchmal klaute das Wiesel Kekse.

Weil die Ziegen immer mehr wurden, schafften wir einen dritten Hund an, die zweite Emmi, die die Aufgabe des Draussen-Wachhundes uebernahm, weil Zora mit ihrem duennen Fell sich dann doch als ungeeignet erwies (jedenfalls fand sie es drinnen viel schoener, und das kann man ihr nicht veruebeln). Auch die Ziegen zogen zumindest zum Melken und dann auch zum Kinderkriegen in die Kueche um – das war nicht nur fuer die Ziegen, sondern vor allem auch fuer meine Finger wesentlich angenehmer.

In den ersten beiden Wintern gab es viel, richtig viel Schnee. Im ersten Jahr begann es im Oktober richtig zu schneien, und im Mai gab’s immer noch Schnee. Wir denken, dass wir seitdem nie wieder einen so schneereichen Winter hatten. Es gab jede Menge Ziegen in diesem Jahr, und dann auch im Fruehjahr jede Menge Matsche, vor allem IN der Kueche.

2007 kam das schwere Geraet. Zuerst der Bagger, um einen Teich zu buddeln. Es regnete, und ich musste wieder weinen, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese ungeheure Matsche und Zerstoerung je wieder gut werden koennte. Konnte sie aber, weiss ich heute. Wieder was gelernt.

Dann kamen unsere inzwischen leider beide verstorbenen Freunde Chris und David und halfen mit ihrem Quad beim Umzug so einiger Restbestaende, Honigfaesser und Huehnerstaelle. Ein Holzschuppen wurde gebaut. Der Garten bekam einen ziegendichten Zaun. Die Kueche eine Veranda. Und ich Hochbeete. Trudi, die besondere Katze, gesellte sich zu unserer Menagerie. Der Bauplatz fuer das geplante Haus wurde abgesteckt und die Fundamente gegossen. Die Nachbarin zeigte mir, wie man Pfirsiche und Co. einkocht. Die Tiere waren entspannt.

Der Hausbau begann. Ich war – wie meist – optimistisch. Doch es wurde noch ein Winter in der „alten Kueche“, und dann noch ein Sommer, und dann noch ein Winteranfang, bevor wir in das neue Haus einziehen konnten. Gebaut wurde praktisch bei jedem Wetter, und ohne die Hilfe der Bussemeier-Crew und einiger anderer Freunde haetten wir wahrscheinlich gar kein Haus. In der alten Kueche gab es immerhin noch einen Teilfussboden, bevor ein weiterer schneereicher Winter begann. Thomas B. reiste sogar noch an Gereons Geburtstag an, um zu bauen. Und wie man sieht, kann selbst in der aermsten Huette ein Fernseher aufgebaut und Schokolade gegessen werden, zur Feier des Tages.

Irgendwann im Fruehjahr 2008 kam dann eine Raupe, ein Caterpillar aus Gereons Firma, der von David uebers Land gefahren wurde. Als er fertig war, hatten wir etwa 7 km „Wegenetz“, rauh, aber begehbar. Viele Baeume fielen, es gab viel Chaos, aber die Wege existieren auch jetzt noch, ueberwiegend begehbar. Auf dem Suedland, auf der anderen Strassenseite, wurde ein grosses Rechteck freigeschoben, ein kleiner Teich ausgebuddelt und sowas wie eine Fenceline, also eine Schneise fuer einen Zaun, erkaempft. Ich war mal wieder optimistisch und naiv, sah Zaeune und Ziegen in froehlicher Koexistenz. Auch da wissen wir, wie’s ausgegangen ist, naemlich nicht.

Ebenfalls im Fruehjahr 2008 gesellten sich diese beiden zu unserer wachsenden Tierschar. Ludwig und Lilli. Inzwischen mit Trudi und dem Lama die dienstaeltesten Mitbewoehner, wobei das Lama natuerlich die Krone traegt. Im Sommer kam mein aelteres Kind tapfer in die Wildnis und das halbfertige Haus. Vielleicht traegt die erste Einweisung in die Imkerei heute Fruechte. Wir fuhren zusammen zum Olds College (Fiber Week), genossen die Zivilisation und brachten George mit. Es kam noch mehr Besuch aus Deutschland, es wurde weiter gebaut, Kings liehen uns noch einmal ihre Pferdestaerken, und das Saegewerk hielt seinen Einzug. Der Garten war ueppig und produktiv. Bussis halfen weiter beim Bauen. Derweil produzierte ich Quark. Es gab den Wichtigvogel und eine tolle Tomatenernte. Im November kam der Schnee. Wir waren noch nicht im Haus, konnten es aber zum Zerlegen von Ziegen nutzen. Immerhin. Und am 22.11. endlich: Die Erstbefeuerung des kleinen Oefchens, das mein Vater uns in weiser Voraussicht in den Container gepackt hatte.

