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Und was ist hier los?

Fuer uns besonders interessant die Uhrzeit: Wir sind sozusagen kurz hinter dem Baeren hergelaufen, denn um 12:24 nahm Gereon die Karte aus der Kamera. Na, schoen, dass wenigstens einer noch da ist, wenn auch die dicke Baerenmama, die wir ueber Jahre gesehen haben, verschwunden scheint – schade!

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So, wo waren wir stehengeblieben?

Diese verflixte Grippe hat mich so derartig aus der Bahn geworfen, dass es wirklich nicht lustig ist. Eine ganze Woche im Delirium, kein Koffer ausgepackt, nichts vernuenftiges geschafft, nur rumgehustet, rumgehangen, geschwitzt, Kreislauf gehabt. Nicht nur fuehlte ich mich koerperlich wie ein Putzlumpen, auch mental ist das widerlich: Sah ich mich doch hier ankommen, die Aermel aufkrempeln und wie Superwoman zur Rettung vor dem Chaos einschweben. Tja, das war so gar nix. Aber jetzt, jetzt wird es, das spuere ich in den Knochen.

Und so schnappte ich mir heute morgen zum ersten Mal das alte Hundchen und wanderte Richtung Saegeplatz. Frisch-kuehle Morgenluft, Sonne knapp ueber dem Horizont, leider Generatorgeraeusche, aber sonst: Frieden. Der kleine Hund natuerlich auf wichtiger Mission vorneweg.

IMG_20160419_064459Und faengt im Sawmill Yard gleich an, irgendwas zu verbellen. Weil ich keine Heldin bin, habe ich umgedreht und bin Richtung Strasse, wo ich diesen schoenen, frisch ergruenten Baum sah.

IMG_20160419_065517Und waehrend ich noch so guckte, hoerte ich nach langen Jahren zum ersten Mal wieder: den Wolf! Fast wie im Oberbergischen, dachte ich mir… Mit schoener, sonorer Schauerstimme heulte er ein Ruendchen hinter mir rum. Die Hunde reagieren darauf ganz anders als auf Koyoten, naemlich nur mit kurzem Bellen und dann, so wirkt es, mit beeindrucktem Schweigen. Ich hoere ihn gern, es ist ein ganz einzigartiger Ton bzw Gesang. Die Chef-Reaktion (musste ich natuerlich gleich informieren): Ja, dann stell mal die Knarre neben die Tuer… Aber nix gibt’s, so lange ich hier bin, werden keine Woelfe einfach so geschossen, no way! Ausserdem steht Bauer Albert bestimmt sowieso mit Gewehr bei Fuss, denn es ist Kalbezeit, und da will man natuerlich wirklich nicht so dringend einen Wolf um die Kuehe schleichen haben. Er ist akut gefaehrdet, wenn er im Nordwesten bleibt.

Das ist also heute mein aktiver Einstieg ins albertanische Leben. Weiter geht’s jetzt mit der Steuererklaerung, ist ja auch was Feines.

Gedanken zum Puma

Nach so einem Zwischenfall geht mir doch so einiges durch den Kopf, und ich muss zugeben, dass ich mich draussen ein bisschen mulmig fuehle. An verschiedenen Stellen habe ich nun ueber den Puma gelesen, doch Gereons Ruhe habe ich noch nicht. Generell gilt wohl, dass Angriffe auf Menschen sehr selten sind und am ehesten, wenn entweder Jungtiere im Spiel sind oder der angreifende Puma sehr hungrig ist und keine andere Moeglichkeit der Nahrungsbeschaffung sieht. In einem Artikel ueber einen aggressiven Puma, der vor zwei Tagen in British Columbia nahe der US-Grenze erschossen wurde, hiess es, dass es sich um ein offensichtlich junges und voellig unterernaehrtes Tier handelte, das mehrfach Wanderer bedroht, aber nicht aktiv angegriffen hatte. Es wog nur gut 15 kg, das klingt gar nicht bedrohlich. In einer anderen Quelle las ich aber auch, dass durchschnittliche grosse Pumas, also zwischen 50 und 60 kg schwer, 60 bis 90 cm Schulterhoehe, 2 bis 2.4m lang mit Schwanz, Elche von bis zu 250 kg erlegen. Das macht klar, wie gut sie als Jaeger funktionieren. Gereons Empfehlung, dann eben ein bisschen auf die Ziegen aufzupassen, erscheint nicht so realistisch. Der Puma sass offensichtlich im Wald direkt neben dem Zaun, und man weiss, dass er typischerweise seine geplante Beute schleichend verfolgt, um sie dann nach nur zwei, drei Spruengen ueber 6 bis 15 m niederzureissen. In unserem Fall hier muss das sehr erfolgreich gewesen sein, weil wir nichts, aber auch gar nichts von der Ziege gehoert haben. Was ich im Nachhinein sehr beruhigend finde. Fuer Tinki, die wahrscheinlich einen ehrenvollen, schnellen Tod hatte, und auch fuer mich, die ich es gehasst haette, einen Kampf mitzubekommen.