Wir hatten das grosse Glueck, dass uns eine meiner Marktkolleginnen einen (Holz-)Kuechenherd schenkte und sogar anlieferte. Ich schleifte nach und nach die wichtigsten Moebel ins Haus, und ein kleines bisschen konnten wir auch auf dem kleinen Oefchen kochen. Und so zogen wir um. In ein himmlisch leeres Haus. Das blieb natuerlich nicht lange so. Und dem kleinen Hund war auch trotz neuem Haus gern noch kalt.

Eher so grau…

Heute morgen, gegen 8 Uhr, sah es so aus;

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Erkennen kann man am ersten Bild, dass es nicht kalt ist, denn die Puten haben beschlossen, dass sie wunderbar draussen schlafen koennen. Als die Temperaturen kurzfristig ziemlich gefallen waren, konnten sie naemlich ploetzlich alle in den Stall, ganz freiwillig und ohne mein Geschubse. Doch dafuer muss es offensichtlich kaelter als -10 Grad sein.

Das zweite Bild sagt uns, euch, dass sich draussen nix mehr getan hat. Tank ist nicht weiter zugebuddelt, sondern nur zugeschneit. Winter aendert alles. Oder vielleicht war ich auch mal wieder zu naiv, als ich dachte, da koenne sich noch was tun. Aber egal. Wasser bekomme ich auch so, weiss ich ja, wie das geht. Holz gibt es inzwischen auch noch mehr, und ich kann es mir gemuetlich machen. Und so dachte ich mir heute morgen, dass ich schnell alle Tiere versorge …

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… und dann beim Fruehstueck ein bisschen schreibe. Jetzt ist es nach ein Uhr, weil ich naemlich unbedingt lernen wollte, wie ich ein Video bearbeite. Das dauert in meinem Alter doch schon eine ganze Weile…

Zum Video gehoert diese kleine Geschichte. Vor zwei Wochen kamen endlich die schon lange bestellten Dachsparren, das noetige Bauholz und die Dachbleche fuer das vom Chef noch laenger geplante „machine shed“, die „Remise“ oder wie auch immer man so ein dreiseitig geschlossenes Gebaeude nennen will. Die Sparren sind komplett zusammengetackert und entsprechend sperrig, haha. Auf eventuelle Probleme beim Abladen wurde ich bei der Bezahlung hingewiesen, aber beim letzten Mal hatte es prima geklappt.

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Aber spannend ist es schon, wenn der LKW kommt und den mitgebrachten dreiraedrigen Gabelstapler ablaedt und dann loslegt. Die Dinger sind unglaublich beweglich und auch sehr gelaendegaengig. Der Fahrer fuhr super-vorsichtig, tarierte mehrfach neu aus, um den besten Auflagepunkt fuer die Sparren zu finden, und wagte dann das Manoever.

Eieiei! Vor Schreck entglitt mir fast das Telefon, wie man sieht. Aber, oh Wunder, alles blieb heile. Grosse Erleichterung, vor allem, glaube ich, beim Fahrer.

Aber nun schneit es wieder vom Himmel hoch, die vom Chef angefragte Hilfskraft hat noch anderweitig zu tun, und so liegen die Baumaterialien herum, mir meist im Weg.

Wenn es so grau ist, wie in den letzten Tagen oefter, dann ist das ganze Solarstrom-Konzept Makulatur, und ich habe leider taeglich stundenlang das Generatorgedroehne im Hintergrund. Denn weil es dabei auch nicht sehr kalt ist, laeuft die Gefriertruhe draussen regelmaessig, und wir brauchen an den Tagen viel mehr Licht, und gegen eventuelle Winterdepris will ich schoene Musik etc.pp. Auf lange Sicht werden wir sicher noch Solaranlagenkapazitaet draufsatteln muessen.

Gegen Winterdepris helfen als Praeventivmassnahme auch Ausfluege, selbst wenn sie nur nach Valleyview gehen. Gestern gab’s Friseur und Pedikuere – Luxus und Vorbereitung fuer die fest eingeplanten Aquapower-Stunden (danke an die aeltere Tochter fuer den jugendlichen Begriff 😉 ) Da will man ja nicht zauselig und mit ungepflegten Fuessen auftauchen! Ich hab mir sogar einen neuen Badeanzug gekauft. Ein scheussliches Unterfangen, und das Ergebnis ueberzeugt mich nicht wirklich. Aber es musste sein, ich hatte wenig Zeit und wenig Auswahl, und ich troeste mich damit, dass ich ja die meiste Zeit hoffentlich bis auf den Kopf unter Wasser bin.

Nach dem Luxus besuchte ich nach ewigen Zeiten mal wieder den Farmers‘ Market, und siehe da, ich wurde von mehreren Haendlern angesprochen, ob ich nicht wieder die Leitung uebernehmen wolle. Meine damalige Nachfolgerin will aufhoeren, und jetzt ist man auf der Suche. Und ich muss ernsthaft nachdenken…

Schliesslich schaute ich noch in der Buecherei vorbei – das tue ich viel zu selten. Wenn  ich naemlich da bin, merke ich immer wieder, wie himmlisch ich Buechereien finde. Prompt traf ich auch Frau Katrin, und so ergaben sich interessante Gespraechsthemen. Angedacht ist jetzt ein Stricktreff nach der Aquapower. Du meine Guete, wenn das keine sozialen Aktivitaeten sind, dann weiss ich es nicht… Der Winter macht’s moeglich.

Was der Winter auch erlaubt, und das waere dann der wirklich gemuetliche Teil, ist Stricken. Weil es morgens lange dunkel ist, ich aber trotzdem frueh auf bin, goenne ich mir schon dann ein paar Strickminuetchen. Und abends, mit oder ohne Inspektor Morse, geht es weiter. Bis jetzt gibt es eine Strickjacke, ein Tuch, eine fast fertige Muetze und halb fertige Socken (die sind aber fuer den Inspektor nebenher fast zu kompliziert und haben dementsprechend viele Fehler – egal). Die Strickjacke, und hier horcht vielleicht ein Teil der Leserschaft auf, hat lange gebraucht. Angefangen habe ich mit dem Spinnen der Wolle von schwarzem Milchschaf und rauhwolligem pommerschen Landschaf schon in Deutschland. Dann reiste der ganze Schlamassel mit mir nach Kanada, lag hier noch ein Jahr rum, aber dann wurde mir immer kuehler. Jetzt fehlen der Jacke nur noch ein paar Knoepfe, aber ich trage sie schon oft.

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Eher so grau uebrigens war es auch bei meinem neuen Zahnarzt. Von den deprimierenden Farben mal abgesehen, ein beeindruckendes Erlebnis.

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Auf dem Foto ist nur einer von zwei Weihnachtsbaeumen im Wartezimmer zu sehen. Unechter Kamin, aber Netflix im Wartezimmer und (in jedem) Behandlungszimmer, noch nie sind so viele Fotos (ohne Roentgen, obwohl es davon auch viel gab) von meinen Zaehnen gemacht worden, und noch nie hatte ich soviel Technik im Mund. Dass es dann mit der Instant-Kroenung doch nicht geklappt hat und ich nochmal hin darf, war vielleicht einfach Pech.

Ueber vier Stunden genoss ich den Blick auf die tristen Wandfarben und das ebenso trist-farbene Kunstwerk (auf Netflix habe ich verzichtet), die den schoenen Klimt- und Miro-Reproduktionen bei Prof. Dr. W.-M. in N. nicht das Wasser reichen koennen. Wie gut, dass ich meine buntesten Socken trug, denn: Auch in der Arztpraxis zieht sich der/die korrekte Albertaner/in die Schuhe aus. Jawohl. Aber der Zahnarzt war nett, und die Assistentin auch. Nur die Weihnachtsmusik, auf die haette ich nach spaetestens zwei Stunden verzichten koennen.

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Und selbst im Winter gibt’s bei tiefstehender Sonne draussen immer mal die schoensten Farben. Dazu einen aufgehenden blassen Fast-Vollmond.

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Und schwupp – da ist der Winter

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Und zwar alles inklusive, Schneefloeckchen – Weissroeckchen, -12 Grad, und die Abdeckung aller Dinge, die noch so draussen rumstanden oder -lagen. Ich habe das Gefuehl, dass das jetzt ernst ist. Sehr frei nach Rilke wuerde ich sagen: Was jetzt nicht im Haus ist, kommt auch nicht mehr rein, und was unterm Schnee ist, wird dort lange bleiben.