Den Artikel, den das Umweltministerium von British Columbia im Internet veroeffentlicht, finde ich auch eher beruhigend: Angriffe auf Menschen sind extrem selten, Pumas sind sehr heimlich und zurueckhaltend und meiden den Menschen, wann immer sie koennen, und ihre Beute besteht zum ueberwiegenden Teil aus Hirschen, Hasen etc.

Ein ungutes Gefuehl bleibt… Sitzt das Ding jetzt da im Wald und guckt mir zu? Will es als naechstes Lili verspeisen? Hat es sich jetzt „eingeschossen“, wo das schon zweimal gut geklappt hat? Hat es womoeglich Kinderchen irgendwo im Busch, die hungrig sind und immer Ziegennachschub brauchen? Gereon will nachgucken gehen, ob er die Reste der Ziege findet. Ich bin da nicht scharf drauf. Er meinte, ich koenne ja eine Mistgabel mitnehmen. Ach ja? Ich denke, so mutig bin ich dann doch nicht.

Neuer Verpaechter!

Oder auch: Nicht das Jahr der Ziege!

IMG-20130803-00868Nachdem wir ja schon Euterverletzungen, einen Beinbruch, eine Blutung, einen Abszess etc.pp. hatten und ich sowieso im Ziegen-Abschaff-Modus bin, seht ihr hier den Chef, umgeben von den kleinen Katzen, wie er die groesste der Kleinkatzen beobachtet. Bild unscharf und verwackelt, weil ich das alles ganz schoen aufregend fand.

Heute war Kathrin hier, und wir hatten einen schoenen kleinen Spaziergang gemacht, dann wurschtelte der Chef draussen an der Wachsschmelze rum, ich spuelte drinnen, und die Ziegen frassen draussen. Irgendwann sah ich sie alle zusammen vorm Haus stehen und Richtung Osten gucken und dachte noch, es gibt wieder ein Grillfeuer oder irgendetwas aufregendes. Als ich rausging, guckten sie immer noch, und als ich in dieselbe Richtung blickte, entdeckte ich eine Ziege, die offensichtlich am Waldrand im Zaun hing und (vermeintlich) strampelte. Wir rasten los, Gereon schneller als ich, und als er fast bei der Ziege war, da sah ich ganz kurz nur ungefaehr sowas bei der Ziege:

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Wir sind schnell zurueck zum Haus, weil der Ziege sowieso nicht  mehr zu helfen war. (Sie strampelte nicht, sie war bereits mausetot, dies zur Beruhigung der Gemueter, was wir sahen, war der Versuch, sie durch den Zaun zu ziehen.) Eine Kopfzaehlung ergab, dass nicht nur eine, sondern zwei Ziegen fehlten. Und wir hatten nichts gemerkt! Natuerlich sind jetzt alle Ziegen und Schweine eingesperrt, und wir hoffen, dass der Puma sich nicht an einem Lama vergreifen will.