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In diesem Fall wohl auch der Tank… Das war nicht ganz so geplant.

Gestern und vorgestern hatten wir Hilfe, und so ist der zweite Holzschuppen fast voll geworden. Diese Woche soll es aber noch weitergehen. Die Antwort auf meine Frage, wieviel Brennholz wir denn wohl noch braeuchten, war: So viel wie moeglich. Na dann. Durch den Wegebau ist auch so allerhand Holz angefallen, jetzt gilt es nur, das nicht im Schnee zu verlieren.

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Heute habe ich dann noch schnell die optimistisch im Schlussverkauf erworbenen Baeume und Straeucher im Garten eingeschlagen, endgueltige Plaetze muss ich dann im Fruehjahr finden. Bei solchen Arbeiten wird mir auch schoen warm, bis in die Zaehnespitzen ;).

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Zwei Apfelbaeume, ein Rotdorn, drei Flieder, eine Kirsche (aber nicht wie in Deutschland mit Stamm, sondern als Strauch), Aroniabeeren, Traubenkirschen, Himbeeren, rote Johannisbeeren, und fuenf Saeulenaspenbabies. Ich hab sie schoen eingebuddelt, abgedeckt und ihnen einen guten Winter gewuenscht – jetzt kann ich nur hoffen, dass das klappt.

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Eisblumen an den Fenstern des alten Kuechenanbaus – die Tuer bleibt ueber Winter zu, weil sie festschneit. Aber selbst im Winter bleibt der Anbau einer meiner Lieblingsplaetze.

Die Esel und Lamas nehmen die Entwicklung noch ganz gelassen hin. Sie sehen immer runder aus, und ein paar Eiszapfen im Gesicht haben noch keinem geschadet, scheint es.

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Bis auf wenige Hagebutten, die noch an den Rosen haengen, sind die Farben aus der Natur verschwunden. Die Esel passen sich der neutralen Farbpalette hervorragend an. Eben trabten sie froehlich durch den Wald und folgten mir auch mit Schwung auf einem Gang am Zaun entlang – der leider durch den Wind in den vergangenen Wochen doch ziemlich gelitten hat. Es wird bei einer kleinen Reparatur bleiben muessen.

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Denn Winter heisst auf jeden Fall: Alles wird heruntergefahren, bis auf die Oefen. Und heute merke ich zum ersten Mal ein bisschen von dem Winterschlafgefuehl und davon, dass der Druck weniger wird. Was mir ganz wichtig war, die Gehoelze, sind versorgt. Mit dem Brennholz koennten wir schon jetzt vielleicht hinkommen. Alles Gemuese ist sicher im Haus, und da wird es jetzt in der Vorratskammer auch kuehl genug. Ueber den nicht fertig eingebuddelten Tank denke ich einfach nicht nach, da kann ich eh nix machen. Es soll kraeftig weiter frieren, so sagt der Wetterbericht, dann werden auch die neuen Wege gut begehbar und die Matsche verschwindet, so dass der Nachbar problemlos Heu anliefern kann. Die Schweineheizung im Huehnerhaus funktioniert schon prima. Jetzt fehlt noch ein Hirsch in der Truhe. Der Mann arbeitet dran. Ich dagegen widme mich meinen Strickprojekten. Ich mag Winter.

 

 

Der Neue auf dem Gefluegelhof

Spass habe ich ja an unserem gesamten Zoo. Heute morgen beim Fuettern dachte ich noch so ueber die Aussage meines – nach wie vor sehr geschaetzten – frueheren Heilpraktikers nach, der meinte, ich habe nur so viele Tiere, weil ich Probleme mit Menschen haette. Mag sein. Aber inzwischen ist mir das egal, und wenn es stimmt, dann ist das doch eine wunderbare und ueberwiegend friedliche Loesung solcher Probleme.

Der Gefluegelhof ist sowas wie mein wasserarmes Aquarium. Ich koennte den Huehnern und Puten ewig zuschauen. Vor allem die Puten finde ich super-interessant und aehnlich schoen wie Elche. Sie sind so merkwuerdig, dass man sie einfach lieben muss. Finde ich jedenfalls. Die fuenf Alt- und sieben Jungputen bewegen sich meist wie ein einheitlicher Organismus ueber’s Land, auch wenn es zunehmend interne Querelen unter den Teenagern gibt (das scheinen ueberwiegend Haehne zu sein). Sie haben mir im Garten Unterstuetzung geleistet und Kleinkram aufgeraeumt, wie auch die Schweine sich sehr engagiert haben.

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Sehr untersuchenswert finden sie im Moment den Bagger. Je hoeher, desto besser, auf dem Honeyhouse-Dach waren sie auch schon.

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Gestern brachte ich mir von einer Fahrt zu IKEA (Mehr Projekte!) noch einen neuen Hahn fuer unsere (Huehner-)Hennen mit. Der kam nicht direkt von IKEA, war auch schon komplett zusammengebaut. Es ist ein Mechelner, wie reinrassig, weiss ich nicht, aber von der Optik koennte es gut hinkommen. Ein dickes Ding, Vertreter einer belgischen Fleischrasse, die aber auch noch anstaendig Eier legen soll. Ein typisches Zweinutzungs-Huhn also, und das ist, was wir hier anstreben. Schon seit Jahren versuchen wir, unsere Huehner zu vergroessern, mit bescheidenem, aber stetigem Erfolg. Vorbei sind die Zwerghuhn-Formate, leider damit auch die entzueckenden Frisuren, die uns die Seidenhuhn-Gene ueber viele Jahre bescherten. Was von den Seidenhuehnern immer noch zu spueren und zu sehen ist, sind starke Brutlust und Unmengen Zehen. Beides nicht immer nur guenstig.

Nachdem unser Gandalf, der nette graue Hahn, das Zeitliche segnen musste, bekamen wir einen Ameraucana-Hahn geschenkt, der sehr schoen aussieht, aber kein frauenfreundliches Verhalten an den Tag legt. Die Damen moegen ihn nicht. Von ihm erhoffe ich mir aber im naechsten Fruehjahr die Gene fuer gruene oder blaugruene Eier!

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Der Neue ist nicht so schick, aber sehr interessant mit seinem Puschel-Popo und seinem merkwuerdig-stelzenden Gangwerk. Sehr beeindruckend finde ich seine Breite, wenn ich ihm auf den Ruecken schaue. Leider haelt er gar nicht still fuer aussagekraeftige Fotos. Zu aufregend sind die vielen Damen und der Konkurrent, mit dem er sich schon gleich heftige Gefechte geliefert hat. Da muessen sie jetzt durch, Platz ist genug, und Hennen sind auch ausreichend vorhanden – Frieden waere moeglich.

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Es tut sich was!

Haeufig habe ich das Gefuehl, dass wir voellig ohne Fortschritte so vor uns hin basteln oder auch eben nicht basteln. Im Moment aber passiert am laufenden Band etwas. Ich fange mal vorne an, sozusagen.

Vorletzten Sonntag, der Herr Chef und ich wollten uns noch ein bisschen bei Tee und Kaffee gemuetlich im Bett ueber die anstehenden Projekte unterhalten, da legen draussen die Hunde los und ich hoere laute Motorengeraeusche. Sehen konnte ich das:

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Und dann das.

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Der schon lange geplante Baggereinsatz, von mir mit sehr gemischten Gefuehlen erwartet, begann. Wie gesagt, es war Sonntag frueh, kurz vor acht. Auf meine Frage, warum er zu so einer Zeit unterwegs sei, antwortete der LKW-Fahrer: Ich will doch noch auf die Jagd gehen. Kaum war er weg, den ganzen Weg bis zum Highway, etwa 4 km, rueckwaerts, und zwar mit Schwung, da kam auch schon der Baggerbesitzer und -fahrer angeduest. Only in Alberta! Kurze Lagebesprechung bei Kaffee und los ging’s!

Zuerst wurde der alte Haufen Heu und Mist vom vorigen Winter in den Garten geschaufelt.

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Waere doch schade, wenn ich mich sonst haette langweilen muessen…

Dann wurde auf dem Weg in den Wald die irgendwann anzuschliessende Aussen-Holzheizung umgesetzt.

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Danach ging es krachend durch den Wald, das macht mir immer Magengrimmen. Ich kann es gar nicht gut vertragen, wenn Baeume fallen, aber ich gebe zu, dass der Chef den Weg auch nach Gesichtspunkten des geringsten Schadens festgelegt hatte. Die dicken Aspen sind alle stehengeblieben. Der Plan hinter diesem ersten Teil des Einsatzes war, den bereits bestehenden, aber arg vernachlaessigten Weg zum Biberteich wieder gangbar zu machen und vor allem an zwei, drei sehr nassen Stellen Uebergaenge zu bauen, teilweise sogar mit Verrohrung.