Es dauerte nicht lange, da entdeckten wir das Tier wieder in der Naehe der Ziege. Fernglas und Hocker schnell auf den Balkon geschafft, und dann haben wir den Krimi weiterverfolgt. Der Puma bewegte sich wirklich sehr katzenartig durch den dichten Wald, um die schon recht sperrig gewordene Ziege, Tinki, abzuholen. Das ging allerdings nicht ohne viel Aestegekrache. Bei dem Gedanken, dass wir nur wenige Stunden vorher an genau der Stelle vorbeigegangen und noch mit Schwein Lili geredet hatten, und dass wahrscheinlich erst zwei Stunden vorher ich aus dem Fenster die Ziegen beim Fressen beobachtet hatte, wird mir schon ein bisschen schwummrig.

Waehrend wir den Puma bei der Ziege beobachteten, fing Emmi an zu bellen, und man konnte an seinem Verhalten sehen, dass er sich nicht bedroht fuehlte. Natuerlich muessen wir annehmen, dass er heute bzw. gestern oder vorgestern, als er sich das erste Zicklein, ebenfalls ohne grosses Geschrei und Tumult holte, nicht zum ersten Mal hier war.

Schoenes Wetter – haha…

IMG-20130701-00803Sowas macht mir schlechte Laune! Es ist gerade 12 Uhr vorbei, und die Temperaturen auf der Westseite werden natuerlich wieder mindestens so weit steigen wie gestern, wo sie auf diesen haesslichen 40 standen. Trotz dieser Sonne haben wir nicht genuegend Strom, weil die Tiefkuehltruhe(n) permanent laufen muessen.

IMG-20130701-00804Alle haengen nur schlaff herum – bis auf die Moskitos, denen die Hitze so gar nichts ausmacht, zumal ueberall noch ausreichend Wasser steht.

On the Plus-Side: „Unsere“ Elche haben wieder Kinder, genau wie im vorigen Jahr einmal Zwillinge und einmal ein Einzelkind.

M2E77L219-219R385B330 M2E77L219-219R385B330Und die Herren der Elchschoepfung sind dabei, sich merkwuerdige Gebilde auf den Koepfen wachsen zu lassen.

M2E91L238-239R379B320Was ist das bloss mit diesem kleinen Kasten?

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Hyalophora fuer Lenzi :-)

Big Lakes-20130617-00734 Big Lakes-20130617-00733Natuerlich gibt es von der Columbia Silkmoth schoenere Fotos. Aber das ist „unsere“. Ich habe den Boden des Glasgefaesses eben gemessen: mindestens 10 cm Spannweite hatte der Flieger. Entdeckt hat ihn der Herr Chef, der ihn erst und ohne Brille fuer eine Fledermaus hielt, der  seltsam taumelig in einer Birke herumflog. Der Falter landete dann im Ziegenzaun, wo wir ihn einfangen konnten. Wie man auf den Fotos sieht, waren die Fluegel schon etwas laediert.

Gestern sah ich bei der Nachbarin auch einen Kolibri – immer wieder faszinierend, dass diese kleinen Dinger es so weit bis hier hinauf schaffen.

Selbst an der dicksten Matsche…

… findet sich noch etwas Gutes. Jedenfalls, wenn man ein Schwalbenschwanz in Alberta ist.

Big Lakes-20130617-00722Und nicht nur Matsche lieben sie, nein, noch schoener wird das alles anscheinend, wenn irgendwelche Tierexkremente beteiligt sind, sprich Jauchepfuetzen, Misthaufen, und auch, wenn’s Blut gibt. So festgestellt, als wir kuerzlich Alfred wegen fortgesetzter Aggression (gegen mich, offensichtlich ungeeignete Fuehrungspersoenlichkeit) schlachten mussten. Sofort waren die Schwalbenschwaenze in Gruppen da. Und auch hier, wo jetzt Alfreds Fell (Haut? Decke?) zwecks Enthaarung in einem Asche-Matsche-Bett liegt, haben sie sich eingefunden.