Hugo und ich machten zwischendurch mal einen Kontrollgang. Viel Zerstoerung, aber auch viel Aussicht auf bessere Zugaenglichkeit des Grundstueckes. Der Chef will sich naemlich am Biberteich dann ein (von mir so genanntes) Pratthuettchen bauen. Da kann er dann schmollen (sage ich) oder waehrend der Jagdsaison naeher an den Objekten der Begierde sitzen und mal Alleinzeit haben (sagt er). Ich denke dann so an Thoreau und Walden… Man wird sehen.

Als das dann erledigt war, nach knapp einer Woche, wenn auch nicht taeglichen Einsatzes, kam das Projekt, auf das ich schon die ganze Zeit gewartet hatte: Der Tank!

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Dieser Tank, mit einem Fassungsvermoegen von 1500 Gallonen, soll uns fliessendes Wasser im Haus ermoeglichen. Kanada ist theoretisch metrisch, schon seit den 70er Jahren – hat nur noch keiner gemerkt. 1500 Gallonen entsprechen je nach System, Imperial oder „Standard“, 6819 oder 5678 Litern. Was wir haben, weiss ich nicht, hier koennen sie sich naemlich nicht entscheiden, ob sie original kanadisch-britisch wollen, also imperial, oder US-amerikanisch. Sammeln soll der Tank sowieso Regenwasser, und da kommt es auf die Zahlen nicht so sehr an wie auf die Frage, ob und wann der Tank voll wird, wie lange das Wasser haelt und ob es sauber genug fuer uns gehalten werden kann.

Angereist kam das blaue Ding aus Valleyview auf dem schon lange in Arbeit befindlichen „neuen“ Uralt-Truck, den ich jetzt aus offensichtlichen Gruenden den roten Rudolf nennen will. Rudolf wurde vom Herrn Chef fast komplett ueberholt und ist nun, wie ich finde, wirklich sehenswert mit seinen schicken roten Aufbauten. Ich habe schon einen Wohnwagen-Aufbau beantragt, das wurde aber bisher voellig ignoriert. Der Chef berichtet, dass das Fahren sehr lustig ist, weil: Starrachse vorne, man sitzt also extrem rumpelig. Aber Rudolf kann auch Allrad, und auf dem 15 Fuss (= 4,572 Meter) langen Deck sollen demnaechst jede Menge Bienenkaesten in einem Rutsch transport werden. Ich plane auch die Beschaffung von Huehnerfutter in grossen Saecken, die etwa eine dreiviertel Tonne halten. Das ist dann viel wirtschaftlicher. Der rote Rudolf also. Ich freue mich schon auf meine erste Fahrt mit ihm.

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Vor dem Tankeinbau hatte ich ein bisschen Angst. Schliesslich befinden sich schon die drei Fundamente fuer den Glasanbau vorm Haus und an der Wand sind die extrem wichtigen PV-Platten.

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Aber der Baggerfahrer leistete Millimeterarbeit, fast, und alles ging glatt. Was die Gartenarbeit zur Herausforderung macht, naemlich der sehr tonige Boden, ist bei solchen Buddeleien ein Vorteil. Bis in eine Tiefe von gut zwei Metern tauchten nur ganz wenige kleine Steinchen auf, die Waende lassen sich senkrecht abstechen und stehen problemles, da broeselt nix.

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Als ich das schoene, rechtwinklige Loch sah, beantragte ich sofort noch mal dasselbe, aber neben dem Haus, fuer meinen lange gewuenschten Erdkeller. Und diesmal, diesmal haette es fast geklappt. Der Chef hatte schon genickt, da meinte der Baggerfahrer, wenn er aber jetzt das Loch buddele und wir dann nicht sofort zum Ausbau kaemen, dann sei der Winter da, und dann werde es schwierig, und deswegen…. Der Chef nickte wieder, und jetzt ist das auf’s Fruehjahr verschoben. Aber das ist auch wahrscheinlich gut so. Wir arbeiten wirklich mit geliehener Zeit, wie der Baggerfahrer sagte. Das Wetter kann jederzeit umschlagen und richtig wintrig werden, und dann will man nicht solche Loecher offen ums Haus haben. Der Tank wird jetzt noch ein bisschen isoliert, kriegt die erforderlichen Anschluesse und wird dann zugebuddelt. Wann dann das Glashaus darueber gebaut wird und die Leitungen ins Haus gelegt werden und schliesslich der Tank gefuellt wird – das steht in den Sternen. Der Anfang ist gemacht.

Und weil er schonmal so rumbuddelte, brachte der Baggerfahrer beim letzten Einsatz auch noch seinen Raeumer mit, den er selbst auf einem grossen Anhaenger transportieren kann, und schob auf dem besten Teil der Weide Stuempfe aus dem Weg und auf grosse Haufen. Auch das betrachte ich immer mit Unwohlsein, weil ich an die vielen kleinen Tiere denke, die in solchen Haufen und in morschen Stuempfen leben und/oder ueberwintern. Die Haufen will der Chef immer so gern anzuenden, aber jetzt bleibe ich ja hier ueber Winter und werde da ein Auge drauf haben. Nix gibt’s – es wird nicht gezuendelt! Das Gras waechst nach, auch wenn es im Moment noch wilder als vorher aussieht. Meine geplanten Paddocks jedenfalls werden wesentlich leichter zu bauen sein.

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Wie auf den Fotos zu sehen ist, begann der Einsatz noch mit Schnee auf der Erde, aber dann wurde und blieb es bilderbuch-schoen, mit blitzblauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Gestern aber troepfelte es ein bisschen, und bis zum Ende der ersten Novemberwoche droht uns der Wetterbericht mit Schauern und – eine traumhafte Kombi – Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt, nachts -15. Da muessen wir uns jetzt mal ranhalten mit den Draussen-Projekten.

 

 

#monochromemonday (fuer Frau Claudi)

 

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Oder auch „Neutrals“. Das sind die Farben, die sich mir beim Blick aus dem Fenster bieten. Ich finde das gar nicht so schlimm nach blauen sonnigen Tagen. Und mein freundschaftliches Verhaeltnis zum Schnee ist ja sattsam bekannt.

Wir haben langes Wochenende – Thanksgiving, Erntedank. Unsere Puten leben aber alle noch, und ich finde, Thanksgiving ist immer. In diesem Herbst faellt mir so ganz besonders auf, wie gut wir es haben. Immer oefter sind die Abendmahlzeiten komplett aus der Nachbarschaft, bis auf die Gewuerze. Gemuese aus dem Garten, Fleisch und Schmalz vom Nachbarhof, Eier von unseren Hennen, Milch, Sahne und Butter von meinem offiziellen Kuh-Anteil. Manchmal sogar Wein von Nachbarn!

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Und weil es gestern auch schon grau war, habe ich Dinge getan, die vor dem Winter noetig sind. Mal wieder die Asche rausgetragen, aber diesmal auch Ecken saubergemacht, in denen ICH noch nie war (der Chef dankenswerterweise aber schon). Mein Kuechenherd kommt urspruenglich aus Ontario, wie ich herausgefunden habe. Die Giesserei Findlay wurde 1974 geschlossen, mein Ofen scheint aus den 1930ern zu stammen. Er hat keine „schicken“ Chrom-Schnoerkel, und darueber bin ich sehr froh. Alles Staubfaenger, und Staub produzieren diese Oefen ja sehr erfolgreich.

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Zwei solche Aschekisten voll mit schwarz-grauem Staub habe ich rausgetragen. Fuer die mehr technisch Interessierten: Wenn ich das nicht tue, heizt der Ofen bescheiden, weil die Luft vor lauter Asche nicht gut zirkuliert. Beim Brotbacken hoert es dann ganz auf. Ebenso wichtig ist aber auch das Entfernen des manchmal entstehenden schwarzen Russes – der koennte naemlich unter unguenstigen Bedingungen an manchen Stellen Feuer fangen. Alles, was ich aus dem Ofen hole, kommt in den Garten. Im Grunde ein geschlossener Kreislauf: Baeume vom Land werden zu Asche vom Land wird zu Gemuese vom Land wird zu uns auf dem Land – und vielleicht irgendwann dann mal wieder zu Baeumen vom Land. Der Gedanke gefaellt mir.

Im monochromen bzw. neutralen Farbthema bleiben auch die Puten, obwohl sie inzwischen sehr an ihrer Faerbung gearbeitet haben und sich fast alle deutlich voneinander unterscheiden. (Bitte beachten Sie die bunten Metallteile: Das ist der Chef, der immer Farbreste in der Firma aufbraucht! Primaerfarben, ich mag nur das Rot. Aber werde ich gefragt? – Nicht wirklich. Macht nix.)