Big Lakes-20130617-00726Ersichtlich wird aus den Bildern vielleicht auch, dass heute endlich, endlich mal wieder die Sonne scheint! Und seit gestern mittag hat es nicht mehr geregnet! Nach Tagen heftiger Niederschlaege ist das wunderbar. Die Ziegen liegen in der Sonne, die Huehner wandern entspannt. Nur ich, ich bin drinnen, weil ich auf einen Anruf warte, der mich vielleicht der doppelten Staatsbuergerschaft naeherbringt. Mal schauen.

Meet the neighbours – Mama and the Mechanics

Zuerst hat uns dieses juengere Wesen eine Kamera „unfachmaennisch abmontiert“.

M2E77L215-216R385B331Also kam die verbleibende Kamera an diesen Platz. Und dann tauchten Mama and the Mechanics auf, dieselben, die sich schon voriges Jahr mehrfach hatten ablichten lassen und auch da eine Kamera abmontiert hatten. Tztz! Die haben bestimmt keine Haftpflichtversicherung fuer derlei kleine Unfaelle.

M2E77L226-224R378B324M2E77L226-224R378B324M2E77L225-224R378B324M2E77L225-224R378B324Nach diesem Foto drehten die beiden nochmal um, man sah einen „Arm“ und danach wieder viel Himmel… Und jetzt ist keine Kamera mehr vor Ort.

Heute morgen dachte ich darueber nach. Wahrscheinlich sind diese Nachbarn uns oft raeumlich naeher als die Menschen-Nachbarn, auch wenn wir sie nicht sehen. Selbst Gereon, der ja sehr entspannt im Busch ist, warnte Kathrin und Reto eindringlich, die Baerin nicht unbedingt aus der Naehe anschauen zu wollen, sondern beim Entdecken sofort den Rueckzug anzutreten. Ich habe sowieso einen Heidenrespekt vor ihr. Gleichzeitig dachte ich so bei mir, dass wir uns wahrscheinlich in unseren Ansichten naeher sind als ich der Menschen-Nachbarin (und erst recht dem Nachbarn) meist bin. Ich find’s schoen, dass du da bist, Nach-Baerin, mit deiner Familie. Lass uns nur jede auf ihrem Weg bleiben.

Un ich sach noch – die Zweite

Der Chef fuehrt sein neues Spielzeug aus, eine Winchester 30-30. Das ist das Ding, fuer welches ich als Ausrede diene, sozusagen das Waffen-Aequivalent eines Damenspatens. Ich habe nach wie vor sehr gemischte Gefuehle, immerhin aber habe ich schon Laden und Entladen und derlei Dinge geuebt. Nach wie vor jedoch keinen Schuss abgegeben. Je laenger ich trocken uebe, desto unwahrscheinlicher scheint mir das auch. Mir tut die Schulter schon beim Anlegen weh, an den Rueckstoss mag ich gar nicht denken.

ABER: Ausfuehren war angesagt. Er wollte eine Moeglichkeit durch das fliessende Wasser finden, das uns jetzt im Norden vom Rest unseres Landes abschneidet. Und waehrend wir so wateten, sagte ich noch: Jetzt wird es sicher trotz Schnee und Eis und Kaelte nicht mehr lange dauern, bis die ersten Froesche auftauchen. Denn vor Gereons Fuessen waren tatsaechlich auch schon ziemlich optimistische Sumpfdotterbluemchen zu erkennen, die in dem eisigen Wasser unverdrossen nach oben strebten. Und tatsaechlich und fast unglaublich, wenn man sich die Lage anschaut: auf dem Rueckweg hoerte ich einen Frosch! Also wenn’s jetzt nix wird mit dem Fruehling, dann weiss ich es nicht.

Es ist, als ob hier alles unterm Schnee in den Startloechern gesessen hat. Mein Rhabarber war kurzfristig innerhalb von 2 Tagen 15 cm hoch – dann aber muss wohl eine Ziege gekommen sein, er ist jedenfalls abgefressen. In den aus dem Schnee ausgebuddelten Toepfen spriesst Schnittlauch, die Huehner picken erstes Gruen, und in der Spitze einer Fichte singt ein Robin, unsere rotkehlige Drosselvariante.

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