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Die Fl(ederm)aeuse sammeln sich in allen moeglichen und unmoeglichen Ecken. Was die so fuer den Winter vorhaben, bleibt raetselhaft. Auf dem leider sehr unscharfen Foto sind mindestens drei zu sehen, die zusammen ungefaehr so gross wie meine Faust sind, eher kleiner.IMG_3908 2

Hugo goennt sich als Farbtupfer das gruene Halfter, doch der Federschmuck, von den Puten, ist ebenfalls dezent. Beim Spaziergang am Samstag musste ich sehr an meine ersten Esel in Deutschland denken. Ich war ein beginnender Teenager, bestenfalls, vielleicht auch erst 11 oder 12 Jahre alt. Wenn ich mit meinen Eseln die Strasse ueberquerte, suchte und fand oft einer die ausgetrocknete Pfuetze am Strassenrand, in der man ein wunderbares Staubbad nehmen konnte. Der Verkehr, obwohl er mit dem heutigen nicht mehr zu vergleichen ist, wurde dadurch auch damals schon sehr verlangsamt. Und auch mein Hugo musste sich dringend waelzen.

Weiter ging’s mit dem sehr typischen Nasenschuffeln. Das muss doch weh tun!

Heute morgen wechselte das Farbthema dann zu Schwarz-Weiss, unsichtbar. Doch nicht unriechbar.

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Irgendwann war da ein Stinktier unterm Holzschuppen! Der ganze Hof riecht danach, leider der kleine Hund auch, vom blossen Suchen. Aber: Ich bin ja Frettchen-erprobt, und so schlimm, wie alle sagen, finde ich es gar nicht. Ich hoffe nur, dass es nicht in den Huehnerstall geht. Die Hunde jedenfalls sind in hellem Aufruhr.

 

 

 

Tauziehen

So kommt es mir im Moment vor. Herbst und Winter machen sich gegenseitig die Buehne streitig. Der Ausgang ist nicht ungewiss. Es gibt Tage wie diesen.

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Kalt, aber blau und sonnig. Als ich um fuenf Uhr morgens aus dem Fenster guckte, war alles weiss, und an Nordboeschungen bleibt der Schnee von gestern, buchstaeblich, schon liegen.

Und es gibt Tage wie diesen.

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Die Baeume scheinen ein bisschen ueberrascht von dem fruehen Kaelteeinbruch, und bieten vielleicht deswegen besonders interessante Farbwechsel. Nach einer (weiteren) kalten Nacht bringt jeder noch so kleine Windhauch Wolken von losen Blaettern in Bewegung, einer der Baeume vorm Fenster wurde fast ueber Nacht kahl.

Die Damen tragen schon Wintermaentel incl. Winterohren. Und Alma findet, Rippenpolster sind voll im Trend.

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Heute morgen ist der Dugout zum ersten Mal komplett zugefroren. Ich habe noch nicht herausgefunden, wo unser neuester Nachbar, ein Bisam, jetzt aus seinem Bau kommt. Stelle ich mir ziemlich klaustrophobisch vor, so eine Wohnsituation.

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Der Chef tut Herbstdinge. Sitzt morgens frueh auf dem Hochsitz. (Leider jagen offensichtlich viele Albertaner vom Auto aus, und zu diesem Zwecke fahren sie extrem langsam bei uns vorbei – da kriege ich natuerlich sofort einen Hals GT, tolerant und sanftmuetig, wie ich bin.) Der Chef aber jagt zu Fuss. Und zu Hause raeuchert er Wurst und Schinken.

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Und bastelt schoenste Wachskuchen. Die Einfahrt ist winterfertig, und alle Fundamente fuer neue Gebaeude sind gegossen. Eigentlich war der Plan, jedenfalls nach meinem Verstaendnis, dass diese Gebaeude in diesem Jahr gebaut wuerden, aber da hab ich wohl wieder was missverstanden 😉

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Die Brennholzvorraete sind leider schon wieder arg geschrumpft, da wird er  nachbessern muessen.

Im Garten sind immer noch die Moehren. Der Speiseplan wird winterlicher, mir ist nach Wurzelgemuese, Suppe und warm. Und statt der vielen Sommereier (z.B. in den kleinen Kloesschen in der Suppe) gibt’s demnaechst mehr Wurst.

Jetzt mach ich noch ein bisschen Apfelmus und Sauerkraut. Und mehr Apfelkuchen sehr fein. Schoenen Herbst allerseits!